Putin demonstriert militärische Stärke
9. Mai 2014Wenige Stunden nach der ungewöhnlich großen Parade in Moskau anlässlich des Siegs über Nazi-Deutschland reiste Wladimir Putin auf die Krim. Der erste Besuch des russischen Präsidenten auf der annektierten Halbinsel wird im Westen als Affront gewertet. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bezeichnete die Visite als "unangemessen", die Krim sei nach internationalem Recht weiterhin ukrainisches Gebiet. Der Chef des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, Elmar Brok, sprach von einem Zeichen der Destabilisierung. Deutliche Kritik kam auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und für den ukrainischen Regierungschef Arseni Jazenjuk ist der Besuch schlicht eine "Provokation".
Das alles ficht Putin nicht an. Er nahm auf der Krim eine Parade von zehn Kriegsschiffen sowie 70 Kampfflugzeugen und Hubschraubern ab. Im russischen Fernsehen war zu sehen, wie er in Begleitung von Verteidigungsminister Sergej Shogui im Hafen von Sewastopol auf einem weißen Boot ein dutzend russischer Kriegsschiffe abfuhr. Währenddessen gratulierte er den in Paradeuniform angetretenen Mannschaften zum "69. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg". Die Soldaten antworteten mit Hurra-Rufen. Nach der Inspektion der Kriegsschiffe flogen mehrere Geschwader von Kampfflugzeugen in Formation über die Stadt.
"Die Krim ist stärker, weil wir vereint sind"
Russland sei mit der Krim stärker geworden, sagte Putin nach der Parade in Sewastopol. Das Jahr 2014 werde "in die Annalen unseres Landes eingehen. Es gibt noch viel zu tun, aber wir werden die Schwierigkeiten meistern, weil wir vereint sind." Vor 70 Jahren hatte die Rote Armee die Krim von den deutschen Truppen zurückerobert. In der Hafenstadt Sewastopol ist die russische Schwarzmeerflotte stationiert. In einem international nicht anerkannten Referendum hatten sich die Bewohner der Krim im März für einen Beitritt zu Russland ausgesprochen. Und der 9. Mai ist einer der wichtigsten russischen Feiertage.
Grund genug für den russischen Vizeregierungschef Dmitri Rogosin, an diesem Tag einer Militärparade in Transnistrien beizuwohnen. In der Region sind etwa 1500 russische Soldaten stationiert. Russland garantiere "Frieden und Sicherheit", sagte Rogosin vor den Zuschauern in der Gebietshauptstadt Tiraspol. Das rund 3500 Quadratkilometer große Transnistrien mit seinen rund 550.000 Einwohnern ist unter dem Sowjetherrscher Josef Stalin an die Republik Moldau angegliedert worden. Seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 beansprucht das Gebiet seine Unabhängigkeit.
Die provisorische Regierung in Kiew hat angesichts der schweren Krise in der Ukraine die traditionelle Siegesfeier abgesagt.
rb/kle (afp, ap, dpa, rtr)