Pilotprojekt für Fachkräfte aus Südostasien
29. Oktober 2012Sie sind Software-Entwickler, Biochemiker oder Maschinenbauingenieure. Sie kommen aus Indonesien, Vietnam oder den USA, und sie scheinen sich in Deutschland recht wohlzufühlen. Dieses Gefühl vermitteln jedenfalls die kleinen Videos auf dem Internetportal "Make it in Germany", einem Gemeinschaftsprojekt der Bundesregierung und der Bundesagentur für Arbeit. Dort erzählen die jungen Menschen, wie es ist, als internationale Fachkraft in Deutschland zu arbeiten und vor allem auch zu leben.
"Ich lebe gerne in Deutschland. Hier kann ich mich beruflich und persönlich weiterentwickeln", sagt die Spanierin Maria, die in ihrer Freizeit gerne Musik macht und singt. "Ich entwickle Software für Roboterschweißanlagen und dabei kann ich mein Studienwissen in die Praxis umsetzen", sagt der Vietnamese Tung, der im Video unter anderem beim Tennisspielen gezeigt wird. Mittlerweile fühle er sich gut integriert, auch von der vietnamesischen Community, ergänzt der junge Mann.
Hemmschuh Fachkräftemangel
Fachkräfte wie Maria und Tung sind bei deutschen Unternehmen hochwillkommen. Selbst innovative Klein- und Mittelständler gehen bei der Suche nach Spezialisten auf dem deutschen Arbeitsmarkt immer häufiger leer aus, wie Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler bestätigt. "Wenn man die Unternehmen fragt, was denn der größte Hemmschuh bei der Entwicklung des eigenen unternehmerischen Wachstums hier in Deutschland ist, dann bekommt man immer wieder die Antwort, dass nicht genügend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen." Es sei jährlich von bis zu 200.000 Fachkräften auszugehen, die für deutsche Unternehmen gesucht würden.
Seit ein paar Monaten ist das Internetportal "Make it in Germany" online. Mehr als 350.000 Besucher sind bisher auf der Seite gewesen, 80 Prozent davon aus dem Ausland. Jobsuche, Visum, Umzug, Einleben, Familie - in fünf Schritten wird der Weg nach Deutschland erklärt. Zum virtuellen Marketing soll in Indien, Indonesien und Vietnam nun auch die persönliche Ansprache kommen. Organisiert von der GIZ, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, soll potenziellen Zuwanderern so etwas wie ein "Rundum-Sorglos-Paket" geboten werden.
Neue Heimat Deutschland
Dazu gehöre, so erklärt GIZ-Chefin Tanja Gönner, nicht nur die Vermittlung eines Arbeitsplatzes, sondern auch das Sicherstellen einer angemessenen Bezahlung durch den neuen Arbeitgeber. Vor dem ersten Arbeitstag im neuen Land stünden dann Qualifikationsmaßnahmen an und im weiteren Verlauf eine Begleitung bei der Integration: "Denn wir wollen, dass Deutschland auch ein neues Heimatland wird. Ich glaube, dass das ganz wichtig ist für die, die hierher kommen."
Doch schadet es den Heimatländern der Zuwanderer nicht, wenn gerade die Klügsten ins Ausland abwandern? Bei der GIZ wird das differenziert betrachtet. Indien, Indonesien und Vietnam seien gerade deswegen als Projektländer ausgesucht worden, weil sie eine junge Bevölkerung haben und in den in Deutschland gefragten Berufen kein Mangel herrsche. Zum Teil würden weitaus mehr junge Menschen ausgebildet, als in den nächsten sieben bis zehn Jahren in den heimischen Arbeitsmarkt integriert werden könnten.
Win-Win-Situation
Zwar sage keine Regierung, "wir wollen, dass unsere Klügsten das Land verlassen und wir dann mit den weniger Klugen hier zurückbleiben, nur damit die Klügsten im Ausland eine schöne Perspektive haben". Die Regierenden wüssten aber, dass sie über den Technologietransfer, durch die Geldüberweisungen in die Heimat und über die Leute, die am Ende zurückkehren, von den Migrationsprozessen profitieren würden.
Nachhaltige Zuwanderung nennt das auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler. "Man kann durchaus sagen, ich komme hierher, mache meinen beruflichen Lebensweg, mache meine Karriere, um danach wieder zurückzukommen, und die Erfahrung zeigt, dass das auch ganz häufig so ist." Er fände es auch nicht schlimm, wenn es anders wäre, so Rösler, aber "es ist nicht unsere Absicht, ganz schnell irgendwo hineinzugehen, die Fachkräfte dort herauszuholen und sich dann nie wieder blicken zu lassen". Die Zielsetzung der Bundesregierung, aber auch der GIZ sei, auf gleicher Augenhöhe mit den jeweiligen Partnerregionen zusammenzuarbeiten.
Bei der Zuwanderung nicht leer ausgehen
Bei der GIZ spricht man von einer "Win-Win-Situation" und hält auch die passenden Beispiele parat. In Bosnien und Herzegowina gebe es rund 5000 arbeitslose Pflegekräfte, von denen bereits eine ganze Reihe erfolgreich nach Deutschland begleitet worden seien. Gleiches gelte für Ingenieure aus Indonesien und Vietnam. Wer qualifiziert sei, im eigenen Land aber keine Chance habe, der denke in der Regel sowieso darüber nach, ins Ausland zu gehen. Wenn wir die Chance und die Möglichkeit haben, heißt es bei der GIZ, dann sollten wir darauf achten, ein paar dieser abwanderungswilligen Fachkräfte auch für Deutschland gewinnen zu können.