Polizei stoppt Marsch auf Präsidentenpalast
25. Dezember 2018Hunderte Demonstranten hatten sich in der Hauptstadt Khartum versammelt, um den Rücktritt von Präsident Omar al-Baschir zu fordern. Doch die Polizei zeigte massiv Präsenz. Einsatzfahrzeuge und Beamte mit Schlagstöcken waren in der ganzen Stadt zu sehen.
Im Zentrum setzte die Polizei Tränengas gegen Demonstranten ein. An der geplanten Demonstrationsroute waren Polizisten auf Dächern postiert.
Bereits seit Mittwoch vergangener Woche gibt es im Sudan Proteste, die sich an einer Verdreifachung des Brotpreises entzündet hatten und sich inzwischen verstärkt gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung sowie Staatschef al-Baschir richten.
Sorge über Gewalt
Nach Angaben von Amnesty International wurden bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften bislang 37 Menschen erschossen. Die Menschenrechtsorganisation forderte die Regierung in Khartum auf, weiteres Blutvergießen zu verhindern. Statt zu versuchen, die Menschen vom Demonstrieren abzuhalten, sollten sich die Behörden darauf konzentrieren, die Unterdrückung von Menschenrechten zu beenden und die wirtschaftlichen Probleme zu lösen.
Behördenvertreter hatten zuletzt von acht Toten gesprochen. Die Opposition bezifferte die Zahl der Opfer auf mehr als 20.
Die USA, Großbritannien, Norwegen und Kanada zeigten sich zutiefst besorgt über die Gewalt. Sie forderten die Regierung auf, "angemessen" mit den Demonstrationen umzugehen.
Staatschef verspricht Reformen
Staatschef al-Baschir stellte mittlerweile Verbesserungen in Aussicht. Durch "echte Reformen" solle den Bürgern im Sudan ein "ordentliches Leben" garantiert werden, sagte er nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Suna.
Das Land im Nordosten Afrikas wird seit Jahrzehnten mit harter Hand geführt. Demonstrationen werden immer wieder unterdrückt. Gegen al-Baschir liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs wegen Völkermordes vor. Derzeit befindet sich zudem die Wirtschaft des Landes in einer schweren Krise. Wegen hoher Inflation verliert die Landeswährung an Wert.
Der Sudan ist zudem ein bedeutendes Transitland für Migranten aus Ost- und Zentralafrika, vor allem für Flüchtlinge aus Eritrea. Viele Eritreer sind über den Sudan nach Libyen und weiter nach Europa gereist, viele davon nach Deutschland.
gri/rb (afp, dpa)