Polizei: Mord an Mitarbeiter war Terrorakt
3. Oktober 2015Der Vorfall vor dem Hauptsitz der Polizei in Sydney sei allem Anschein nach "politisch motiviert" gewesen, sagte der australische Premierminister Malcolm Turnbull. Bei dem "schockierenden Verbrechen" scheine es sich um einen "Terrorakt" zu handeln. Nach Angaben der Polizei hatte der 15-jährige Täter den 58-jährigen vor der Polizeizentrale von hinten in den Kopf geschossen. Anschließend lieferte er sich eine Schießerei mit der Polizei, bei der er selbst getötet wurde.
Den Ermittlungen zufolge hat der im Iran geborene Jugendliche allein gehandelt. Er sei der Polizei nicht bekannt gewesen. Auch habe keine Verbindung zwischen dem Todesschützen und seinem Opfer bestanden. Vermutlich sei der Mitarbeiter nur deshalb zum Ziel geworden, weil er gerade das Polizeihauptgebäude verlassen hatte, sagte Sydneys Polizeichef Andrew Scipione.
Schwester des Täters auf der Flucht
Die Tageszeitung "Sidney Morning Herald" berichtete, der 15-Jährige habe eine nur 300 Meter vom Polizeihauptquartier entfernte Schule im Westen von Sydney besucht. Vor der Tat habe der Junge eine Moschee besucht und dort ein schwarzes Gewand angelegt. Laut einem Bericht des Senders ABC soll die Schwester des Todesschützen Australien in Richtung Istanbul verlassen haben und auf dem Weg in den Irak oder nach Syrien sein.
Der australische Ministerpräsident warnte davor, der muslimischen Gemeinschaft in Lande Vorwürfe zu machen. Deren Mitglieder seien besonders schockiert und erschüttert über die Tat. Die australische Regierung, die den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat im Irak und in Syrien unterstützt, hatte im September vergangenen Jahres die Terrorwarnstufe erhöht. Bei Antiterroreinsätzen in Sydney und Brisbane hatte es damals zahlreiche Festnahmen gegeben.
Terrorgefahr in Australien
Im Frühjahr verhinderte die australische Polizei nach eigenen Angaben mindestens zwei Terroranschläge. Sie nahm demnach im Mai in Melbourne einen 17-Jährigen fest, bei dem drei halbfertige Sprengsätze gefunden worden waren. Im April wurden fünf Teenager festgenommen, die einen Anschlag am Gedenktag für die Opfer des Ersten Weltkriegs geplant haben sollen. Ein britischer Teenager, der sie angestiftet hatte, Polizisten zu enthaupten, wurde am Freitag in Großbritannien zu lebenslanger Haft verurteilt.
Im Dezember schockierte zudem eine Geiselnahme Australien. Ein gebürtiger Iraner hatte in einem Café mehr als 16 Stunden lang mehr als ein Dutzend Geiseln genommen und behauptet, im Namen der Terrormiliz IS zu handeln. Die Polizei stürmte das Café. Dabei kamen der Täter und zwei Geiseln ums Leben.
ww/uh (AFP, dpa)