Propaganda in Nordkorea
Nordkorea hat wieder Raketen gestartet, aber seinem Volk zeigt er sich als sorgender Landesvater.
Onkel Kim
Der große Führer und die kleinen Kinder: Während Kim Jong Un gegenüber Südkorea mit dem Säbel rasselt, gibt sich der nordkoreanische Diktator zu Hause als fürsorglicher und kinderlieber Onkel. Die staatliche Nachrichtenagentur verbreitete jüngst Bilder von seinem Besuch in einem Kindercamp, inszenierte sorgfältig einen verständnisvoll lächelnden Führer vor neugierigen Kinderaugen.
Kim, der Raketenwerfer
Am Pfingstmontag feuerte Nordkorea zwei weitere Raketen ab. Kim Jong Un will offensichtlich den Druck auf Südkorea erhöhen. Nach Angaben der südkoreanischen Regierung waren bereits am Samstag und Sonntag Kurzstreckenraketen von Nordkorea aus ins Japanische Meer geflogen. Experten rätseln, was Kim Jong Un damit erreichen wollte.
Kim, der die Tiere liebt
Tierliebe kommt immer gut an. Wenn der große Genosse Kim Jong Un mit jungen Ziegen spielt, dann dürfen sogar die sonst so berufsgrimmigen Soldaten lächeln. Die Brutstation Nr. 621 untersteht übrigens der nordkoreanischen Volksarmee, die Zicklein sollen die Ernährungslage der Soldaten verbessern.
Kim, der gefeierte Feldherr
Besuche von Kim Jong Un bei der Armee gehören zu den Standard-Inszenierungen der nordkoreanischen Propaganda. Die Bilder sollen zeigen, dass Kim nicht nur respektiert, sondern gefeiert und geliebt wird.
Kim, der freundliche Chef
Kim Jong Un im lockeren Gespräch mit Soldatinnen der Armeeeinheit 405. Als Regierungschef und Vorsitzender der nationalen Verteidigungskommission ist er sozusagen ihr Arbeitgeber. 1,2 Millionen Koreanerinnen und Koreaner dienen in der Volksarmee. Bei 24 Millionen Einwohnern ist das jeder Zwanzigste. Es gibt kaum eine Familie, die nicht jemanden in der Armee hat.
Kim, der Traditionsbewusste
Im April besuchte Kim Jong Un mit üblicher Entourage das Mausoleum der nordkoreanischen Revolutionshelden, in dem sein Vater Kim Jong Il und sein Großvater Kim Il Sung beigesetzt sind. Die Inszenierung hat etwas ungewollt Entlarvendes: Kim Jong Uns Macht stützt sich auf seine Abstammung und auf das Militär. Normale Bürger sind auf Fotos mit Kim so gut wie nie zu sehen.
Kim, der Ernährer
Kim Jong Un besucht eine Lebensmittelfabrik und begutachtet fachkundig frisch eingeschweißte Lebensmittel. Die Fotos sollen vermutlich zeigen, wie sich der Staatschef um das Wohl seines Volkes kümmert. Doch nach Schätzungen der UN leiden zwei Drittel der nordkoreanischen Bevölkerung Hunger.
Kim, der Freizeitpark-Besucher
Für einen Besuch im Vergnügungspark Rungna hat Kim Jong Un einen passenden Strohhut aufgesetzt. Das Bild wurde im Juli letzten Jahres aufgenommen, als der Park noch im Bau war. Das nordkoreanische Staatsfernsehen hat eine eigens für Kim Jong Un komponierte Hymne abspielen lassen. Gewöhnliche Nordkoreaner waren auch bei diesem Ausflug nicht in der Nähe.
Kim, der technisch Versierte
Beim Besuch der Fabrik "20. Februar" reicht Kim Jong Un ein Blick aus dem Augenwinkel, um zu sehen, dass hier alles in Ordnung ist. Was die Fabrik herstellt, teilt uns die staatliche Nachrichtenagentur KCNA nicht mit. Hygienevorschriften - für die Arbeiterinnen Pflicht - gelten für Kim und seine militärischen Begleiter offenbar nicht.
Kim, der Zufriedene
Das Bild, das die staatliche Nachrichtenagentur nach einem Raketenabschuss vor fünf Monaten verbreitete, zeigt einen zufriedenen Kim Jong Un im Satelliten-Kontroll- und Befehlszentrum in Pjöngjang. Nach offiziellen Angaben wurde dabei ein Satellit in die Umlaufbahn geschossen. Bilder, die Kim mit Atomraketen in Verbindung bringen, vermeidet die Agentur in letzter Zeit.
Kim, der Stratege
Es gibt kaum neuere Fotos von Kim Jong Un, auf denen keine Militärs um ihn herumstehen. Als er vor eineinhalb Jahren nach dem Tod seines Vaters die Macht übernahm, hoffte man im Westen auf eine Öffnung des Landes. In seiner Neujahrsansprache von 2013 versprach Kim eine "radikale Wende". Inzwischen dominieren wieder Kriegsrhetorik und Raketentests - und eine Propagandaoffensive mit Kuschelbildern.
Nordkorea hat zuletzt den Takt seiner Raketenstarts deutlich erhöht und damit die Kriegsangst bei den Nachbarn geschürt. Begleitet wird die außenpolitische Einschüchterungsoffensive von einer propagandistischen Charmeoffensive des Diktators im eigenen Land. Kim Jong Un besuchte Kindercamps und Tierstationen.