Protest gegen Stadionverbot für Frauen
19. Juni 2015Der iranische Volleyballverband hat am gestrigen Donnerstag, einen Tag vor dem Länderspiel der iranischen Volleyballmannschaft der Männer gegen die USA in Teheran, mitgeteilt, dass keine Frau Zutritt zur Asadi-Sporthalle bekomme, auch nicht Journalistinnen und weibliche Angestellte der Sporthalle.
Eine Mitteilung, die in den sozialen Netzwerken empörte Reaktionen auslöste: Rohanis Regierung habe wieder einmal versagt, beschweren sich viele Iraner auf Twitter, Facebook und anderen Plattformen. Die Regierung habe das Feld den islamistischen Gruppen überlassen, kommentiert eine junge Frau auf der Facebook-Seite der Farsi-Redaktion der Deutschen Welle.
Tatsächlich hatte die islamistische iranische Gruppe Volkshisbollah in der Vorwoche gewarnt, dass sie den Besuch der Frauen bei dem Länderspiel verhindern wolle, gegebenenfalls auch mit Gewalt. Begründung: "Prostitution in Sportstätten" müsse im Keim erstickt werden!
Sport und Politik
"Eure Anwesenheit in Sportstätten gefährdet den Islam!" lautet ein Kommentar dazu, den ein User auf der DW-Farsi-Facebook-Seite gepostet hat; er diskutiert mit anderen Usern, wie die Frauen unterstützt werden können.
Eine Frau meint: "Die Volleyball-Weltliga sollte dem Iran die Heimspiele absprechen." Und ein junger Man schlägt vor: "Das nächste Spiel zwischen Iran und USA sollte in der Türkei oder in Dubai stattfinden."
Für den Iran könnte das Festhalten an der frauenfeindlichen Vorschrift tatsächlich sportpolitische Konsequenzen haben. Im November 2014 hatte der Volleyball-Weltverband FIVB mitgeteilt, Iran die Austragung von Wettbewerben des Weltverbandes nicht zu gestatten, solange das Stadionverbot für Frauen in Kraft sei. Anlass war die Gefängnisstrafe für die Iranerin Ghoncheh Ghavami, die wegen einer Protestaktion gegen das Stadionverbot festgenommen worden war. Die jetzigen Spiele in Teheran waren von der Sanktionsankündigung allerdings nicht betroffen, sie bezog sich vor allem auf die Austragung von Juniorenmeisterschaften.
Einknicken vor Konservativen
Immerhin hatte die Regierung von Präsident Rohani hatte auf Druck der FIVB und des Weltfußballverbandes Fifa im April 2015 zugesagt, auch Frauen den Zugang zu Wettkämpfen von Männern zu ermöglichen. Noch Anfang Juni hatte Schahindocht Molaverdi, die für Frauen und Familie zuständigen Vizepräsidentin in der Regierung, erklärt, eine solche offizielle Genehmigung sei beschlossen worden.
Und noch eine Woche vor dem Länderspiel Iran - USA wurde mitgeteilt, dass bis zu 500 Karten exklusiv für Frauen reserviert seien. Die Karten waren aber von der ersten Sekunde des Ticketvorverkaufs im Internet an gesperrt.
Proteste auf Netz beschränkt
Viele User der DW-Farsi-Facebook-Seite forderten die Männer auf, aus Solidarität mit den Frauen das Spiel zu boykottieren. Dieser Vorschlag löste allerdings keine Begeisterung aus. Ein DW-User meinte: "Wenn wir nicht hingehen, organisieren sich die Volkshisbollah-Anhänger in der Sporthalle und verbrennen vielleicht sogar die amerikanische Flagge, was sie sonst auf der Straße tun."
Eine andere ist der Meinung, dass Frauen sich organisieren müssten, um Freitagabend vor Asadi-Sporthalle zu protestieren. Eine junge Frau fragt darauf hin: "Hast du vergessen, dass wir nur in den sozialen Netzwerken mutig sind?" Angesicht der erhöhten Sicherheitsmaßen rings um die Asadi-Sporthalle, und auch wegen des politisch aufgeladenen Hintergrunds des Spiels zwischen Iran und USA, sind viele User der Meinung, dass solchen Aktionen zum Scheitern verurteilt wären. Zumindest sollen Twitter-Kampagnen wie #letwomengotostadium oder #FIVBWorldLeague kurz vor Anpfiff (19 Uhr MESZ) noch einmal verstärkt werden, um Öffentlichkeit herzustellen und auf Irans Regierung Druck auszuüben, künftig anders zu entscheiden.