Pleiten, Pech, Pannen - der Videobeweis
Hat der Videobeweis die Spiele in der Fußball-Bundesliga besser gemacht? Gerechter? Auch nach der historischen Entscheidung im Spiel Mainz gegen Freiburg sind Zweifel erlaubt. Fans sprechen längst vom Videobesch ...
Historisch: Elfmeter nach dem Pausenpfiff
Pablo De Blasis läuft an und behält die Nerven. Mit seinem Elfmeter-Treffer bringt der Mainzer sein Team gegen Freiburg mit 1:0 in Führung. Eigentlich hatte Referee Guido Winkmann die erste Hälfte bereits beendet, aber Video-Assistentin Bibiana Steinhaus gab ihm aus Köln den Hinweis auf ein Handspiel durch den Freiburger Marc-Oliver Kempf. Und so gab es den Elfmeter in Minute 45.+7.
Zeigefinger in die Höhe ...
An diese Geste sollten sich die Fans in den Stadien und am TV-Schirm schnell gewöhnen. Tobias Stieler ist bei der Bundesliga-Premiere im Spiel Bayern - Leverkusen der erste Schiri, der sich Unterstützung des Kollegen in der Kölner Zentrale holt. Während Stieler hier auf Elfmeter entscheiden konnte, gab es in anderen Stadien schlicht keine Verbindung zum Video-Schiedsrichter. Ein holpriger Anfang.
Das Leiden der Geißböcke - Teil 1
Besonders die Spieler des 1. FC Köln haderten in dieser Saison mit dem Videobeweis. Hier jubelt der BVB über einen Treffer zum 2:0, aber Schiedsrichter Patrick Ittrich hatte zuvor ein Foul des Dortmunder Sokratis gesehen. Sein Kollege im Videokeller sah das anders. Der Treffer zählte - obwohl das Spiel zuvor unterbrochen war. Die Kölner Verantwortlichen tobten. Allerdings ohne Erfolg.
Das Leiden der Geißböcke - Teil 2
Ein intensiver Dialog zwischen dem Kölner Claudio Pizarro und Schiedsrichter Markus Schmidt: Die Fans im Kölner Stadion hatten bereits den Sieg bejubelt, nachdem Pizarro in der vierten Minute der Nachspielzeit den mutmaßlichen Siegtreffer gegen Hannover 96 erzielt hatte. Doch so tragisch es für Köln war: Die Abseitsentscheidung war korrekt, es blieb beim 1:1. Videobeweis? Kein Freund des FC!
"Ich bin fassungslos", sagt Streich. Fassungslos
Freiburgs Trainer Christian Streich outete sich zwischenzeitlich als mäßiger Fan des Videobeweises. Etwa, nachdem hier im Spiel in Stuttgart sein Verteidiger Caglar Söyüncü in der 12. Minute die Rote Karte zu sehen bekam. Wahrscheinlich wäre Gelb besser gewesaen, sagte hinterher auch Schiedsrichter Tobias Stieler. Was für den Freiburger Coach kein Trost war. Er witterte sogar eine Verschwörung.
Die richtige Karte passend zum Trikot
Kann man so geben, muss man vielleicht auch: Rote Karte gegen den Leverkusener Verteidiger Wendell nach einem rüden Foulspiel im Spiel gegen den BVB. Sein Dortmunder Gegenspieler Gonzalo Castro trug einen Außenbandriss davon. "Bruder, ich bin traurig über deine Verletzung", postete Wendell via Instagram. Und war zerknirscht. Doch eine Woche später passierte ähnliches ...
Keine Karte nirgends
.... also, eine Woche später nahm sich der Stuttgarter Santiago Ascacibar den Leverkusener Julian Brandt vor. Genauer gesagt, dessen rechten Fuß. Dass der VfB-Spieler hier ungeschoren blieb und nach dem Foul - das mit der Aktion von Wendell an Castro vergleichbar war - weitermachen durfte, warf für Beobachter die Frage auf, ob der Videoassistent entscheidende Szenen wohl einfach verschlief.
Echt jetzt? War das wirklich kein Abseits?
Für den HSV und seinen brasilianischen Mittelfeldmann Wallace ging das Nordderby gegen Werder am 24. Spieltag in der eigenen Wahrnehmung nicht auf dem Platz verloren. Wenige Minuten vor dem Abpfiff hatte Bremen das 1:0 erzielt, doch Schütze Ishak Belfodil stand nach Überzeugung der Gäste im Abseits. Schiri Felix Zwayer ließ die Situation überprüfen, entschied dann aber im Zweifel für den Stürmer.
Der Arm von Naldo - hier angelegt
Dass Schiedsrichter Marco Fritz am 5. Spieltag in der Partie Schalke - Bayern München nach der Aktion von Naldo (3.v.r.) erst auf Eckball entschied, fanden die Schalker noch gut. Dass Fritz dann nach Konsultation des Video-Schiedsrichters bemerkte, dass der Ball dem Mann im blauen Trikot an den Arm gesprungen war, fanden die Schalker weniger gut. Denn es gab einen Elfmeter für die Bayern.
Niemand gesehen? Das Knie von Casteels
Für den Stuttgarter Christian Gentner hatte diese Szene im Spiel gegen den VfL Wolfsburg schlimmste Folgen - mehrere Knochenbrüche. Für den Wolfsburger Keeper Koen Casteels blieb die Sache folgenlos. Schiedsrichter Guido Winkmann ahndete die Aktion nicht, auch aus Köln kam keine Anweisung. Nach dem Spiel erklärte Videobeweis-Projektleiter Krug, die Entscheidung sei "grenzwertig, aber vertretbar".
Der Herr der Bilder - abgesetzt!
Als Hellmut Krug die Technologie im Januar 2017 vorstellte, ahnte er wohl nicht, wie unbeliebt er sich als Projektleiter machen sollte. Nicht nur das Chaos um viele Entscheidungen spielten eine Rolle, sondern auch persönliche Vorwürfe an die Adresse Krugs. Er soll als Supervisor in der TV-Zentrale in Köln unerlaubterweise Einfluss auf die Entscheidungen der Videoschiedsrichter genommen haben.