Prestigeträchtiges Derby am Rhein
21. September 2014Wenn am Sonntag der 1. FC Köln auf Borussia Mönchengladbach trifft (Anstoß 17:30 Uhr MESZ), dann geht es - zumindest für die Fans beider Clubs - darum, wer die Nummer eins im Rheinland ist. Den Fakt, dass Bayer 04 Leverkusen diesen Titel rein sportlich betrachtet bereits seit Jahren für sich beanspruchen darf, blenden die Kölner und Mönchengladbacher geflissentlich aus. Denn die erst 1979 erstmals in die Bundesliga aufgestiegene Werkself aus Leverkusen zählt im Weltbild von FC und Borussia nicht. Das Duell Köln gegen Mönchengladbach hat viel ältere Wurzeln und gilt als das wahre rheinische Derby und als eines der wichtigsten Spiele der Saison.
Wie aufgeladen die Stimmung ist, zeigt ein Zwischenfall der einige Tage vor der Partie stattfand und die lokale Presse intensiv beschäftigte: Mehrere vermummte Männer - vermutlich aus der Mönchengladbacher Fanszene - stürmten eine Fabrikhalle, in der Anhänger des FC ihre Stadion-Choreografie für Sonntag vorbereiteten. Sie fuhren in mehreren Autos vor, kletterten über den Zaun und griffen die FC-Fans an. Erst als die Polizei anrückte, flüchteten sie unerkannt.
Polizeischutz für eine Ziege
Für die Kölner Polizei gab es auch anschließend viel zu tun: In Anbetracht des Angriffs wurde Hennes VIII. nachts unter Polizeischutz gestellt. Wer ist Hennes VIII.? Der Ziegenbock, das lebende Maskottchen des 1. FC Köln, das in einem nachgebildeten Bauernhof am Eingang des Kölner Zoos lebt. Tatsächlich soll es Hinweise gegeben haben, dass einige Mönchengladbacher Anhänger dem Maskottchen des Rivalen etwas antun könnten. Zudem wurden Orte, die eine symbolträchtige Bedeutung für den Kölner Club haben, von der Polizei unter verstärkte Beobachtung gestellt.
Bewusst versöhnliche Töne schlägt deshalb FC-Trainer Peter Stöger vor dem Derby an: "Die Entwicklung, die ich in Mönchengladbach in den letzten Jahren gesehen habe, ist sehr gut", lobt er. Für das in der Vergangenheit oft von gewalttätigen Auseinandersetzungen überschattete Spiel wünscht sich Stöger, "dass es ein Fußballfest wird, und dass es drum herum ruhig bleibt."
Stöger mauert, Favre rotiert
Rein sportlich betrachtet handelt es sich bei der Partie Köln gegen Mönchengladbach um das Duell des Neunten gegen den Fünften. Während Köln zwar ordentlich in die Saison gestartet ist und noch kein Gegentor hinnehmen musste, hapert es mit der Verwertung der eigenen Chancen. Zwei von drei Saisonspielen endeten 0:0. Dennoch will Stöger grundsätzlich an der defensive Ausrichtung seiner Mannschaft festhalten: "Die Null muss stehen", sagt er. "Wenn es nicht möglich ist, in der Offensive kreativ zu sein, dann muss man sein eben Haus zumauern."
Vor allem, weil die Mönchengladbacher zuletzt offensiv zu beeindrucken wussten. Beim 4:1-Sieg gegen Schalke funktionierte der überfallartige Konterfußball des Offensivtrios Max Kruse, André Hahn und Raffael einwandfrei. Fraglich ist allerdings, ob Borussen-Coach Lucien Favre auch gegen die Kölner auf seine Stammformation setzen kann. Schließlich spielt die Borussia in der Europa League und hat nur wenig Zeit sich zu regenerieren. "Es wird automatisch Veränderungen geben", stellt Favre für das Spiel gegen Köln eine Rotation in Aussicht. "Mit der Erholung von Donnerstag bis Sonntag wird eng. Ich kann zwar schon etwas planen, aber ich kann jetzt noch nicht sagen, was ich in Zukunft mache".
Die Statistik spricht vor dem 81. Rhein-Derby in der Bundesliga indes für die Borussia: Von 40 Bundesliga-Heimspielen gegen Mönchengladbach konnte der 1. FC Köln nur zwölf gewinnen und ging 21-mal als Verlierer vom Platz. Insgesamt gab es bei 80 Partien 21 Kölner Siege, 44-mal gewann die Borussia das Duell.
Neben den Mönchengladbachern ist auch der zweite Europa-League-Teilnehmer VfL Wolfsburg erst am Sonntag im Einsatz. Die "Wölfe" treten zu Hause gegen Bayer 04 Leverkusen an.
Auch die Sonntags-Spiele können Sie bei uns im Liveticker mitverfolgen. Wir starten am Freitag um 15:30 Uhr MESZ.