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Internet aus der Luft

Peter Hille31. Juli 2015

Ein Internetzugang in der Wüste, im Dschungel, in den Bergen? Geht es nach Facebook und Google, dann kommt er per Drohne und Ballon. Ein Marketing-Gag? Vielleicht. Denn andere Wege könnten schneller ans Ziel führen.

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Facebook Drohne (Foto: Facebook via AP)
Steht noch im Hangar: Die Facebook-DrohneBild: picture alliance/AP Photo

"Aquila", der Adler. Diesen lateinischen Namen hat Facebook seiner neuen Drohne gegeben. Doch während der Adler in die Luft steigt, um sich Beute zu schnappen, soll Facebooks "Aquila" nicht rauben, sondern bringen. Das Internet bis in die letzten Winkel der Erde zu tragen, das ist das Ziel des Projekts. "Um jeden ans Netz anzuschließen, und zwar zu tragbaren Kosten, brauchen wir ganz neue Technologien", schreibt Facebook-Chef Mark Zuckerberg auf seiner Pinnwand.

Stolz präsentiert er dort "Aquila", die Drohne, die bald zu Testflügen aufsteigen soll. "Sie hat die Spannweite einer Boeing 737, wiegt aber weniger als ein Auto und kann monatelang in der Luft bleiben." Die Drohne erhält ihre Energie über Solarpaneele. Nachdem sie von einem Ballon in die Luft emporgehoben wurde, soll sie in 18 bis 27 Kilometern kreisen. Per Laser können die unbemannten Flugkörper dann miteinander und mit Antennen am Boden Daten austauschen. Voilà: Internet, egal wo.

Knoten statt Drohnen

"Wahrscheinlich denken Sie wirklich, dass es so funktioniert" sagt Phares Kariuki. "Aber das ist der klassische Fall einer Planung, die an den Nutzern vorbeigeht." Kariuki hat in Nairobi die Firma Angani gegründet, die als "robuste, erweiterbare und lokale Datenplattform" für den afrikanischen Kontinent Server sowie komplette Internetlösungen bereitstellt. "Der Weg, auf dem sich abgelegene Dörfer mit den Städten vernetzen, folgt nicht dem Muster, das Facebook oder Google gerne sehen würden", so Kariuki.

Infografik Flughöhen im Vergleich

Was seiner Meinung nach wirklich helfen würde, wären Internet-Knoten in den großen Städten wie Nairobi. Über diese Knoten sind die weltweiten Datennetze miteinander verbunden, die Mehrzahl der Schnittstellen befindet sich dabei in den USA und in Europa. "Solch ein Knoten in Kenia, verbunden mit Investitionen in lokale Internetanbieter, würde die Kosten des Internetzugangs hier merklich reduzieren", sagt Kariuki.

Billig ist besser

Will ein Nutzer in Nairobi etwa ein Video auf der Facebook-Seite eines Freundes sehen, dann läuft der Datenverkehr meist über weite Wege durch teure Unterseekabel bis nach Europa und Nordamerika. Kosten, die seinem Anbieter in Rechnung gestellt werden und die er am Ende mit hohen Internetgebühren selbst trägt. Den Content lokal zur Verfügung zu stellen, könnte die Internetkosten für Nutzer in Afrika nach Berechnung von Angani halbieren und den Internetverkehr versiebenfachen.

Phares Kariuki (Photo: privat)
IT-Experte Phares Kariuki (links im Bild)Bild: Phares Kariuki

Kariuki ist überzeugt, dass es keine exotischen Lösungen wie Drohnen braucht, um abgehängte Weltregionen ans Netz zu bringen. Die Entwicklung werde genauso verlaufen wie in Europa und den USA: mehr Kabel, mehr Server, niedrigere Kosten. Dann würden nach und nach auch entlegene Gegenden den Anschluss finden. In der Zwischenzeit könnten Satelliten die Verbindung dorthin herstellen, wo das schwer möglich ist - eine erprobte Technik.

Licht und heiße Luft

Bei Facebook jedoch ist man begeistert von neuen Ideen. Hamid Hemmati hat für die NASA Lasertechnologien entwickelt und wird nun von Facebook dafür bezahlt, die Kommunikation zwischen den Drohnen und Empfangsantennen auf der Erde sicherzustellen. "Licht wird schon seit alters her für die Übermittlung von Nachrichten verwendet", so Hemmati. Auch für das Drohnenprojekt mache man sich Licht zunutze. "Wir schalten eine Lichtquelle an und aus, nur eben einige Milliarden Mal innerhalb einer Sekunde."

Google-Ballon kurz vor einem Testflug in Neuseeland (Photo: Google, dpa)
Google-Ballon kurz vor einem Testflug in NeuseelandBild: picture-alliance/dpa/Google

Ebenfalls an einer Internet-Drohne arbeitet Google. Der Konzern musste Anfang Mai jedoch einen Rückschlag hinnehmen. Die unbemannte Drohne "Solara 50" war kurz nach dem Start auf einem Testgelände in New Mexico abgestürzt. Mehr Erfolg könnte Google mit seinem Ballon-Programm haben, das bald in Sri Lanka getestet wird.

Kühn und werbewirksam

Welches Ziel verfolgen die Großkonzerne mit diesen Projekten? "Unsere große, kühne Mission ist es, die Welt transparenter und vernetzter zu machen", sagt Yael Maguire, der das "Vernetzungs-Labor" bei Facebook leitet. Facebook, wie auch Google dürften mit ihren Technologieprojekten langfristig jedoch nicht nur das Gemeinwohl im Blick haben. Gewinn machen sie mit Werbung. Die kann sehr gezielt platziert werden, da die Nutzer der Google- und Facebook-Dienste den Unternehmen viel über sich und ihre Vorlieben verraten. Ein Markt, den die Internet-Riesen rund um den Globus ausweiten wollen.

Gleichzeitig schaffen Google und Facebook mit spektakulären Projekten Aufmerksamkeit und verbessern ihr Image. Auf vielen Nachrichtenwebseiten werden die Videos von Google und Facebook zu ihren Projekten kommentarlos eingestellt. Und auch in diesem Artikel sind die Wörter Google und Facebook schließlich mehr als einmal gefallen.