Puzzle für den Bundestrainer
8. Juni 2016Vier Tage vor dem EM-Auftaktspiel der deutschen Nationalelf gegen die Ukraine hat Bundestrainer Joachim Löw noch viel Arbeit. Aufstellung und Taktik müssen nach dem EM-Aus von Innenverteidiger Antonio Rüdiger noch einmal neu durchdacht werden. Der 23-jährige Abwehrspieler des AS Rom hatte sich im ersten Training in Frankreich einen Kreuzbandriss zugezogen und fällt für mindestens ein halbes Jahr aus. "Es tut mir für ihn sehr leid", erklärte Löw. "Er hat so hart dafür gearbeitet, hier dabei zu sein." Für Rüdiger nominierte das Trainerteam den Leverkusener Jonathan Tah nach. "Wir haben uns bewusst für einen etatmäßigen Innenverteidiger entschieden", erklärte Löw die Überlegungen. "Tah war schon seit Monaten im engeren Kreis. Außerdem hat er nach Saisonende individuell trainiert und hat deshalb die richtigen Grundlagen."
Ersatzkapitän wird noch nicht verraten
Im Spiel gegen die Ukraine wird Löw entweder auf Benedikt Höwedes oder Shkodran Mustafi in der Innenverteidigung zurückgreifen. "Beide haben längere Zeit nicht neben Jerome Boateng gespielt. Wir werden das in den verbleibenden Trainingseinheiten üben und dann eine Entscheidung treffen", sagte Löw. Sicherer war sich der Coach bei der Frage, welcher Spieler das Team als Kapitän aufs Feld führen wird: "Das weiß ich schon, ich will es aber erst der Mannschaft mitteilen." Klar ist: Mit dem eigentlichen Kapitän Bastian Schweinsteiger ist nach überstandener Knieverletzung noch nicht wieder in der Startelf zu rechnen. Stattdessen werden entweder Sami Khedira oder Manuel Neuer seine Rolle übernehmen.
Kimmich erkältet, Hummels auf dem Weg der Besserung
Bei der Trainingseinheit am Mittwochvormittag fehlten die Youngster Joshua Kimmich und Julian Weigl. Bayern-Profi Kimmich hat eine Erkältung. Der Dortmunder Weigl musste wegen einer leichten Muskelverhärtung pausieren. Weltmeister Mats Hummels setzte nach seinem Muskelfaserriss in der Wade sein individuelles Aufbauprogramm fort. Lukas Podolski genoss noch einen Tag Sonderurlaub wegen der Geburt seiner Tochter und sollte im Laufe des Tages zur Mannschaft stoßen. Im Training legt Löw in diesen Tagen Wert auf richtiges Abwehrverhalten bei Ecken und Freistößen: "Wir haben ein Problem bei defensiven Standards. Das wird ein Schwerpunkt im Training sein."
Grindel lobt Sicherheitsvorkehrungen
DFB-Präsident Reinhard Grindel lobte bei seinem Besuch im Quartier der Nationalelf die Professionalität und Gastfreundschaft der Franzosen in Evian-les-Bains. Außerdem gab er einen Einblick ins Organisatorische. Rein finanziell gesehen wäre eine Finalniederlage für den Verband am lukrativsten: Bei Ausgaben von 18 und Einnahmen von 22 Millionen Euro würden dem DFB vier Millionen Euro Gewinn bleiben. "Sie können aber davon ausgehen, dass wir nicht Zweiter werden wollen", äußerte der DFB-Boss mit einem Lächeln.
Zum allgegenwärtigen Thema Sicherheit sagte Grindel: "Es gibt keine konkreten Hinweise auf eine konkrete Gefährdung. Wir haben großes Vertrauen in die französischen Sicherheitsbehörden."