Polizei-Großaufgebot sichert "friedliches Trauern"
10. September 2018Bis zu 550 Menschen zogen nach Angaben der Polizei vom Marktplatz zu dem Ort, an dem der junge Mann am Sonntag nach einem Streit mit anderen Männern gestorben war. Ihnen gegenüber standen zahlreiche Polizisten. Laut einer Sprecherin lag die Zahl der Beamten "im oberen dreistelligen Bereich". Polizisten aus Niedersachsen, Berlin, Thüringen, Hessen und Schleswig-Holstein waren demnach zur Unterstützung nach Köthen gekommen. Die Veranstaltung sei "weitgehend störungsfrei" verlaufen.
Hinweise auf Straftaten
Es habe vereinzelte Personenfeststellungen gegeben, fügte die Sprecherin hinzu. Auch seien mehrere Hinweise auf mögliche Straftaten eingegangen. Diese würden nun ausgewertet. Auch würden die Redebeiträge auf der Veranstaltung geprüft. Die AfD hatte ein "friedliches Trauern" und eine "Gedenkminute" auf dem Marktplatz angekündigt. "Auf politische Reden wird heute verzichtet", hatte die Partei erklärt. Zu den Demo-Teilnehmern gehörten AfD-Landtagsfraktionschef Oliver Kirchner und Ex-Landeschef André Poggenburg.
Nach knapp einer Stunde erklärte die AfD die Veranstaltung für beendet und die Menschen verließen den Versammlungsort. Über der Stadt mit gut 26.000 Einwohnern kreiste ein Hubschrauber. Eine Reiterstaffel der Polizei ritt durch die Innenstadt. Auch ein Wasserwerfer war vor Ort.
Erinnerungen an Chemnitz
Der Tod des 22-Jährigen hatte Erinnerungen an den Tod eines jungen Mannes in Chemnitz geweckt, der Ende August mutmaßlich von zwei Ausländern erstochen worden war. Allerdings starb der Mann in Köthen dem Obduktionsergebnis zufolge in der Nacht zum Sonntag an akutem Herzversagen. Er litt demnach an einer schweren Vorerkrankung.
Vor dem Tod des Mannes soll es zu einer Auseinandersetzung zwischen mindestens zwei Afghanen und mindestens zwei Deutschen gekommen sein, in deren Verlauf der 22-Jährige dann starb. Gegen zwei tatverdächtige Afghanen im Alter von 18 und 20 Jahren erging am Sonntagabend Haftbefehl wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge. Beide kamen demnach als unbegleitete Minderjährige nach Deutschland.
UN warnen vor Stimmungsmache
Unterdessen warnte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi vor einer Stimmungsmache gegen Flüchtlinge in Europa. Gewaltverbrechen Einzelner dürften nicht dazu führen, alle Migranten an den Pranger zu stellen, so Grandi in Genf. Die "große Mehrheit der Asylbewerber und Flüchtlinge" sei nicht kriminell. "Daher ist es sehr gefährlich, sie zu stigmatisieren, weil einer von ihnen ein Verbrechen verübt hat", sagte Grandi.
jmw/wa (afp, dpa)