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Polizei hat vermutlich London-Attentäter ermittelt

13. Juli 2005

Laut Scotland Yard sollen vier Männer die Anschläge von London verübt haben. Die Bombenattentäter sind bei ihrer Tat vermutlich getötet worden. Die Polizei sucht nach weiteren Verdächtigen.

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Fahndung in LeedsBild: AP

Die britische Polizei hat vermutlich die Attentäter der Terroranschläge von London identifiziert. Wie der Leiter der Londoner Anti-Terror-Einheit, Peter Clarke, am Dienstag (12.7.2005) mitteilte, ist auf den Aufzeichnungen einer Überwachungskamera zu erkennen, wie die vier Attentäter am Donnerstag um 8.30 Uhr mit dem Zug im Bahnhof King's Cross in London ankommen. Rund 20 Minuten später explodierten drei Sprengsätze in U-Bahnen, etwas später einer in einem Doppeldeckerbus. Mindestens 52 Menschen starben bei den Anschlägen.

Selbstmord-Attenäter

Einem Bericht des Fernsehsenders Sky zufolge, der sich auf Angaben aus Polizeikreisen berief, wurden alle vier Attentäter bei den Anschlägen getötet. Clarke bestätigte dagegen nur, dass vermutlich mindestens einer der Attentäter ums Leben kam. Das Ergebnis des Gerichtsmediziners müsse abgewartet werden. Der Mann war von seiner Familie um 22 Uhr am Tag der Anschläge als vermisst gemeldet worden. Teile seiner Sachen wurden in dem zerstörten Doppeldeckerbus gefunden, in dem 13 Menschen starben.

Polizei umstellt Haus in Leeds
Polizistinnen halten bei Hausdurchsuchungen im Raum Leeds WacheBild: AP

Nach Clarkes Angaben kamen mindestens drei der vier Attentäter aus West Yorkshire im Norden Englands. Dort gab es am Dienstag eine Serie von Razzien in Leeds und Umgebung, bei denen auch die Wohnungen der mutmaßlichen Attentäter durchsucht wurden, wie Clarke sagte. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden und werde zur Vernehmung nach London gebracht, erklärte die Polizei. Sechs Haftbefehle seien ausgestellt worden.

Kontrollierte Explosion

Nach Hinweisen auf ein verdächtiges Auto sperrte die Polizei am Dienstagnachmittag den Bahnhof von Luton in der Grafschaft Bedfordshire, 50 Kilometer nördlich von London. Wie es hieß, stand das Fahrzeug möglicherweise in Verbindung zu den Anschlägen vom vergangenen Donnerstag. Es wurde später kontrolliert zur Explosion gebracht.

Video-Überwachung

Die Ermittlungen der Polizei beziehen auch die Sichtung von mehr als 2500 Bändern mit Aufnahmen von Überwachungskameras mit ein. Die Behörden haben diese Bänder nicht nur von der U-Bahn-Gesellschaft, sondern auch von der Stadtverwaltung und privaten Unternehmen erhalten. Insgesamt sind in London mehrere tausend Überwachungskameras eingerichtet. Die Polizei hat auch die Öffentlichkeit dazu aufgerufen, alle digitalen Fotos und Videos einzuschicken, die vom Ort der Anschläge gemacht wurden.

Die Regierung von Premierminister Tony Blair beriet unterdessen über eine mögliche Verschärfung von Anti-Terrorgesetzen. Dabei soll auch die Planung eines Terrorakts als neuer Straftatbestand eingeführt werden. Als Beauftragter der Regierung für die Anti-Terrorgesetzgebung sagte Lord Carlile am Dienstag dem Rundfunksender BBC, es gebe keine unmittelbare Notwendigkeit für eine Verschärfung der Gesetze. Polizei und andere Behörden sollten aber in die Lage versetzt werden, schon in einem frühen Stadium der Vorbereitung eines Terrorakts eingreifen zu können.

EU-Pläne

Die Europäische Union (EU) verständigte sich darauf, verstärkt gegen die Finanzquellen von Terroristen vorzugehen. Der britische Schatzkanzler Gordon Brown will das Thema auch auf die Tagesordnung der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank bringen. "So wie es keinen sicheren Zufluchtsort mehr für Terroristen geben wird, so wird es auch kein Versteck mehr für Finanziers von Terrorismus geben", sagte Brown. "Banken können nicht länger nach dem Prinzip handeln, jedem ihren Dienst anzubieten."

Die Abwehr terroristischer Bedrohungen steht auch am Mittwoch (13.7.) im Mittelpunkt der EU-Politik. Die Innen- und Justizminister der 25 EU- Staaten kommen in der belgischen Hauptstadt zu einem Sondertreffen zusammen, um über Konsequenzen aus den Anschlägen von London zu beraten. (mas/kap)