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'Wood Wide Web'

Jennifer Collins
29. November 2017

Pilzen verdanken wir Bier, Penizillin, Sojasoße und vieles mehr. Aber die faszinierenden Organismen ermöglichen es Pflanzen auch, über eine Art Soziales Netzwerk Informationen und Nährstoffe auszutauschen.

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Pilze wachsen an einem bemoosten Baumstamm in der Provinz Guilan, Iran
Bild: farsnews

Mikroben, Tausendfüßler, Maulwürfe: Die Erde unter unseren Füßen ist voller Leben, das weitgehend unentdeckt bleibt. Ein weiterer Schatz ist das weitreichende unterirdische Netzwerk der Pilze, das es Pflanzen ermöglicht, Nährstoffe und Informationen auszutauschen. 

Diese fadenartigen Systeme aus Mycelien breiten sich unter dem Waldboden aus und verbinden die Wurzeln weit entfernter Bäume. Wissenschaftler haben dieses Netzwerk "Wood Wide Web" oder "Das natürliche Internet der Erde" getauft (letzterer Begriff stammt vom Pilzexperten Paul Stamets, der als Inspiration für den gleichnamigen Pilzexperten in der Fernsehserie "Star Trek: Discovery" diente, und dessen Arbeiten auch einige der wissenschaftlichen Konzepte der Serie beeinflusst haben.)

Diese Pilze leben in einer symbiotischen Beziehung mit Pflanzen, an deren Wurzeln sie sich ansiedeln. Die Pflanzen ernähren die Pilze mit Kohlenhydraten, und die unterirdischen Helfer führen ihren Wirten Wasser und Nährstoffe wie Stickstoff zu.

Pilzmyzel von einer nicht identifizierten Pilzart, das sich unter der Rinde eines verrottenden Baumastes befindet
Bild: imago

Der deutsche Botaniker und Mykologe (Pilzforscher) Albert Bernhard Frank erfand den Begriff Mykorrhiza, um im 19. Jahrhundert diese Beziehung in einem wissenschaftlichen Artikel über unterirdische Pilze und deren Rolle in der Ernährung gewisser Bäume zu beschreiben.

Rivalen und Verbündete

Erst in den letzten Jahren haben Wissenschafter begriffen, dass das "Wood Wide Web" mehr leistet, als den Austausch von Nährstoffen zwischen Pilzen und Pflanzen. Es erlaubt den Pflanzen auch, Ressourcen wie Kohlenstoff untereinander auszutauschen.

Noch versuchen Forscher, die Funktionen und den Umfang dieser Netzwerke zu entwirren. Sind sie beispielsweise zum Teil ein Zeichen von Kooperation oder in manchen Fällen von Rivalität?

Ein Fliegenpilz steht neben Fichtenzapfen im Wald
Bild: picture-alliance /dpa/K.-J. Hildenbrand

Bodenökologin Franciska de Vries von der Universität Manchester sagte 2016 gegenüber der Zeitschrift The Atlantic, dass stärkere Bäume, die in Dürreperioden noch Photosynthese betreiben können, Kohlenstoff an schwächere Bäume schicken könnten, wodurch sie die Widerstandsfähigkeit eines Waldes erhöhen. Andere "stehlen" Kohlenstoff. Es scheint auch so, als ob manche Pflanzen sich gegenseitig vor Gefahren wie Angriffen durch Blattläuse warnen, damit ihre Artgenossen sich wappnen können.  

Die Entdeckung wirft neue Fragen über die allgegenwärtigen und unverzichtbaren Pilze auf, die es in jedem Ökosytem auf Erden gibt und die in den meisten Landökosystemen eine entscheidende Rolle als Zersetzer - und dadurch als Nahrungslieferanten - spielen. Für Biologen gibt es noch viele offene Fragen über dieses Soziale Netzwerk der Pflanzen. Eins steht allerdings fest: die Vernetzung von Organismen in Ökosystemen reicht noch tiefer, als wir gedacht hatten.