Politische Kunst in Zeiten der Handykamera
Das Wrack eines gesunkenen Flüchtlingsbootes wird zum Wahrzeichen der Biennale von Venedig. Migration und andere Weltfragen sind die großen Themen des Kunstspektakels am Lido. Die Kunst ist politisch.
Mahnung an das Weltgewissen
Der Schweizer Künstler Christoph Büchel stellt auf der Biennale das Wrack eines Flüchtlingsbootes aus - zum Ärger rechtsgerichteter italienischer Politiker. Als der mit Menschen überladene Kutter 2015 im Mittelmeer versank, starben mehrere hundert Menschen.
Gläsernes Blütenmeer
Im österreichischen Länderpavillon lässt Renate Bertlmann ein Rosenfeld aus rotem Muranoglas erblühen. In ihrer Heimat zählt die Künstlerin zur feministischen Avantgarde. Nun bespielt sie den Pavillon der Alpenrepublik mit poetischen wie kämpferischen Werken. Es ist für Österreich die erste Einzelpräsentation einer Frau.
Irritierte Blicke
Was ist Schönheit, was ist vollkommen? Solche Fragen stellt die junge Japanerin Mari Katayama. Nach einer Krankheit mussten ihr beide Beine amputiert werden. Nun hat die Künstlerin ihren Körper in erotischen Posen fotografiert und provoziert so irritierte Blicke.
Fiktive Zeitreise
Die Erfindung einer Kriegswaffe durch Lenardo da Vinci im Jahr 1515 macht die Deutsch-Japanerin Hito Steyerl zum Ausgangspunkt einer fiktiven Zeitreise bis hin zu aktuellen Rüstungsexporten. In ihrer Videoinstallation, die mit beunruhigenden Tönen untermalt wird, vermischt die Künstlerin Realität und Fiktion, Kunst und Politik.
Wo bleibt der Mensch?
Eine Art Sisyphos des 21. Jahrhunderts haben die Chinesen auf der Biennale aufgestellt. Ein Industrieroboter wischt in kreisenden Bewegungen ein blutartige Substanz vom Boden auf, die immer wieder verläuft. Das Künstlerduo Sun Yuan und Peng Yu hinterfragt die Rolle des Menschen in Zeiten von künstlicher Intelligenz.
Gemalte Liebe
Liebe zwischen zwei Frauen - ein Mann betrachtet ein Gemälde der US-Amerikanerin Nicole Eisenman. In altmeisterlicher Manier rückt die Künstlerin Geschlechterbeziehungen ins Bild - und gibt sie so der Diskussion preis. Malerei findet sich auf der diesjährigen Biennale zuhauf.
Raum zum Nachdenken
Ein Raum voller Regale, darauf lagern Gebrauchsgegenstände aller Art. Was davon brauchen wir? Was kommt in den Abfall? Aus solchen Fragen formt Lara Favaretto eine Rauminstallation auf der Kunst-Biennale. Die italienische Künstlerin bedient sich der Materialästhetik der Arte Povera, verwendet also vor allem "arme", alltägliche Materialien. Und stürzt ihre Betrachter ins Nachdenken.
Glatter Schnitt
Wie mit einem Skalpell sauber durchtrennt steht dieses Motorrad in den Arsenale der Kunstbiennale. Manch ein Besucher staunt über die augenzwinkernde Skulptur der Berliner Künstlerin Alexandra Bircken. Ihr Thema ist der Körper, ihre Formensprache bisweilen etwas drastisch.
Weltgrößtes Kunstspektakel
Selbst beim Ausruhen in einer Bankskulptur des dänischen Bildhauers Jeppe Hein wirft dieser Zeitgenosse einen ausgedehnten Blick in sein Smartphone. Mehr denn je klicken bei dem weltgrößten Kunstspektakel die Handykameras. Die Kunstbiennale von Venedig beginnt offiziell am diesem Samstag (11. Mai) und dauert bis zum 24. November 2019.