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PolitikGlobal

Pew-Studie: Nicht alle Länder misstrauen Putin

11. Juli 2023

Nach einer Umfrage unter 24 Nationen ist das Ansehen von Russland seit Kriegsbeginn stark eingebrochen. Aber nicht überall. In manchen Ländern ist es sogar gestiegen.

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Wladimir Putin mit Indiens Premier Narendra Modi schütteln sich lächelnd die Hand, schauen in die Kamera, neben ihnen eine russische und eine indische Flagge
Putin mit Indiens Premier Modi im September 2022: In Indien ist das Ansehen Russlands und Putins gestiegenBild: Alexandr Demyanchuk/SPUTNIK/AFP

Russland und sein Präsident Wladimir Putin werden seit dem Überfall auf die Ukraine weltweit sehr negativ beurteilt - das hat eine Umfrage des Instituts Pew Research zwischen Februar und Mai 2023 in 24 Ländern ergeben. Aber es gibt demnach auch Länder, wo der russische Präsident und sein Land nach wie vor positiv gesehen werden, teilweise seit Kriegsbeginn sogar positiver als zuvor. 

Im Durchschnitt äußerten sich in allen befragten Ländern 82 Prozent der Menschen negativ, und 15 Prozent positiv zu Putin. Die Spitzenplätze beim Misstrauen nehmen Polen und Schweden ein, 98 Prozent von ihnen haben kein Vertrauen in Putin. Deutschland kommt etwas weiter hinten. Hier haben immerhin noch acht Prozent Vertrauen, dass Putin weltpolitisch das Richtige tue.

Am anderen Ende der Skala sehen sechs von zehn Menschen in Indien Russland und Putin positiv. In Indien und Indonesien ist der Wert seit der letzten Befragung 2019 sogar gestiegen, in Indien um 17 Punkte auf 57 Prozent. Die öffentliche Meinung ist ebenfalls wenig negativ in Kenia und Nigeria, wo rund vier von zehn positiv über Russland denken.

Die Meinung über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist laut Studie sehr gemischt. Ihm vertrauen in allen befragten Ländern zusammengenommen 51 Prozent, während ihm 39 Prozent misstrauen.

Seine Werte schwanken aber stark von Land zu Land, von 86 Prozent Vertrauen in Schweden bis nur elf Prozent in Ungarn. Selbst in den NATO-Staaten Griechenland und Italien vertrauen ihm weniger als die Hälfte, wobei ihn jüngere (18-39 Jahre alte) Befragte allgemein kritischer sehen als Ältere (ab 40 Jahre).

Russisches Gas und Öl trotz Krieg

In elf europäischen Staaten und in Indien (wo der Zugang zu russischem Öl ein wichtiges Thema ist) wurde die Bevölkerung gefragt, ob es wichtiger sei, hart mit Russland umzugehen, oder wichtiger, dass man den Import von russischem Öl und Gas aufrechterhalte.

Ergebnis: Insgesamt hielten 66 Prozent Härte für wichtiger, 29 Prozent den Zugang zu russischer Energie.  An vorderster Front der "Härte"-Länder stehen Schweden (etwa neun von zehn Befragten) und Polen.

In Ungarn, Indien und Griechenland lag der Anteil derer, die Russlands Politik verurteilen, nur bei jeweils etwa zwei von zehn. Für sieben von zehn Einwohner ist der Zugang zu russischen Energielieferungen wichtiger.

Parteipolitisch – auch danach fragte Pew - neigen die Anhänger rechtspopulistischer Parteien eher dazu, die Energielieferungen aus Russland höher zu veranschlagen. In Deutschland zum Beispiel sehen das sechs von zehn Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD) so; unter denen, die die AfD nicht unterstützen, sind es nur rund zwei von zehn.

Generell lässt sich nach dieser Umfrage sagen, dass Menschen, die sich zu rechtspopulistischen Parteien hingezogen fühlen, eher Vertrauen zu Putin haben als Menschen auf der Linken. Das gilt etwa für die Fidesz-Partei des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban, für Marine Le Pens Nationale Versammlung in Frankreich oder die AfD in Deutschland.

Hohe Zustimmung für die NATO in Polen

Die NATO, die die Ukraine mit Waffen und Ausbildung unterstützt, wird laut Pew-Studie nach einer Phase des Vertrauensverlusts seit einigen Jahren weltweit wieder positiver gesehen, zum Beispiel in Polen und Griechenland. Dagegen sehen Ungarn und Amerikaner die NATO heute negativer als vor einem Jahr. Am positivsten unter den NATO-Mitgliedern sehen die Polen das Bündnis mit 93 Prozent, am wenigstens positiv die Griechen mit nur 40 Prozent. Polen ist eines der Länder, die sich am stärksten von Russland bedroht fühlen.

Zerstörte Wohnhäuser
Durch Russland zerstörte Wohnhäuser in der Ukraine: Auch andere Länder fühlen sich bedrohtBild: Denis Vejas/JOKER/picture alliance

Befragte auf der politischen Rechten sehen die NATO nach der Umfrage generell positiver als diejenigen auf der Linken. Umgekehrt ist es in den USA: Hier haben Anhänger der Demokraten (76 Prozent) von Präsident Biden ein deutlich positiveres Bild von der NATO als die der Republikaner (49 Prozent).

Nur mäßiges Vertrauen in Biden, Macron und Scholz

Beim weltweiten Ansehen der Staatsmänner, die im Ukraine-Krieg besonders im Mittelpunkt stehen (neben Putin und Selenskyj US-Präsident Biden, Frankreichs Präsident Macron und Deutschlands Bundeskanzler Scholz), ergibt die Umfrage eine sehr klare Trennung: Wladimir Putin gegen alle anderen. Ihm misstraut eine große Mehrheit.

Das Vertrauen in die anderen Staats- und Regierungschefs ist allerdings ebenfalls nicht überragend. 54 Prozent der Befragten weltweit haben Vertrauen in Biden, 50 Prozent in Macron und 49 Prozent in Scholz. Das Vertrauen in Macron und Scholz habe allerdings seit 2022 gelitten, vor allem in den NATO-Ländern.

Biden genießt demnach besonders viel Vertrauen in Afrika und Lateinamerika, aber auch in Polen, Israel und Indien. Macron ist bei Deutschen und Griechen besonders hoch angesehen, Scholz genießt das größte Vertrauen bei den Niederländern, etwas weniger bei Franzosen und Italienern, während die Ungarn keinen der fünf Staatslenker sonderlich vertrauenerweckend finden. Indonesien wiederum ist das einzige befragte Land, in dem eine relative Mehrheit mehr Vertrauen in Putin als in jeden der anderen hat.

 

Christoph Hasselbach
Christoph Hasselbach Autor, Auslandskorrespondent und Kommentator für internationale Politik