Preis für Menschenrechts-Botschafter
1. September 2012Die Flüchtlingsorganisation "Borderline Europe" und der Menschenrechtler Alejandro Cerezo Contreras aus Mexiko sind mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden. Beide Preisträger kämpften gegen "kriegerische Zustände" in ihren Gesellschaften, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Friedenspreis-Vereins Tina Terschmitten bei der Preisverleihung.
Der Journalist Heribert Prantl würdigte beide Preisträger als "Botschafter der Menschenrechte". "Sie helfen, sie schützen, sie prangern an - und sie tun es unter Gefahr für die eigene Person", sagte der Leiter des innenpolitischen Ressorts der "Süddeutschen Zeitung" in seiner Laudatio in der Aachener Aula Carolina.
Eintreten für die Rechte Gefangener
Der 30-jährige Anwalt Alejandro Cerezo setzt sich in Mexiko für die Rechte politischer Gefangener ein. Er selbst saß mehrere Jahre unschuldig im Gefängnis, nachdem er 2001 wegen angeblicher Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag in Mexiko-Stadt verhaftet worden war. In der Haft wurde er auch gefoltert.
Bis heute erhalte er regelmäßig Todesdrohungen, werde beschattet, verfolgt und fotografiert, berichtet er. "Die Täter kommen vom Staat", ist er sich sicher. "Mexikos Justiz ermittelt nicht gegen Übergriffe des Staates." Wer in Mexiko gegen unmenschliche Haftbedingungen kämpfe, lebe gefährlich, so Prantl.
"Massengrab Mittelmeer"
Der Verein "Borderline Europe" hat sich dem zivilen Widerstand "gegen die europäische Abschottungspolitik" gegen Flüchtlinge verschrieben. Die Organisation mache sichtbar, wie viele Flüchtlinge jedes Jahr im Mittelmehr sterben, weil Europa sich abschotte, sagte Prantl. "Das Mittelmeer ist ein Massengrab geworden." "Borderline Europe" war 2007 von dem früheren Leiter des Komitees Cap Anamur, Elias Bierdel, mitgegründet worden.
Der Aachener Friedenspreis wurde erstmals 1988 verliehen. Er ist mit 1.000 Euro dotiert und wird jedes Jahr am 1. September, dem Antikriegstag, verliehen. Der Trägerverein besteht aus rund 50 kirchlichen, politischen, gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Gruppen sowie etwa 350 Einzelpersonen. Vergangenes Jahr ging der Preis an die Tübinger Informationsstelle Militarisierung sowie den Freiburger Friedensaktivisten und Buchautoren Jürgen Grässlin.
det/wl (epd)