Pro Rauchverbot: Ausnahmen nur für Helmut Schmidt!
30. Mai 2007In meinem Gesicht wurden so viele Zigaretten ausgedrückt, als ob es ein Aschenbecher wäre. Natürlich im übertragenen Sinn. Meine Lungen haben jedenfalls bereits genug Dreck abgekriegt - bis zu zwei Packungen am Tag in den schlimmsten Zeiten. Seit zweieinhalb Jahren bin ich Nichtraucher - mir selbst, dem lieben Gott und Allen Carr ("Endlich Nichtraucher") sei Dank. Es war schmerzhaft, aber jetzt bin ich durch.
Als Nichtraucher konnte ich nach einem Jahr den Zigarettengestank am Arbeitsplatz nicht mehr riechen. Ich ging auch kaum noch in Kneipen, wie viele andere Leidensgenossen, die selbst nie geraucht hatten. Autosuggestion? Vielleicht. Aber Tatsache war, dass ich einen Brechreiz bekam, wenn ich Tabak nur roch. Und dieses Mal nicht im übertragenen Sinn.
Pervers und uneinsichtig
Meine Hilferufe wurden im Büro nur halbherzig gehört. Einige Raucher hatten sogar noch Spaß daran, mir den Rauch ins Gesicht zu pusten. Ich sollte mir halt mein Wasser aus der Toilette holen, wenn es mir in der Teeküche zu sehr stinken würde, wurde mir einmal gesagt. In der folgenden Diskussion nahm auch ich kein Blatt mehr vor den Mund.
Danach ging es mir erst so richtig dreckig: Ich fuhr zu meinem Hausarzt, der mich für eine Woche krank schrieb. Ich brauchte eine Pause. Ist es nicht pervers, dass uneinsichtige militante Raucher das Leben der Anderen so vergewaltigen? Ganz zu schweigen von den Kosten, die sie für das Gesundheitssystem verursachen.
Tabaklobby gleich Waffenlobby?
Danach ging es aber bergauf, zumal nach meiner Rückkehr in der Redaktion das Rauchen doch untersagt wurde. Dafür danke ich meiner Chefin. Jetzt geht es mir noch besser, dafür danke ich dem Bundestag. Es könnte noch besser sein, aber die deutsche Tabaklobby ist leider genauso stark wie die Waffenlobby in den USA. Beide sind effektiv, perfide und machen ihr Geld mit dem Leid und dem Tod Anderer.
In diesem Bereich wünsche ich mir manchmal in Deutschland amerikanische Verhältnisse (und den Amerikanern die deutschen Waffengesetze). Doch nicht nur in den USA, auch in Italien, Frankreich und anderen Ländern kommen die Menschen ohne Rauchen in öffentlichen Räumen aus. Und haben offensichtlich auch noch Spaß daran!
Mit Rauchern diskutiert man nicht
Meine Erfahrungen zeigen leider, dass die Diskussion mit Rauchern keinen Sinn macht. Sie schalten auf stur und die Logik ab - sogar die klügsten Köpfe! Ich diskutiere nicht mehr. Ich warte.
Und der einzige Raucher, dem ich in meinem Büro erlauben würde, eine Zigarette anzuzünden, ist Herr Schmidt. Nicht der Harald, der raucht doch sowieso nicht. Vorausgesetzt, ich irre mich nicht in diesem dicken deutschen Tabaknebel. Nein, ich meine den alten Herrn mit der Kapitänsmütze, der immerzu raucht. Und fragen Sie mich bitte nicht, warum ich es bei ihm ertragen würde. Ich weiß es nicht. Sollte Deutschland jedenfalls irgendwann rauchfrei werden, sollte man für Herrn Schmidt eine Ausnahme machen. Ausnahmen bestätigen die Regeln.