Politiker erhöhen Druck auf Impfunwillige
24. Juli 2021Die Deutsche Stiftung Patientenschutz wirft den jüngeren Generationen in Deutschland mangelnde Impfbereitschaft vor. "Obwohl mittlerweile Impfstoff für täglich zwei Millionen Menschen bereitsteht, werden nur 500.000 Dosen abgerufen, denn der Impffortschritt dümpelt in der jungen und mittleren Generation nur so vor sich hin", klagte Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung, in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der Patientenschützer wies darauf hin, unter den über 60-Jährigen hätten bereits 85 Prozent dieser Altersgruppe das Impfangebot angenommen.
Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, rief noch ungeimpfte Erwachsene dazu auf, sich ein Vakzin verabreichen zu lassen, um die Pandemie einzudämmen und Kindern und Jugendlichen weitere Einschränkungen zu ersparen. "Das Risiko ist groß, dass am Ende Kinder und Jugendliche wieder die Fußabtreter sind", sagte Fischbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er verlangte von der Politik noch mehr Druck und nannte als Beispiele: "Kein Urlaub ohne Quarantäne, kein Theater-Besuch ohne PCR-Test."
In die Richtung äußerte sich ebenfalls der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans. Dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" sagte der CDU-Politiker, Impfverweigerern sollten künftig nicht die gleichen Freiheitsrechte zurückgegeben werden wir Geimpften. "Sie müssen zum Beispiel für Schnelltests zahlen oder können nicht an jeder Veranstaltung teilnehmen", regte er an.
An die Solidarität der Erwachsenen mit Kindern und Jugendlichen appellierte auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek. Die CDU-Politikerin sagte den Funke-Zeitungen, nicht geimpfte Personen sollten die Impfangebote wahrnehmen. Je weniger das Virus unter den Erwachsenen zirkuliere, desto weniger könne es auch für die Jüngeren zu einer Gefahr werden, für die teils keine Impfstoffe zugelassen seien oder Impfungen nicht empfohlen würden.
Montgomery warnt von "Corona-Tsunami"
Der Präsident des Weltärztebundes, Ulrich Montgomery, warnte vor einem Infektionsanstieg durch Reiserückkehrer aus Spanien und Italien. Dies seien beliebte Urlaubsländer vor allem bei jüngeren Menschen, die oft noch nicht zwei Mal geimpft seien, sagte er der "Rheinischen Post".
Deutschland befinde sich bereits in der vierten Welle, da man alle zehn Tage eine Verdoppelung der Ansteckungen sehen könne, so Montgomery. Der Ärztefunktionär forderte, mit konsequenter Quarantäne für ungeimpfte Reiserückkehrer und der Einhaltung der AHA-Regeln dafür zu sorgen, dass aus der vierten Welle kein "Tsunami" werde.
se/kle (dpa, afp, epd, rtr, kna, rki, zdf)