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Prozess gegen Holocaust-Leugner Irving in Wien

20. Februar 2006

Der umstrittene britische Historiker und Holocaust-Leugner David Irving muss sich vor einem Wiener Schwurgericht verantworten. Er hat in sieben Staaten Einreiseverbot, seine Thesen verbreitet er heutzutage im Internet.

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David Irving (Foto von 1991)Bild: dpa

Der britische Historiker war am 11. November 2005 in der Steiermark festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Der Autor zweier höchst umstrittener Hitler-Biografien war schon einmal 1984 in Österreich festgenommen und nach Deutschland abgeschoben

worden. Da er seine Thesen 1989 in Österreich wiederholte, gilt er hier als Wiederholungstäter. Im Extremfall muss der Mann deswegen bis zu zehn Jahre hinter Gitter. Das Leugnen des Holocaust kann in Österreich mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden.

Holocaust-Leugner

Der 67-jährige Irving, einer der prominentesten Vertreter der internationalen rechten Szene, fühlt sich zu Unrecht verfolgt. Man habe ihn "in eine Falle gelockt und mit Gestapo-Methoden behandelt." Er machte vor allem durch seine in den 1970er Jahren erschienenen, umstrittenen Hitler-Biografien "Hitlers Weg zum Krieg" und "Hitlers Krieg" von sich reden. Darin behauptete er unter anderem, Adolf Hitler habe von der Vernichtung der Juden nichts gewusst. Außerdem vertrat er die Ansicht, dass es in Auschwitz-Birkenau und Majdanek keine Gaskammern gegeben habe.

Die amerikanische Historikerin Deborah Lipstadt
Die amerikanische Historikerin Deborah LipstadtBild: dpa

Aufsehen erregte Irving in den 1980er Jahren, als er die vom Magazin "Stern" veröffentlichten gefälschten Hitler-Tagebücher zunächst als Fälschung, dann aber als "echt" bezeichnete. Im Jahr 2000 verlor er einen Prozess gegen die US-amerikanische Historikerin Deborah Lipstadt, die ihn in einem Buch als "Holocaust-Leugner" bezeichnete. Seither wurde es ruhiger um den Historiker, der seine umstrittenen Thesen inzwischen vorwiegend über seine Homepage verbreitet.

Verschwörungstheorien

Während seiner zweimonatigen Untersuchungshaft brachte sich der Brite allerdings wieder in die Schlagzeilen. So sagte er in einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Stampa" Anfang Februar: "Ich lasse mich von keiner Regierung einschüchtern. Ich lasse mir nicht sagen, was ich und wo ich etwas denken kann. Vor allem nicht von einem Land wie Österreich, das beweisen will, nicht mehr nationalsozialistisch zu sein". Die Anklage gegen ihn sei ein Komplott der österreichischen Parteien. Zwar behauptete Irvings Anwalt vor dem Prozess, sein Mandant leugne inzwischen nicht mehr die Existenz von Gaskammern. Doch seine Grundhaltung hat sich offenbar nicht verändert. So sagte er etwa in dem Interview mit "La Stampa", Adolf Hitler sei der "Vater des modernen Europas".

Irving war 1993 nach Straftaten im Zusammenhang mit Auftritten in München vom Landgericht München rechtskräftig verurteilt und unbefristet aus der Bundesrepublik ausgewiesen worden. Er hat außerdem in Australien, Italien, Kanada, Österreich, Neuseeland und Südafrika Einreiseverbot. Beobachter gehen nicht davon aus, dass der Historiker in Wien zu einer langen Haftstrafe verurteilt wird. In diesen Fall wolle er, so kündigte er an, im Gefängnis seine Memoiren schreiben. (chr)