Pussy Riot: Vor dem Gefängnis erneut verhaftet
31. Juli 2018Die Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot sind nur wenige Minuten nach ihrer Entlassung aus zweiwöchiger Haft erneut festgenommen worden. Polizisten hätten die Aktivisten abgeführt, als sie die Gefängnisse in Moskau verließen, gab Pussy Riot auf Facebook bekannt. Die vier Musiker Veronika Nikulschina, Olga Kuratscheva, Olga Pachtusowa und Pjotr Wersilow waren wegen ihrer Protestaktion beim Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Moskau zu 15 Tagen Haft verurteilt worden.
"Sie haben uns einfach weggefahren"
Nach der neuerlichen Festnahme am Montag veröffentlichte Pachtusowa im Internetdienst Twitter Videoaufnahmen aus dem Inneren des Polizeitransporters. Die Polizei habe ihnen unmittelbar nach der Haftentlassung vorgeworfen, gegen Versammlungsgesetze verstoßen zu haben, sagte sie. "Sie haben uns sonst nichts gesagt, sie haben uns einfach in den Transporter gesetzt und weggefahren".
Wersilow schrieb auf Twitter: "Sie haben uns gesagt, sie werden uns die Nacht über unter Arrest stellen."
In der Facebook-Mitteilung heißt es, es würden ihnen weitere Arreststrafen von zehn Tagen oder hohe Geldbußen drohen.
Regierungskritische Protestaktionen
Nikulschina, Kuratscheva, Wersilow und Pachtusowa waren während des WM-Endspiels zwischen Frankreich und Kroatien in Polizeiuniformen auf das Spielfeld im Moskauer Luschniki-Stadion gerannt. Das Spiel wurde kurz unterbrochen, Sicherheitskräfte schleiften die Aktivisten vom Spielfeld. Während der Aktion war auch Russlands Staatschef Wladimir Putin im Stadion gewesen.
Pussy Riot ist vor allem bekannt für eine Protestaktion 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale: Dort hatten sie ein "Punk-Gebet" aufgeführt, in dem sie Putin offen kritisierten. Wegen "Rowdytums" und "Aufwiegelung zu religiösem Hass" wurden drei Bandmitglieder zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt. Bei Jekaterina Samuzewitsch wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt, Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Alechina kamen nach 22 Monaten frei.
Mitte Juli hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte deshalb Russland zu Schadenersatzzahlungen verurteilt. 48.760 Euro sprach der Gerichtshof den Mitgliedern der Punkband zu, weil ein Urteil gegen sie zu hart ausgefallen sei und die drei Frauen im Verfahren entwürdigend behandelt worden seien.
rb/se (afp, ap, dpa)