Pilgerreisen: Ziele für die Suche nach sich selbst

Seit Jahrhunderten strömen Christen aus aller Welt zum Petersdom nach Vatikanstadt. Bis zu 20 Millionen Besucher machen ihn zu einer der zehn meistbesuchten Attraktionen weltweit. Erbaut zu Ehren des Apostels Simon Petrus im Vatikan ist die Kirche für die Pilger unter den Touristen ein besonders symbolträchtiger Ort.

Jerusalem wird von drei Weltreligionen als Heilige Stadt angesehen. Hier stand der unter Salomo im 6. Jahrhundert vor Christus errichtete jüdische Tempel, für Muslime ist die Stadt mit der Al-Aqsa-Moschee der drittheiligste Ort nach Mekka und Medina. Christen wiederum finden hier Orte wie die abgebildete Grabeskirche, an denen sie Leben und Leiden des Jesus von Nazareth gedenken können.

Vor Corona war die Kathedrale von Santiago de Compostela jedes Jahr für mehr als 200.000 Pilger das Ziel ihrer Wanderung auf dem sogenannten Jakobsweg. Nach nur knapp 50.000 im Corona-Jahr 2020 steigen die Besucherzahlen nun wieder rapide. Doch leider nimmt damit auch der Lärm und die Vermüllung zu.

Dem Wasser aus der Grotte Massabielle im südfranzösischen Lourdes werden Heilkräfte zugeschrieben, nachdem eine 14-Jährige 1858 dort eine Marienerscheinung hatte. Viele Wunderheilungen sollen sich hier seitdem ereignet haben. Entsprechend beliebt ist der Wallfahrtsort für Katholiken aus aller Welt. Rund fünf Millionen Besucher zählt die 13.000-Einwohner-Stadt pro Jahr.

Normalerweise ist die Kaaba im Innenhof der Heiligen Moschee in Mekka jedes Jahr Ziel für mehr als zwei Millionen Pilger. Nach mehreren tödlichen Zwischenfällen wurden ausgeklügelte Konzepte entwickelt, wie die Menschenmassen optimal zu- und wieder weggeleitet werden. Während der Corona-Pandemie wurde der sogenannte Haddsch allerdings nur einigen Tausend einheimischen Muslimen erlaubt.

Am Fuße des Himalayas, unmittelbar an der Grenze zu Indien, liegt der nepalesische Ort Lumbini. Er hat für Buddhisten große Bedeutung, weil hier der Überlieferung nach der Religionsgründer Siddharta Gautama das Licht der Welt erblickt haben soll. Mehrere Hunderttausend Pilger versammeln sich jedes Jahr auf dem Gelände um den Maja-Devi-Tempel, die meisten aus dem asiatischen Raum.

Besonders zur Sommersonnenwende im Juni treffen sich viele Esoterik-Fans im britischen Stonehenge, um die Energie der Steinformation zu spüren. Die Grenzen zwischen spiritueller Erfahrung und Massen-Event verschwimmen da zwar schon mal, aber beeindruckend ist es schon. Übers Jahr verteilt zählt die berühmteste Steinkreis-Anlage der Welt rund 1,5 Millionen Besucher.

Für Filmfans ist Tunesien ein besonders reizvolles "Pilgerziel". Große Teile der Weltraumsaga "Star Wars" wurden hier gedreht - vor fast 50 Jahren! Doch das nordafrikanische Land profitiert noch immer davon und lockt Touristen zu den insgesamt zwölf Drehorten. Die neuen Star-Wars-Filme wurden woanders gedreht - doch für die Fans bleibt Tunesien das "wahre Zuhause" von Luke Skywalker und Co.

Neuseeland war der perfekte Ort für die Dreharbeiten zu der Fantasy-Trilogie "Herr der Ringe": Neben beeindruckend schroffer Natur bietet es auch so idyllische Landschaften wie das "Auenland". Millionen von Fans pilgern Jahr für Jahr hierher, um sich in diese so ganz andere Welt mit niedlichen Hobbits und schrecklichen Orks hineinzuträumen.

Gleis 9 3/4 auf dem Londoner Bahnhof King's Cross Station: In der Fantasy-Geschichte um den Zauberlehrling Harry Potter ist es der legendäre Startpunkt für die Fahrt mit dem Hogwarts-Express - für Fans aus aller Welt ist es das Ziel ihrer Pilgerreise zu den "Lebensstationen" ihres Idols. Aber für die Rückreise werden sie wohl doch ein anderes Gleis ansteuern müssen...