Proteste in Kuba: "Nieder mit der Diktatur!"
In Kuba haben Tausende an Protesten teilgenommen - eine Seltenheit in dem kommunistischen Inselstaat. Doch leere Supermarkt-Regale, Repressionen und Corona treiben die Menschen auf die Straße.
Kubaner fordern Kurswechsel
An mehreren Orten in Kuba kam es am Wochenende zu Massenprotesten gegen die sozialistische Ein-Parteien-Regierung. Wie Medien berichteten, skandierten die Menschen Slogans wie "Nieder mit der Diktatur" und "Wir wollen Freiheit".
Massendemos haben Seltenheitswert
Protestler in der Hauptstadt Havanna - Demos wie am Wochenende sind in Kuba selten, weil die Regierung üblicherweise hart durchgreift. Zuletzt wurden auch Künstler und Intellektuelle verhaftet, die ein Dekret kritisieren, dass dem Staat die Kontrolle über Auftrittsmöglichkeiten verschafft. Daraus ist eine Bewegung Kulturschaffender entstanden, die eine demokratische Öffnung des Systems fordert.
Großes Polizeiaufgebot und Festnahmen
In Havanna und weiteren Städten war ein großes Militär- und Polizeiaufgebot im Einsatz. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Protestierenden ein. Mindestens zehn Menschen wurden - wie der Mann im Bild - festgenommen. Reporter beobachteten, wie die Einsatzkräfte mit Plastikrohren auf die Demonstranten einschlugen.
Warnung von Präsident Díaz-Canel
Auch in der Stadt San Antonio de los Baños, rund 30 Kilometer von Havanna, versammelten sich mehrere Tausend hauptsächlich junge Menschen. Präsident Miguel Díaz-Canel machte sich mit einem Gefolge von Parteivertretern ein Bild von der Lage. Vor Kameras rief er Regierungsanhänger auf, gegen die Proteste vorzugehen. "Wenn sie die Revolution bezwingen wollen, müssen sie über unsere Leichen gehen."
Wenn sich die Wut entlädt
Landesweit kam es am Wochenende laut der Datenjournalismus-Website Inventario zu rund 40 spontanen Protesten - obwohl der Zugang zum Internet am Sonntag größtenteils abgeschnitten war. Die Wut der Demonstranten entlud sich unter anderem auch in Steinwürfen und dem Umwerfen von Polizeiautos.
Wirtschaft am Boden, Menschen am Ende
Der Hauptgrund für die Massenproteste ist die schwere Wirtschaftskrise, in der Kuba seit Jahren steckt - und die durch schärfere US-Sanktionen und die Corona-Pandemie noch verstärkt wurde. Stromausfälle sowie leere Regale in Supermärkten und Apotheken sind an der Tagesordnung. Gleichzeitig durchlebt der abgeschottete Inselstaat derzeit Höchststände bei den Infektionszahlen.