Pleiten, Pech und Gordon Brown
13. April 2009Einer aber hatte dafür Zeit: Damian McBride, einer der engsten Berater von Premierminister Gordon Brown. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Labour-Regierung am neuen Rettungspaket für die Banken bastelte, brütete McBride, seines Zeichens Browns Strategieberater, eine Schmutzkampagne über das Intimleben der Oppositionsführer aus.
An Ostern wurde das Ei ausgebrütet. Dumm nur, dass die E-Mail mit den Anzüglichkeiten über die Feiertage nicht, wie geplant, an einen politischen Blogger verschickt wurde, sondern den Weg zur Presse fand. Die "Smeargate"-Affäre war perfekt. Schließlich hatte McBride, auch ehemaliger Pressesprecher des Premiers, die Mail von seinem offiziellen Downing-Street-Konto verschickt.
Der Druck wächst
Zwar trat McBride inzwischen als Berater zurück und entschuldigte sich für die "kindischen" Mails, in denen unter anderem angebliche Geschlechtskrankheiten von Oppositionsführer David Cameron sowie Intimitäten über andere hochrangige Tories und deren Frauen ausgebreitet wurden. Doch der fade Beigeschmack blieb, dass sich ein ranghoher Regierungsbeamter Schmuddelkram ausgedacht hat - und dafür mit Steuergeldern bezahlt wurde.
Über die Feiertage wuchs der Druck auf Brown, auch aus den eigenen Reihen, sich persönlich bei den Konservativen zu entschuldigen und Ermittlungen einzuleiten. Denn die Affäre ist mit allerlei pikanten Details gespickt. So pikant, dass sich viele der sonst nicht zimperlichen britischen Medien zierten, den genauen Inhalt der E-Mails abzudrucken.
"Politik der Gosse"
In Großbritannien entbrannte eine hitzige Diskussion über die Moral der Labour-Regierung und deren "Politik der Gosse", wie ein Tory-Experte sich ausdrückte. Premierminister Brown kommt die "Smeargate"-Affäre besonders ungelegen. Denn peinliche Affären gab es schon genügend. Erst vor kurzem war die Innenministerin wegen Spesenabrechnungen für Porno-Filme ihres Mannes in die Schlagzeilen geraten. Und vor wenigen Tagen gab es eine peinliche Panne bei der Anti-Terror-Fahndung.
Die Not, in der sich der ohnehin ziemlich glücklose Regierungschef befindet, ist damit wieder etwas größer geworden. Bis spätestens nächstes Jahr muss Gordon Brown Parlamentswahlen ausrufen. Und seine Labour-Partei liegt in Umfragen weit abgeschlagen hinter den Konservativen - auch ohne die neuerliche Affäre. (wga/mag/dpa/afp)