Prognosen: Keine Region für Front National
13. Dezember 2015In allen Regionen liegen Kandidaten der regierenden Sozialisten und der oppositionellen Republikaner vorn, wie der französische Fernsehsender BFMTV unter Berufung auf Prognosen berichtet. Der rechtsextreme Front National (FN) ging demnach leer aus. Unter anderem unterlag Parteichefin Marine Le Pen in Nordfrankreich beim zweiten Wahlgang am Sonntag mit 42 bis 43 Prozent ihrem konservativen Gegner Xavier Bertrand, wie mehrere Meinungsforschungsinstitute übereinstimmend ermittelten.
Ihre Nichte Marion Maréchal-Le Pen verlor in Südfrankreich ebenfalls deutlich gegen den konservativen Kandidaten Christian Estrosi. In der Grenzregion zu Deutschland hatte der Sozialist Jean-Pierre Masseret den von der Parteiführung geforderten Rückzug verweigert. Dennoch gewann der offiziell auch von den Sozialisten unterstützte Konservative Philippe Richert mit 47,9 Prozent gegen FN-Vize Florian Philippot, der bei 36,3 Prozent landete.
Konservative liegen vorn
Das konservativ-bürgerliche Lager um Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy konnte den Hochrechnungen zufolge in mindestens fünf der 13 französischen Regionen gewinnen. Die Sozialisten von Präsident François Hollande und verbündete Linksparteien gewannen den Hochrechnungen zufolge mindestens vier Regionen. In der ersten Wahlrunde vor einer Woche war die Front National noch mit landesweit stärkste Kraft geworden und in sechs der 13 Regionen vorne gelandet.
Mit einer deutlich stärkeren Beteiligung haben die Wähler in Frankreich auf die jüngsten Erfolge des rechtsextremen Front National (FN) reagiert. Bei der entscheidenden zweiten Runde der Regionalwahlen zeichnete sich ein klares Plus bei der Beteiligung ab. Bis zum Nachmittag gingen gut 50,5 Prozent der rund 45 Millionen Stimmberechtigten zur Wahl, wie das Innenministerium am Sonntag mitteilte. In der ersten Runde vor einer Woche waren es zu diesem Zeitpunkt 43 Prozent, am Ende lag die Quote unter der 50-Prozent-Marke.
Vor allem das Abschneiden des Front National wurde mit Spannung erwartet. Trotz ihrer Erfolge im ersten Wahlgang lag die FN in Umfragen diesmal in keiner der Regionen in Führung. Die Regionalwahlen sind die letzte landesweite Entscheidung vor der Präsidentschaftswahl 2017 und gelten deswegen als wichtiges Stimmungsbarometer. Viele Franzosen machen Präsident Francois Hollande und seine Sozialisten für die Rekordarbeitslosigkeit und die Wirtschaftskrise verantwortlich. Wegen der Anschläge vom November fanden die Wahlen unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Hollande stimmte in seinem Wahlkreis in der zentralfranzösischen Stadt Tulle ab. Le Pen ging in der nordfranzösischen Stadt Henin-Beaumont zur Wahl.
FN in sechs Regionen vorne
In der ersten Runde hatte die FN mit 27,7 Prozent ihr bisher bestes Ergebnis erzielt - vor den Konservativen um Ex-Präsident Nicolas Sarkozy (26,7) und dem Bündnis der regierenden Sozialisten von Hollande (23,1). In sechs der 17 Regionen lagen die Rechtsextremen vorn. Die Sozialisten zogen daraufhin aussichtslose Kandidaten zurück, um den Rechtsextremen den Weg an die Spitze zu verbauen.
Viele Franzosen haben in neu zugeschnittenen Regionen gewählt. Nach einer Reform ist das Land nun in 13 statt 22 Regionen aufgeteilt. Hinzu kommen fünf Überseeregionen, in vier davon wurde ebenfalls gewählt.
kle/nin (dpa, afp, rtr)