Physik-Nobelpreis geht an drei Quantenforscher
4. Oktober 2022Der diesjährige Physik-Nobelpreis geht an drei Quantenforscher: den Franzosen Alain Aspect, den US-Amerikaner John F. Clauser und den Österreicher Anton Zeilinger. Das gab die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekannt. Die Physiker hätten bahnbrechende Experimente mit verschränkten Quantenzuständen durchgeführt, bei denen sich zwei Teilchen wie eine Einheit verhalten, auch wenn sie getrennt sind. Ihre Ergebnisse hätten den Weg geebnet für neue, auf Quanteninformation basierende Technologien, so die Jury.
Zeilinger, der per Telefon zugeschaltet war, erklärte auf der Pressekonferenz in Stockholm, er sei "geschockt", aber "auf positive Weise geschockt". Ein Journalist befragte den 77-Jährigen zur Quantenteleportation, worauf er erwiderte, sie funktioniere nicht so, wie etwa die US-Science-Fiction-Serie "Star Trek" es vorgeführt habe. Doch sie funktioniere. Der Fachbegriff bezeichnet das verbindungslose Übertragen der Eigenschaften eines Systems auf ein anderes.
Namensgeber eines Asteroiden
1997 war dem Österreicher erstmals eine Teleportation gelungen, was ihn auch außerhalb der Fachwelt zum gefragten Interviewpartner machte und ihm - in Anlehnung an das "Beamen" bei "Star Trek" - den Spitznamen "Mr. Beam" einbrachte. Nach dem Professor der Universität Wien, der in seiner Freizeit gern Cello spielt, ist auch ein Asteroid benannt.
Zeilinger wurde schon einmal gemeinsam mit Aspect und Clauser geehrt: 2010 erhielten sie den Wolf-Physikpreis. Der 75-jährige Aspect lehrt an der französischen Elitehochschule École polytechnique bei Paris. Clauser (79), der unter anderem an der New Yorker Columbia-Universität studierte, arbeitete in verschiedenen kalifornischen Laboren, etwa in Berkeley, sowie als selbständiger Erfinder und Berater.
Röntgen machte den Anfang
Der erste Physik-Nobelpreisträger war 1901 Wilhelm Conrad Röntgen. Seine herausragende Leistung war die Entdeckung der "X-Strahlen", die später nach ihm benannt wurden. Auch danach ging die weltweit wichtigste Auszeichnung auf dem Gebiet der Physik wiederholt an deutsche Fachvertreter, zuletzt 2021 an den Hamburger Meteorologen Klaus Hasselmann, der sich den Preis mit dem in Japan geborenen US-Amerikaner Syukuro Manabe und dem Italiener Giorgio Parisi teilte, und im Jahr davor an den Garchinger Astronomen Reinhard Genzel (mit Andrea Ghez, USA, und Roger Penrose, Großbritannien).
Nach zwei Jahren mit Corona-Beschränkungen und stark reduzierten Zeremonien setzt die Nobelstiftung darauf, dass die Geehrten in Stockholm gebührend feiern können - und zwar gemeinsam mit jenen Kolleginnen und Kollegen, denen das zunächst nicht vergönnt war. In diesem Jahr kommen somit nicht allein die diesjährigen Preisträger, sondern auch diejenigen von 2020 und 2021 in die schwedische Hauptstadt. Der Direktor der Nobelstiftung, Vidar Helgesen, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es wird das größte Treffen von Nobelpreisträgern seit sehr langer Zeit sein.".
Der Reigen geht weiter
Den Anfang im Reigen der diesjährigen Nobel-Pressekonferenzen hatte am Montag die Bekanntgabe des Medizin-Preisträgers gemacht, die ebenfalls live im Internet übertragen wurde. Der in Leipzig forschende Schwede Svante Pääbo wurde für seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der menschlichen Evolution geehrt.
An diesem Mittwoch und Donnerstag folgen dann die Nobelpreise für Chemie und Literatur, am Freitag schließlich der Friedensnobelpreis, der im Unterschied zu den anderen Auszeichnungen nicht in der schwedischen Hauptstadt, sondern im norwegischen Oslo verliehen wird.
Stiftung per Testament
Das geschieht traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel. In seinem Testament hatte der Stifter bestimmt, dass der Großteil seines verbliebenen Kapitals angelegt und die Zinsen daraus als Preisgeld ausgeschüttet werden sollen - an diejenigen, die "im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erwiesen haben". Die Auszeichnungen sind mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 917.000 Euro) dotiert.
Der Wirtschaftsnobelpreis, dessen Träger am kommenden Montag ausgerufen wird, geht dagegen nicht auf Nobel selbst, sondern auf eine Stiftung der Schwedischen Nationalbank zurück. Er wurde 1969 erstmals verliehen; das Preisgeld ist genauso hoch wie in den anderen Disziplinen.
jj/fab (dpa, afp, munzinger)