Priester wegen Kinderpornografie verurteilt
23. Juni 2018Fünf Jahre Haft und 5000 Euro Strafe wegen Kinderpornografie - dieses Urteil fällte das Gericht des Vatikanstaats über den Priester Carlo Alberto Capella. Der Prozess ist im Vatikan wegen seiner Kürze, des Strafmaßes und des Verfahrensgegenstands beispiellos. Das erste Mal belangte der Vatikan einen hohen Mitarbeiter wegen eines solchen Delikts nicht nur kirchenrechtlich, sondern auch mit dem Arm seiner weltlichen Justiz.
Die Richter befanden Capella des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie für schuldig. Die Anklage hatte fünf Jahre und neun Monate sowie 10 000 Euro Strafe gefordert. Der Prozess hatte zwei Tage gedauert. Am Freitag hatte der 50-Jährige sein Fehlverhalten eingestanden.
Capella: Persönliche Krise war der Grund
Er soll Kinderpornografie hochgeladen haben, als er sich zu Weihnachten 2016 in Windsor in der Provinz Ontario aufhielt. Der ehemalige päpstliche Botschaftsmitarbeiter habe sich damit gerechtfertigt, dass er in einer "Krise" wegen seiner Versetzung nach Washington gewesen sei, berichteten Journalisten, die beim Prozessauftakt anwesend waren.
Von seinem Posten an der Botschaft des Heiligen Stuhls in der US-Hauptstadt war Capella nach Hinweisen der US-Behörden im vergangenen September abgezogen worden. Später teilte die kanadische Polizei mit, dass sie ebenfalls gegen den Monsignore ermittele.
Bereits viele Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche
Die katholische Kirche macht seit vielen Jahren mit Skandalen um pädophile Geistliche Schlagzeilen. So sollte sich 2015 der frühere Nuntius des Heiligen Stuhls in der Dominikanischen Republik, Jozef Wesolowski, im Vatikan vor Gericht verantworten. Der Prozessbeginn wurde jedoch wegen Krankheit vertagt, kurz darauf starb der Angeklagte. In seiner Heimat Australien muss sich demnächst der Kurienkardinal George Pell wegen Missbrauchsvorwürfen verantworten. Sein Amt als Finanzchef des Vatikans lässt er deshalb ruhen.
Papst Franziskus hat immer wieder erklärt, bei Missbrauch wie sein Vorgänger Benedikt XVI. ein "Null-Toleranz-Prinzip" zu verfolgen. Bei seiner Chile-Reise im Januar hatte der Pontifex aber einen Eklat ausgelöst, als er den dort im Zuge eines Skandals beschuldigten Bischof Juan Barros in Schutz nahm. Später bat Franziskus um Verzeihung und gestand ein, die Lage falsch eingeschätzt zu haben. Anfang Juni trat Barros zurück.
ie/kle (kna, dpa)