Terrorgeständnis
15. März 2007Khalid Scheich Mohammed war bereits am vergangenen Freitag vom US-Militär auf Guantanamo verhört worden. Dabei bekannte er sich nach Militärangaben für schuldig: "Ich war von A bis Z verantwortlich für die Operation 11. September", erklärte der Pakistaner einer Mitschrift zufolge, die das Militär am Mittwoch (14.3.2007) veröffentlichte. Demnach übernahm er ebenfalls die Verantwortung für rund 30 Anschläge und Anschlagsversuche in den vergangenen Jahrzehnten. Darunter waren fehlgeschlagene Attentate auf den verstorbenen Papst Johannes Paul II. und die ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und Jimmy Carter, aber auch die tödlichen Bombenanschläge von Bali.
Die Anhörung vor einem dreiköpfigen Militär-Gremium fand in dem US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba hinter verschlossenen Türen statt. Das Pentagon schwärzte einige Passagen von Mohammeds Aussage, der 2003 in Pakistan verhaftet worden war. In einer dieser geschwärzten Passagen erklärte Mohammed nach Informationen der Nachrichtenagentur AP, er sei auch für die Enthauptung des in Pakistan 2002 entführten US-Reporters Daniel Pearl verantwortlich.
"Geständnis" ohne Anwälte – war Folter im Spiel?
Scheich Mohammed erklärte, der US-Geheimdienst CIA habe ihn unmittelbar nach der Festnahme gefoltert. Später in dem 26 Seiten langen Transkript sagt er, sein Geständnis erfolge nicht unter Zwang. Der Vorsitzende bei der Anhörung, ein Oberst, fragte Mohammed ausdrücklich, ob er seine Aussage mache, nachdem Zwang, oder "um Ihr Wort zu benutzen, Sie behaupten Folter", ausgeübt worden sei. Teile von Mohammeds Aussage dazu wurden aus dem Transkript gelöscht und seine Antwort in diesem Punkt blieb unklar.
Die Anhörung hatte bereits am Freitag unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Verteidiger waren nicht zugelassen. Auch Journalisten wurden ausgeschlossen. Scheich Mohammeds Aussage war von einem US-Offizier verlesen worden. Nach Angaben des Pentagon sollte bei der Anhörung geklärt werden, ob Mohammed und 13 weitere Verdächtige zu Recht als "feindliche Kämpfer" eingestuft und festgehalten werden. Diese Entscheidung ist Voraussetzung für eine Anklage und eine Aburteilung vor einem Militärtribunal.
Anschläge in allen Ecken der Welt
Nach Angaben des US-Militärs war Sheich Mohammed bis zu seiner Festnahme im Mai 2003 der Milizenchef der El Kaida. Er selbst erklärte laut der Mitschrift, er habe nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eine zweite Angriffswelle geplant. Ziele seien der Library Tower in Kalifornien, der Sears Tower in Chicago, die Plaza Bank in Washington State und das Empire State Building in New York gewesen. Er sei zudem für die Planung und Finanzierung von Anschlägen verantwortlich gewesen, bei denen US-Militärschiffe und Öltanker in der Straße von Gibraltar, der Straße von Hormus und dem Hafen von Singapur zerstört werden sollten.
Auch das erste Attentat auf das World Trade Center 1993, die Bombenanschläge von Bali 2002 sowie auf eine Touristenanlage in Kenia gehen dem Protokoll zufolge auf Scheich Mohammeds Konto. Zudem habe er hinter dem gescheiterten Versuch des "Schuhbombers" Richard Reid gesteckt, ein Passagierflugzeug im Dezember 2002 auf dem Flug von Paris nach Miami in die Luft zu sprengen. "Ich war verantwortlich für die Planung, Überwachung und Finanzierung der Operation auf britischem Boden, um den Flughafen Heathrow, das Canary Wharf Building und den Big Ben zu zerstören", erklärte der Pakistaner.
Weitere Niederschriften veröffentlicht
Das Pentagon veröffentlichte auch Niederschriften von Anhörungen im Fall des Libyers Abu Faradsch al Libi und des Jemeniten Ramsi Binalschib. Er soll Scheich Mohammed bei der Planung der Anschläge vom 11. September geholfen haben. Al Libi soll im Dezember 2003 innerhalb von elf Tagen zwei Attentate auf den pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf organisiert haben.
Sechs der 14 Verdächtigen wurden bereits verhört, um zu klären, ob sie zu "feindlichen Kämpfern" erklärt werden können. Sie alle wurden im vergangenen September von geheimen CIA-Gefängnissen nach Guantanamo gebracht, wo die USA 385 Personen gefangen halten, die nach Vermutung der US-Behörden Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida oder den afghanischen Taliban haben. (rri)