Vor 50 Jahren gestorben: Walt Disney
14. Dezember 2016Man kann darüber streiten, was die vielen legendären Zeichentrickfilme von Walt Disney aus der Früh- und Hochzeit des Kinos mit dem milliardenschweren Konzern von heute, der unter dem Namen Walt Disney firmiert, überhaupt noch zu tun haben.
Ganz aktuell zieht der Animationsfilm "Moana" wieder Millionen Zuschauer in aller Welt in die Kinos. Abgelöst als derzeit kassenträchtigster Kinostreifen wird er in den kommenden Wochen und Monaten vermutlich vom neuesten Star-Wars-Ableger "Rogue One: A Star Wars Story" - auch die Rechte an diesem Blockbuster gehören dem Konzern.
Allzeit-Einnahme-Rekord der Disney-Studios
Wenn in Hollywood am Ende des Jahres Kassensturz gemacht wird, dann werden die Disney-Studios wohl einen Allzeit-Rekord erreichen: Einnahmen von rund sechs Milliarden Dollar hat ein einzelnes Studio zuvor innerhalb von 12 Monaten noch nie verdient. Neben den inzwischen vor allem am Computer gefertigten Animationsfilmen sind dafür vor allem die Realverfilmungen von "Das Dschungelbuch" sowie ein weiteres Superhelden-Abenteuer aus dem Marvel-Universum verantwortlich: "The First Avenger: Civil War".
Disney steht schon seit vielen Jahren für viel mehr als "nur" erfolgreiche Zeichentrickfilme. Verantwortlich dafür sind vor allem ertragreiche Firmenzukäufe aus dem letzten Jahrzehnt. Disney ging es davor finanziell nicht immer gut. Erst als das erfolgreiche Animationsfilm-Studio "Pixar" gekauft wurde (2006), drei Jahre später "Marvel" (die mit den Superhelden…) geschluckt und noch einmal drei Jahre später "Lucasfilm" (die Star-Wars-Schmiede), ist aus einem bekannten und ertragreichen Unternehmen das erfolgreichste Filmstudio der Welt geworden.
Das Unternehmen fußt auf den Erfolgen von Micky Mouse und Co.
Walt Disney: Das ist heute eigentlich die Versinnbildlichung von Dagobert Ducks legendärem Reichtum - eine Gelddruckmaschine. Hinzu kommen natürlich noch der Erfindergeist von Daniel Düsentrieb und wohl auch das freche Auftreten eines Donald Duck und das niedlich-Onkelhafte von Micky Mouse. Gemeinsam haben diese Urväter des Disneyschen Erfolgs dafür gesorgt, dass der Konzern heute auf mehreren Füßen steht. Die Filmproduktion ist nur ein Erfolgsgarant. Hinzu kommen ein gigantisches Merchandising-Geschäft, Freizeitparks in aller Welt, Comics, TV-Sender, Reiseveranstalter und einiges mehr.
Hätte Disney das alles so geplant und gewollt? Die Frage lässt sich heute natürlich nicht beantworten. Walt Disney, der 1966 an Lungenkrebs starb, war allerdings immer ein Perfektionist, der alles unter Kontrolle haben wollte.
Das kiloschwere Buch, das der Kölner Taschen-Verlag ein paar Wochen vor Walt Disneys 50. Todestags auf den Markt gebracht hat, erinnert an die Anfänge des US-Amerikaners.
Disney: "Ich bin nie zufrieden mit meiner eigenen Arbeit"
"Ich kann niemals stillhalten. Ich muss mich einfach weiterentwickeln und experimentieren. Ich bin nie zufrieden mit meiner eigenen Arbeit. Ich ärgere mich über die Grenzen meiner eigenen Vorstellungskraft", zitiert Herausgeber Daniel Kothenschulte den Meister im Vorwort des Buchs. Daraus darf man folgern, dass sich Walt Disney wohl kaum gegen die vielen Firmenzukäufe gestemmt hätte, die der Konzern in den letzten Jahren getätigt hat. Denn Geld spielte schon immer eine wichtige Rolle bei Disney, auch wenn er einst gesagt hat: "Ich mache keine Filme, um Geld zu machen. Ich mache Geld, um Filme zu machen."
Disney hatte sich schon in den 1920er-Jahren aus seiner ursprünglichen Tätigkeit als Zeichner verabschiedet, das besorgte fortan ein Heer an angestellten und freischaffenden Künstlern. Walt Disney führte die Oberaufsicht und überließ nichts dem Zufall. Doch konnte er gut delegieren. "Walt Disney besaß (…) eine einzigartige Offenheit für die Verschiedenartigkeit künstlerischer Stile und die Fähigkeit, innerhalb all dieser Vielfalt Qualität zu erkennen", so Daniel Kothenschulte.
Dagobert Duck würde sich wohl die Hände reiben ...
Dieses Talent, sich in unterschiedlichen künstlerischen Welten einzudenken, war "der Schlüssel zur einzigartigen Qualität der Disney-Animationskunst. Sein Genie ließ ihn das Genie in anderen entdecken." Insofern ist es nicht allzu verwegen zu behaupten, Walt Disney hätte auch die Computerspezialisten von "Pixar", die die heute ungemein erfolgreichen Animationsfilme am Rechner entwerfen, gefördert. Und ebenso die Macher und Regisseure der Marvel-Superhelden-Filme sowie die Autoren, die die Star-Wars-Saga fürs Kino weiterschreiben. Dagobert Duck hätte sich auf jeden Fall über die sprudelnden Golddukaten und Dollar-Scheine gefreut - und hätte wohl einen großen Tresor nach dem anderen füllen können.
Daniel Kothenschulte (Hrsg.): "The Walt Disney Film Archives. The Animated Movies 1921 - 1968", unter Mitwirkung der „Walt Disney Archives" und der "Disney Animation Research Library", rund 1500 Abbildungen, Essays von zahlreichen Disney-Spezialisten, englische Originalausgabe mit deutscher Übersetzung in einem Beiheft, Taschen Verlag 20916, 620 Seiten, ISBN 978-3- 8366-5291-2.