Peter Lindberghs Visionen
"A Different Vision on Fashion Photography" heißt eine Schau über den berühmten Fotografen in der Kunsthal Rotterdam. Unter den 220 Werken: viele Ikonen der Modegeschichte.
Ikonen der Modefotografie
Selbst wenn Sie noch nie von Peter Lindbergh gehört haben, seine Arbeit kennen Sie mit Sicherheit. Sie läutete ein neues Zeitalter der Modefotografie ein. Seine Bilder von Linda Evangelista, Naomi Campbell, Tatjana Patitz, Cindy Crawford und Christy Turlington markieren den Beginn der Ära der Supermodels.
Vorbild Film
Lindberghs Markenzeichen sind seine Schwarz-Weiß-Bilder, mit denen er seit den späten 1970ern einen neuen Realismus in die Fotografie brachte. Er ließ sich vom Film inspirieren und spielte mit dem Prototyp der starken, selbstbewussten Frau. Seine Aufnahmen halfen dabei, das von der Modeindustrie vorgegebene Schönheitsideal neu zu definieren.
Kampf gegen die Oberflächlichkeit
Lindbergh nimmt seine gesellschaftliche Position sehr ernst. 2014 sagte er, dass es seine Rolle als Modefotograf sei, eine bestimmte soziale oder menschliche Realität zu reflektieren. In einem späteren Interview stellte er klar: "Das sollte in der Verantwortung der Fotografen von heute liegen: die Frauen zu befreien, einfach jeden zu befreien, vom Terror der Jugend und Perfektion."
Für den Makel
Als Photoshop-Gegner bildet Lindbergh das menschliche Gesicht mit all seinen Makeln ab. "Wie surreal ist die heutige kommerzielle Agenda, jedes Zeichen von Leben und Erfahrung zu retuschieren, ja, sogar die persönliche Wahrheit eines Gesichtes selbst?", wundert er sich in einem Interview mit Isabel Flower in der Zeitschrift "Art Forum". Hier im Bild: Schauspielerin Julianne Moore.
Gegen Elitarismus
Lindbergh ist berühmt für seine Modestrecken in der "Vogue" und Werbekampagnen für Luxusdesigner wie Chanel. Er macht aber keinen Unterschied zwischen seinen kommerziellen und seinen unkommerziellen Bildern. Die Einteilung von Fotografie in Auftragsarbeiten und sogenannte "Kunstfotografie" empfindet er als eine "gefährliche Art von Snobismus".
Fotograf mit Verantwortung
"Ein Modefotograf sollte dazu beitragen, das Bild der Frau und des Mannes in ihrer Zeit zu definieren, er sollte eine gewisse soziale und menschliche Wirklichkeit spiegeln", sagte Peter Lindbergh gegenüber der Zeitschrift "Art Forum".
Weit mehr als Modefotografie
Die Kunsthal Rotterdam zeigt bis zum 12. Februar 2016 eine Retrospektive des deutschen Fotografen Peter Lindbergh. Kuratiert wird die Ausstellung von Thierry-Maxime Loriot, der die Ausstellung wie eine Erzählung aufbaut. Unter den Exponaten sind bislang unbekannte Arbeiten, Notizen, Storyboards, Requisiten, Filme und Drucke. Hier eine Fotografie der französischen Elektro-Superstars Daft Punk.
Das Buch zur Ausstellung
Begleitend zur Ausstellung, die nach Rotterdam in anderen Museen gastieren wird, hat der deutsche Taschen Verlag ein Buch mit 400 Fotografien von Peter Lindbergh veröffentlicht. Der Begleittext von Kurator Thierry-Maxime Loriot beschäftigt sich intensiv mit Lindberghs Biografie und seiner Arbeitsweise.