Pleiten, Pech und "Friendly Fire"
23. März 2003Schon in den ersten Kriegstagen sah sich die "Koalition der Kriegswilligen" mit bemerkenswerten Verlusten konfrontiert. Verluste, die zum größten Teil nicht durch so genannte Feindeinwirkung zu Stande kamen, sondern durch Unfälle, durch Amoklauf im eigenen Lager und durch Pannen - möglicherweise auch ein Indiz für mangelnde Kommunikation in den Reihen der Alliierten.
Absturz und Kollision
Schon am Freitag (21.3.) stürzte in Kuwait ein amerikanischer Transporthubschrauber vom Typ Sea Knight ab, der Soldaten auf die irakische Halbinsel Fao bringen sollte. Alle zwölf Insassen kamen ums Leben. Vermutet wird ein technischer Defekt.
In der Nacht zum Samstag (22.3.) kollidierten über dem Persischen Golf zwei britische Hubschrauber vom Typ Sea King und stürzten ab. Der Unfall passierte wenige Kilometer vom Mutterschiff "Ark Royal" entfernt, sieben Soldaten wurden getötet.
Amoklauf
Ein weiterer Zwischenfall ereignete sich in der Nacht zum Sonntag (23.3.) im "Camp Pennsylvania" der 101. US-Luftlandedivision in Nordkuwait. Bei einem Handgranatenanschlag wurde ein Soldat getötet, 13 weitere wurden teils schwer verletzt. Nachdem zunächst von einem "terroristischen Anschlag" gesprochen wurde, stellte sich heraus, dass der Täter ein junger US-Soldat war, der zuvor wegen "mangelnden Gehorsams" verwarnt worden war.
In der gleichen Nacht schossen US-Einheiten an der kuwaitisch-irakischen Grenze versehentlich ein britisches Kampfflugzeug vom Typ Tornado ab. Die Besatzung, die gewöhnlich aus zwei Soldaten besteht, gilt seitdem als vermisst. Die Maschine der Royal Air Force sei von einer amerikanischen Patriot-Abfangrakete getroffen worden, bestätigte das Zentralkommando der US-Armee in Katar.
"Gute Zusammenarbeit"
"Das ist eine Tragödie", kommentierte der britische Armeesprecher Al Lockwood das erste "friendly fire" dieses Krieges. "Freundliches Feuer" werden derartige Vorfälle innerhalb einer Armee bezeichnet. "Wir werden alles tun, um ähnliche Zwischenfälle in Zukunft zu verhindern." Und der britische Truppenkommandeur in der Region, Brian Burridge, ergänzte vorsichtig, dass die Zusammenarbeit zwischen den britischen und den amerikanischen Streitkräften "im Allgemeinen gut laufe".
Eine Botschaft, die vermutlich vor allem an das britische Volk gerichtet war. Nach einer Umfrage der "Sunday Times" vom Sonntag (23.03.) befürworten zwar mittlerweile 56 Prozent der Briten den Krieg - was bedeuten würde, dass die Stimmung in der Bevölkerung seit Kriegsbeginn eindeutig umgeschlagen ist. Bei einem Anhalten der Pannenserie wäre aber ein erneuter Stimmungsumschwung nicht auszuschließen, und würde Premierminister Tony Blair wieder unter innenpolitischen Druck geraten.
Autor: Wim Abbink
Redaktion: Klaudia Prevezanos