Politische Konzerte der Weltgeschichte
Ein Konzert in Kolumbien an der Grenze zu Venezuela soll Spenden sammeln, parallel soll es ein Gegenkonzert in Venezuela geben. Wir blicken zurück auf andere historische Konzerte, die eine politische Botschaft hatten.
1969: Woodstock und Jimi Hendrix
Es war einer der legendärsten Auftritte des Rockkünstlers Jimi Hendrix: Mit großer Verspätung beendete er das Woodstock-Festival. Der Auftritt blieb vielen im Gedächtnis: Mit Effekten, Rückkopplungen und wilden Tonveränderungen ließ er die Geräusche von Bombeneinschlägen und das Rattern von Maschinengewehren zur amerikanischen Nationalhymne erklingen - und kritisierte damit den Vietnamkrieg.
1985: Hilfe für Afrika
Es war das größte Rockkonzert aller Zeiten und das auch noch für einen guten Zweck: "Live Aid" fand zum einen im Londoner Wembleystadion statt; dort war der Auftritt von "Queen" einer der Höhepunkte. Gleichzeitig gab es in Philadelphia in den USA ein Konzert. Insgesamt sammelten die Organisatoren Bob Geldof und Midge Ure mehr als 100 Millionen Euro für hungernde Menschen in Afrika.
1987: Das Konzert für Berlin
Beim "Concert for Berlin" traten Superstars wie David Bowie, die Eurythmics und Genesis vor dem Reichtagsgebäude auf - zu Ehren der Stadt Berlin, die in diesem Jahr 750-jähriges Bestehen feierte. Für vergleichsweise günstige 50 D-Mark konnten Fans drei Tage lang die großen Köpfe der Musikszene sehen. Doch das eigentliche Spektakel fand auf der anderen Seite der Mauer statt...
1987: Ärger in der DDR
... denn die Musik aus dem Westen schallte über die Berliner Mauer in den Osten - und den Auftritt von David Bowie wollten sich viele Jugendliche aus der DDR nicht entgehen lassen. Beide Stadthälften mit Rockmusik zu verbinden, war auch die Absicht des Konzertveranstalters gewesen. Das gefiel der DDR-Führung und der Polizei aber gar nicht: Sie ging mit Schlagstöcken gegen die Jugendlichen vor.
1988: Geplantes Gegenkonzert
In West-Berlin trat "King of Pop" Michael Jackson auf, aber dieses Mal hatte sich die DDR-Führung vorbereitet. Um einen Skandal wie im vergangenen Jahr zu verhindern, gab es parallel zu Jacksons Auftritt ein großes Konzert in Berlin-Weißensee, wo unter anderem Joe Cocker und Bryan Adams auftraten. Die Ablenkung funktionierte: Es blieb weitestgehend ruhig.
1988: Freiheit für Mandela!
Zehn Stunden Rockmusik zum 70. Geburtstag von Nelson Mandela - das gab es im Londoner Wembley Stadion am 11. Juni 1988. Der südafrikanische Freiheitskämpfer saß zu diesem Zeitpunkt schon 25 Jahre im Gefängnis, wurde erst 1990 entlassen. Die Auftritte von Sting, Phil Collins, Peter Gabriel und Whitney Houston wurden in 60 Länder live übertragen - allerdings nicht nach Südafrika.
2003: Musik gegen HIV
Um auf die Folgen von HIV und AIDS aufmerksam zu machen, veranstaltete die Nelson-Mandela-Stiftung die "46664"-Kampagne. Die Zahl war die Häftlingsnummer von Nelson Mandela (l.), der auch beim ersten und größten Konzert der Kampagne 2003 in Kapstadt dabei war. Weltstars wie Bono von U2 (M.). Anastacia oder Beyoncé traten vor mehr als 40.000 Menschen auf.
2005: Kampf gegen Armut
20 Jahre nach den spektakulären Live Aid-Benefizkonzerten in London und Philadelphia organisierte Bob Geldof 2005 ein weiteres Event. An elf Orten auf vier Kontinenten forderte er bei "Live 8"-Konzerten, unter anderem in Kanada, kurz vor dem G8-Treffen in Schottland: "Make Poverty History" - "Macht Armut zur Vergangenheit". In Schottland sprachen die G8-Staaten über Hilfen für afrikanische Länder.
2010: Hoffnung für Haiti
Nach dem verheerenden Erdbeben, das 2010 Haiti traf, sammelten viele Künstler Spendengelder für die Überlebenden. So fand in der Dominikanischen Republik das Konzert "A Song of Hope for Haiti" statt, unter anderem mit Luis Fonzi (Bild). Aber auch in Los Angeles und London traten Künstler wie Coldplay, Rihanna oder Justin Timberlake auf, um Spenden zu sammeln.
2018: #wirsindmehr
Nach den schweren Auseinandersetzungen in Chemnitz, bei denen Rechtsextreme Migranten angriffen, setzten Künstler wenige Tage später mit einem großen Konzert ein Zeichen gegen rechts. Unter dem Motto #wirsindmehr mobilisierten Bands wie Feine Sahne Fischfilet (im Bild), Die Toten Hosen oder K.I.Z. mehr als 65.000 Besucher aus ganz Deutschland nach Chemnitz.