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Pistorius-Chefermittler ersetzt

21. Februar 2013

Spektakuläre Entwicklung im Mordfall des Paralympics-Stars Oscar Pistorius: Die Polizeiführung löste den Chefermittler Hilton Botha ab, der selbst unter Mordverdacht steht. Sein Nachfolger wurde Vinesh Moonoo.

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Detektiv Hilton Botha vor dem Gerichtsgebäude (Foto: AFP(Getty/Images)
Bild: Stephane de Sakutin/AFP/Getty Images

Die südafrikanische Polizei hat auf die Enthüllungen um Hilton Botha reagiert und den leitenden Ermittler im Fall Oscar Pistorius ersetzt. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass Botha (siehe Artikelbild) selbst unter dem Verdacht des versuchten Mordes steht. Er muss sich in einem anderen, wiederaufgenommenen Verfahren wegen siebenfachen Mordversuchs vor Gericht verantworten. "Wir verstehen die Bedeutung und den Ernst der Lage", sagte Polizeipräsidentin Mangwashi Phiyega.

Sie ernannte in dem Mordprozess gegen den behinderten Sportler umgehend Vinesh Moonoo zum Nachfolger Bothas. Moonoo sei "Top-Ermittler" der südafrikanischen Polizei, sagte sie. Er werde ein "hochversiertes und erfahrenes Team aus Ermittlern zusammenstellen".

Botha muss selbst vor Gericht

Es wird erwartet, dass Botha im Mai vor Gericht erscheinen muss. Im Oktober 2009 hatten der Chefermittler und zwei weitere Beamte Schüsse auf einen Kleinbus mit sieben Insassen abgegeben, um ihn am Weiterfahren zu hindern. Das Verfahren aus dem Jahr 2011 sei zwischenzeitlich eingestellt worden, werde nun aber wieder aufgenommen, sagte ein Sprecher.

Botha reagierte überrascht auf die neue Entwicklung. "Ich verstehe nicht, warum der Fall wieder aufgenommen wurde. Ich kann mir nur vorstellen, dass es etwas mit meiner Arbeit (im Fall) Oscar Pistorius zu tun hat", sagte Botha dem Fernsehsender eNCA. Der Chefermittler hatte sich am Mittwoch, dem zweiten Tag der Gerichtsanhörung zu Pistorius, entschieden gegen eine Freilassung auf Kaution des beinamputierten Profisportlers ausgesprochen.

Schatten über Pistorius-Ermittlungen

Es bestehe Fluchtgefahr, meinte er vor dem Magistratsgericht in der südafrikanischen Hauptstadt. Botha verwies auf die ausländischen Konten und die Immobilie in Italien, die der südafrikanische Sprintstar besitze.

Keine konkreten Beweise

In einem Kreuzverhör des Pistorius-Anwalts Barry Roux musste der Detektiv allerdings gleichzeitig zugeben, dass am Tatort keine Belege dafür gefunden worden seien, die den Darstellungen des 26-jährigen Angeklagten widersprächen. Pistorius behauptet, seine Freundin versehentlich getötet zu haben. Er habe in der fraglichen Nacht gemeint, ein Einbrecher befinde sich hinter der verschlossenen Badezimmertür, auf die er dann mehrfach gefeuert habe.

Die Staatanwaltschaft wirft dem Sportler dagegen vor, das Fotomodell Reeva Steenkamp gezielt ermordet zu haben. Vor den tödlichen Schüssen habe es einen Streit zwischen dem Paar gegeben. Polizeioffizier Botha berichtete von Zeugen, die vor den Schüssen Licht im Haus von Pistorius gesehen und zudem "unablässiges Geschrei" und einen lautstarken Streit gehört haben wollen.

Gericht vertagt sich erneut

Das wiederum widerspricht den Schilderungen von Pistorius, der von einem friedlichen Abend mit seiner Freundin berichtet hatte. Auf die Frage des Anwalts, wie weit entfernt der Zeuge vom Haus von Pistorius wohne, sagte Botha zunächst 600 Meter, um dann später die Angabe auf 300 Meter zu revidieren.

Kameras vor dem Gerichtsgebäude (Foto: AFP/Getty Images)
Das Medieninteresse ist riesigBild: Stephane de Sakutin/AFP/Getty Images

Das Drama um den 26-jährigen Athleten, der mit spektakulären Sprints auf Beinprothesen zum Star wurde, sorgt seit Tagen weltweit für Aufsehen. Am Donnerstag vertagte das Gericht die Anhörung erneut. Die Fortsetzung der Verhandlung am Freitag soll auch eine Entscheidung der Frage bringen, ob der Angeklagte bis zum Prozess auf Kaution entlassen wird. Bei einer Verurteilung droht Pistorius eine Gefängnisstrafe zwischen 15 Jahren und lebenslänglich.

se/haz/kle (afp, sid, ap, dpa, afp)