Pflege-Thermometer: Heime am Limit
15. März 2018Fehlendes Personal auf der einen Seite, immer mehr schwerstkranke und sterbende Heimbewohner auf der anderen Seite: Das ist ein Ergebnis des Pflege-Thermometers 2018, das das Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP) in Berlin vorstellte. Sowohl bei der Kurzzeit- als auch bei der Langzeitpflege müssten Einrichtungen Pflegebedürftige und ihre Familien vertrösten oder zurückweisen.
Der Personalmangel ist zum Hauptproblem in der Altenpflege geworden. 17.000 Stellen in den rund 13.500 Pflegeeinrichtungen können derzeit nicht besetzt werden. In der ambulanten Altenpflege sind der Untersuchung zufolge weitere 21.000 Stellen noch offen. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des DIP, Michael Isfort, sagte, die von der großen Koalition versprochenen 8000 zusätzlichen Pflegestellen könnten angesichts dieser Zahlen keine schnelle Entlastung bringen.
71 Prozent der befragten Einrichtungen geben laut der bundesweiten, repräsentativen Studie an, dass bei ihnen Wartelisten auf vollstationäre Langzeitpflegeplätze bestehen. 84 Prozent lehnten Anfragen zur Kurzzeitpflege ab. Lediglich 38 Prozent beurteilen das Angebot der vollstationären Pflege in ihrer Region als umfänglich gesichert.
Die schweren Fälle nehmen zu
Laut Umfrage litten durchschnittlich zwei von drei Bewohnern an Formen der Demenz. 82 Prozent der Fachkräfte beobachten eine Zunahme an schweren medizinischen Problemlagen bei den Bewohnern.
Der Fachkräftemangel werde von den Einrichtungen als Nadelöhr der Entwicklung gesehen, sagte Isfort: 81 Prozent beurteilen die Bewerberlage insgesamt als unzureichend, 84 Prozent haben Schwierigkeiten, offene Stellen zeitnah zu besetzen, 83 Prozent beobachten eine Abnahme der Qualität der Bewerbungen.
Mitarbeiter stark belastet
Außerdem nahmen die befragten Leitungskräfte gegenüber dem Vorjahr steigende Belastungen für ihre Mitarbeiter wahr. Dies drückt sich in einer erhöhten Krankheitsdauer (43 Prozent), mehr Krankheitstagen (41 Prozent), der Krankheitsschwere (31 Prozent) und mehr geleisteten Überstunden (28 Prozent) aus.
"Die Politik ist aufgerufen, den Weg des 'Klein-Klein' zu verlassen und durch mutige Reformen die Dauerkrise in der Pflege zu beenden und die sich verschärfende Fachkräfteproblematik zu lösen", so Isfort. Ohne eine deutliche Anpassung, die das bestehende Personal spürbar entlasten müsse und gleichermaßen auch die Infrastruktur der Ausbildung in den Blick nehmen müssen, ließen sich keine substanziellen Veränderungen in der Versorgungssicherheit und Angebotsausweitung erzielen.
sth/fab (kna, epd)