Proteste in Frankreich: Kein Ende absehbar
Die Verteilung der knappen Ressource Wasser, die Rentenreform, prügelnde Polizisten: Es gibt etliche Gründe, warum die Menschen in Frankreich derzeit auf die Straße gehen, zu Demonstrationen und zu Streiks.
Harte Hand der Staatsgewalt
Erst gab es die Proteste, jetzt gibt es die Proteste gegen die brutale Reaktion der Polizei auf die Proteste: Nach einem Einsatz der Sicherheitskräfte im westfranzösischen Örtchen Sainte-Soline liegen zwei Teilnehmer einer Demonstration im Koma. Hier werden Demonstrierende gegen die Polizeigewalt in Nantes mit Tränengas beschossen.
Der Kampf ums Wasser
Bei der Demonstration in Sainte-Soline gab es heftige Zusammenstöße mit der Polizei, der nun vorgeworfen wird, die Rettungskräfte nicht rechtzeitig durchgelassen zu haben. Umweltschützer laufen Sturm gegen ein geplantes Wasserreservoir in Sainte-Soline, das ausschließlich Landwirten dienen soll. Denn Wasser wird künftig rationiert - die Dürre in Frankreich hat es knapp werden lassen.
Roter Rauch in Nizza
Diese Rauchfackeln sind kein Tränengas der Polizei, sondern gehören zu einem Protest in Nizza gegen die geplante Rentenreform. Bereits seit Mitte Januar streiken und demonstrieren Millionen Menschen deswegen. Der Streit eskalierte, als die Regierung von Emmanuel Macron den Gesetzesentwurf mit Sondervollmachten ohne eine Abstimmung durchs Parlament brachte.
Die bunten Fahnen des Streiks
Am Dienstag riefen die Gewerkschaften landesweit zum mittlerweile zehnten Aktionstag auf - hunderttausende Menschen folgten dem Aufruf. Sie wollen vor allem das Herzstück der Reform kippen, die Anhebung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre: "Sofortige Zurücknahme der ungerechten Renten-Gegenreform" steht auf dem Banner.
Im Tränengas-Nebel
Tränengas kann die Protestierenden nicht stoppen. Sie blockierten Treibstoffdepots, so dass an etlichen Tankstellen mindestens ein Kraftstoff fehlt. Flüge fallen aus, wenn Fluglotsen streiken. Die Häfen in Marseille und Brest wurden blockiert. Auch Dutzende Gymnasien und Universitäten haben den Unterricht ausfallen lassen.
Der Müll stinkt zum Himmel
Mehr als drei Wochen streikte in Paris die kommunale Müllabfuhr. Schließlich hat die Polizei das Personal zum Dienst verpflichtet, nachdem sich über 10.000 Tonnen Müll auf den Straßen gesammelt hatte. Die Müllabfuhr musste die Abfallberge mit Baggern abtragen. Laut Behörden ist durch den Müll vor der Tür kein Gesundheitsrisiko für die Bewohner entstanden.
Flammende Empörung
Müll brennt prima. Wütende Demonstranten griffen zu Gewalt und Feuerzeug, schlugen Fensterscheiben ein und setzten Abfallhaufen in Brand. Die Feuerwehr musste anrücken, damit die Flammen nicht auf die Häuser übergriffen. Die Gewerkschaften mahnten zu friedlichen Protesten.
Verbarrikadiert und schwer bewaffnet
Etwa 13.000 Polizisten waren während der Proteste landesweit im Einsatz, sie setzten Tränengas und Schlagstöcke ein. Die Auseinandersetzungen wurden zunehmend gewalttätiger, sowohl Protestierende als auch Einsatzkräfte wurden verletzt. Hunderte Demonstranten wurden verhaftet.
Friedliche Menschenmenge
Seit dem ersten Aufruf im Januar gingen Millionen Menschen im ganzen Land auf die Straße, hier auf der Place d'Italie mitten in Paris. Obgleich es im Laufe der vergangenen Wochen immer mehr gewalttätige Zusammenstöße zwischen Polizei und Protestierenden gab und die Streiks vielerorts das tägliche Leben beeinträchtigen, unterstützt eine große Mehrheit der Franzosen die Proteste.
"Die Straße gibt nicht nach"
Präsident Macron hält an seinen Plänen fest und will die Rentenreform bis Ende des Jahres umsetzen. Am 6. April haben führende Gewerkschaften erneut zum Aktionstag aufgerufen. Die Antwort dieses Demonstranten ist eindeutig: "Amtsenthebung! Die Straße wird nicht nachgeben!"