Musikfestival von Israel-Boykott betroffen
14. August 2018Man muss auf der Seite des Pop-Kultur-Festivals Berlin ziemlich weit nach unten scrollen, bis man den Stein des Anstoßes entdeckt: ein kleines, blaugründiges Banner, eines von sechs staatlichen Unterstützer-Logos. Es ist das Emblem der Botschaft des Staates Israel. Weil diese drei israelische Künstler mit 1.200 Euro für Reisekosten und Unterbringung unterstützt, ruft die BDS-Bewegung dazu auf, das Musikfestival in Berlin zu boykottieren.
Der US-amerikanische Musiker John Maus, der schottische Singer-Songwriter Alun Woodward, die englische Musikerin Nadine Shah und ihre Landsmann Richard Dawson, das Post Punk-Trio Shopping und die Waliserin Gwenno scheinen den Ruf vernommen zu haben. Sie sagten ihre Auftritte bei dem Festival ab und begründeten dies mit der aktuellen politischen Lage und, so John Maus, ihrer Ablehnung gegenüber einem "politisierten Rahmen".
Pop-Kultur Berlin: Schon 2017 politisch motivierte Absagen
Die gegen Israel gerichtete Boykott-Bewegung BDS ("Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen") macht immer wieder Schlagzeilen. Es ist nicht das erste Mal, dass das Pop-Kultur-Festival Absagen hinnehmen muss. Bereits 2017 traten mehrere Künstler auf Bestreben der BDS-Bewegung nicht auf, was diese als großen Erfolg verbuchte.
Die Unterstützer der 2005 von palästinensischen Organisationen ins Leben gerufenen BDS-Bewegung geben an, sie seien vom Kampf der Südafrikaner gegen die Apartheid inspiriert. Die Bewegung ruft international zu "Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen" gegen Israel auf: Waren sollen boykottiert, wirtschaftliche Investitionen zurückgezogen und Auftritte von Künstlern abgesagt werden. Prominente Unterstützer findet die Kampagne auch in Musiker und Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters, Musikproduzent und Ambient-Pionier Brian Eno sowie Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu.
Lesen Sie hier einen Hintergrund zu der Kampagne BDS.
BDS löst Debatte um Ruhrtriennale aus
Weil sie die schottische Band Young Fathers eingeladen hatte, die sich nicht von der BDS-Kampagne distanzieren wollte, geriet kürzlich die Intendantin der Ruhrtriennale, Stefanie Carp, in die Kritik. Sie lud die Gruppe zunächst aus und dann wieder ein, bis die Musiker schließlich absagten. Carp beraumte stattdessen eine Podiumsdikussion an, an der zwei BDS-Befürworter, aber keine Gegner teilnehmen sollen. Daraufhin sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet seinen Besuch der Ruhrtriennale ab.
Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, warf der BDS-Bewegung vor, "in ihren Methoden und Zielen antisemitisch" zu sein. Die Bewegung nutze Methoden aus der Nazi-Zeit, die "unerträglich sind und weder geduldet noch toleriert werden dürfen", heißt es in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung "Die Welt".
Den Vorwurf der BDS-Aktivisten, die israelische Geldspritze für die Kultur beschönige die Taten des Staates im Konflikt mit den Palästinensern, hält das Berliner Pop-Kultur-Festival, das vom 15. bis 18. August rund 10.000 Musikbegeisterte anlocken will, für hinfällig: Auch das französische Bureau Export fördere Künstler aus Frankreich mit Reisekostenzuschüssen, ebenso der British Council und das österreichische und norwegische Pendant. "Diese Art der Zusammenarbeit ist bei Festivals, Ausstellungen und Veranstaltungen aller Genres im internationalen Kulturaustausch eine gängige Praxis", heißt es in einer Stellungnahme zu den Boykott-Aufrufen.
Dort steht ebenfalls, dass sich das Festival Pop-Kultur durch den Boykott nicht einschüchtern lässt, denn "man sehe seine Aufgabe darin, Grenzen zu überwinden und Raum für einen Dialog zu schaffen". Dieser wird wohl auch in diesem Jahr wieder ohne die Standpunkte der BDS-Unterstützer stattfinden müssen.
ld/suc (kna, dpa)