Der Untergang von Pompeji im Grand Palais
Das vor 2000 Jahren zerstörte Pompeji fasziniert noch immer. In Paris können Ausstellungsbesucher die Stadt dank moderner 3D-Technik fast hautnah erleben.
Zeitreise in die Antike
Ein Spaziergang durch die Straßen von Pompeji gleicht einer Zeitreise in das Leben einer längst vergangenen Epoche - zurück in das Jahr 79 n. Chr. Pompeji gilt als eine der schönsten Städte des Römischen Reiches. Das Klima ist mild und an den fruchtbaren Hängen des Vesuvs wachsen Weinreben. Von vielen Häusern aus kann man das Meer sehen. Es lässt sich gut leben an diesem Ort.
Ein Leben in Luxus
Pompeji ist groß, über 60 Hektar erstreckt sich die Stadt. Acht Tore und elf Wachtürme sorgen für die Sicherheit ihrer Bürger. Die betuchten Römer legen Wert auf Luxus: Ein Theater und die Thermen sorgen für Abwechslung, eine große Sportanlage unter schattigen Platanen dient den Athleten, ein Schwimmbad verspricht Abkühlung. Im Forum, dem zentralen Platz, erhebt sich der Jupitertempel.
Rekonstruktion einer Villa
Reiche Bürger lassen sich prachtvolle Villen mit säulenumrankten Innenhöfen, kunstvollen Mosaiken auf den Böden und prächtigen Wandmalereien errichten. So könnte ein typisches Haus vor 2000 Jahren ausgesehen haben.
Willkommen in der "Villa der Mysterien"
Das Landgut ist eine der Hauptattraktionen in Pompeji und eine der am besten erhaltenen Villen der Antike. Offenbar diente das Haus auch als Kultstätte für Dionysos, dem griechischen Gott des Weines und der Ekstase. Da die Feste zu Ehren Dionysos' (bei den Römern hieß er Bacchus) immer exzessiver wurden, verbot sie der Senat 186 v. Chr. - vergebens, heimlich wurden weiter Orgien zelebriert.
Garküchen und Brunnen
Aber nicht alle Einwohner Pompejis sind begütert oder geben sich Orgien hin. Viele wohnen bescheiden und gehen ihrer Arbeit als Bauer, Bäcker oder Müller nach. In öffentlichen Garküchen, einer Art Imbiss der Antike, kaufen sie ihr Essen, Wasser schöpfen sie aus den Brunnen an den Straßenecken. Die Frauen bitten Diana (Foto) um Beistand: Sie gilt als Fruchtbarkeitsgöttin und Geburtshelferin.
Florierender Handel
Im Hafen vor den Toren der Stadt laufen Schiffe aus Griechenland, Spanien, Nordafrika und dem Nahen Osten ein, beladen mit Papyrus, Gewürzen, Trockenobst und Keramik. Die Händler aus Pompeji tauschen diese Waren gegen heimische Produkte wie Getreide, Wein und die begehrte Fischsauce Garum ein. Diese Krüge haben die Jahrtausende unbeschadet überstanden.
Die Erde bebt
Die Einwohner Pompejis wissen nichts von den Gefahren des Vulkans, als am 20. August im Jahre 79 n. Chr. die Erde bebt, begleitet von einem tiefen Grollen aus dem Erdinnern. Wasserleitungen zerbrechen, in den Wänden bilden sich Risse. Die Menschen bitten die Schutzgötter ihrer Häuser vor dem "Lararium", einem Kultschrein wie diesem, um Beistand und machen sich an die Aufräumarbeiten.
Der Wiederaufbau
Es ist nicht das erste große Beben, das die Region erschüttert. Schon einmal, im Jahr 62 n. Chr., stürzten viele Gebäude ein. Die Bewohner bauten sie wieder auf - prächtiger als zuvor. Davon zeugt auch diese Ruine eines Bades. Niemand ahnt 17 Jahre später, dass sich diesmal eine fürchterliche Katastrophe anbahnt, die die Stadt auslöschen und viele ihrer Bewohner töten wird.
Umgekommen auf der Flucht
Tagelang bebt die Erde. Dann spuckt der Vesuv im Morgengrauen des 24. August Asche und Bimsstein. Viele Menschen werden von herabfallendem Geröll erschlagen oder ersticken an der Asche. Wer überlebt, wird Opfer des verheerenden Lavastroms wenig später. Die Hohlräume, die die toten Körper im Gestein hinterlassen haben, gießt man Jahrhunderte später mit Gips aus - das Grauen ist noch jetzt spürbar.
Überliefert von Plinius und Tacitus
Dass man so viel über die letzten Tage Pompejis weiß, verdankt die Nachwelt Plinius dem Jüngeren. Auf die Bitte des Geschichtsschreibers Tacitus hin beschreibt der Neffe eines Bewohners von Pompeji, was sein sterbender Onkel ihm erzählt hat. Lange Zeit ging man davon aus, dass der Vesuv im August ausbrach. Mittlerweile halten einige Historiker auch ein Datum im Herbst für wahrscheinlich.
In Vergessenheit geraten
Von den rund 20.000 Einwohnern werden später etwa 2000 gefunden. Wissenschaftler vermuten daher, dass viele Menschen rechtzeitig flüchten konnten. Pompeji aber gerät Jahrhunderte lang in Vergessenheit. Erst 1594 entdeckten Kanalarbeiter zufällig alte unterirdische Gänge mit Inschriften und Büsten. Knapp 200 Jahre später findet die erste archäologische Grabung unter König Karl von Bourbon statt.
Archäologischer Glücksfall
Mit der systematischen Ausgrabung Pompejis beginnt man erst 1860. Eine fast sieben Meter dicke Schicht Asche liegt über der Stadt. Bis heute ist Pompeji noch nicht vollständig freigelegt. Aus heutiger Sicht ist die Katastrophe ein Glücksfall für die Archäologen, denn der Vulkanausbruch konservierte das römische Alltagsleben wie eine Momentaufnahme für die Nachwelt.
Digitaler Besuch
Das Pariser Museum Grand Palais würdigt das versunkene Pompeji mit einer außergewöhnlichen digitalen Ausstellung. Im Mittelpunkt steht - neben diversen Fundstücken - eine 3-D-Rekonstruktion, dank der die Besucher wie Zeitreisende in die Geschichte der Stadt eintauchen können. Die Schau läuft vom 1. Juli bis zum 27. September.
Das Pariser Grand Palais öffnet mit der Ausstellung "Pompeji" am 1. Juli wieder seine Türen. Die Schau ist den letzten Ausgrabungen der antiken Stadt am Golf von Neapel gewidmet. Gezeigt werden unter anderem Objekte, die bei den Ausgrabungen 2010 zu Tage gekommen sind. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine 3D-Rekonstruktion, die die Besucher in die Geschichte der Stadt eintauchen lässt, die 79 n. Chr bei dem Vulkanausbruch des Vesuvs verschüttet wurde. Die Ausstellung, deren Eröffnung Ende März wegen der Coronavirus-Krise abgesagt werden musste, ist bis zum 27. September zu sehen. (dpa)