Queen ruft in Irland zur Versöhnung auf
19. Mai 2011Mit einem Aufruf zur Versöhnung hat die britische Königin Elizabeth II. den zweiten Tag ihres Staatsbesuchs in Irland beendet. Irland und Großbritannien seien heute "feste Freunde und gleichberechtigte Partner", sagte sie bei einem Staatsbankett in Dublin Castle am Mittwochabend (18.05.2011). Das Schloss in der Dubliner Altstadt war einst der Sitz der britischen Kolonialmacht. Eine Entschuldigung für die jahrhundertelange britische Herrschaft in Irland äußerte die Queen in ihrer einzigen Rede, die für den viertägigen Staatsbesuch vorgesehen ist, aber nicht.
Sie habe "tiefes Mitgefühl" mit allen Opfern des Konflikts, sagte die 85-Jährige. Es gebe Dinge, "von den wir wünschten, dass sie anders oder gar nicht gemacht worden wären", erklärte die britische Monarchin. "Es ist traurige und bedauerliche Realität, dass unsere Inseln in der Geschichte mehr als ihren gerechten Anteil an Kummer, Unruhe und Verlust erfahren haben." Zur Überraschung der Gäste begann die Queen ihre Rede in der irischen Sprache Gälisch.
Gedenken an Massaker
Am Nachmittag hatte die Queen das Dubliner Stadion Croke Park besucht. Dort hatten britische Paramilitärs im November 1920 bei einem Fußballspiel willkürlich 14 irische Zuschauer und Spieler erschossen, nachdem die irische Untergrundorganisation IRA zuvor britische Agenten getötet hatte.
Vormittags hatte das britische Staatsoberhaupt zusammen mit der irischen Staatspräsidentin Mary McAleese die Gedenkstätte für die irischen Toten im Ersten Weltkrieg besucht und einen Kranz niedergelegt. Dort wird an die 50.000 irischen Soldaten erinnert, die im Krieg für Großbritannien gestorben waren.
Ehrung für Rebellen
Bereits am Dienstag hatte Elizabeth II. einen Kranz im Garten der Erinnerung für Rebellen im Kampf gegen die britische Herrschaft niedergelegt. Die irische Presse nahm gerade diese Geste positiv auf. "Mit einer kurzen Verneigung hat Königin Elizabeth II. gestern Jahrhunderte des Misstrauens in einem historischen Besuch eines herrschenden britischen Monarchen in der Republik Irland gebannt", schrieb die "Irish Daily Mail".
Auch die irische Präsidentin Mary McAleese würdigte den Besuch der Queen als "Höhepunkt des Friedensprozesses". Er zeige, "dass wir zwar die Vergangenheit nicht ändern können, uns aber dazu entschlossen haben, die Zukunft zu ändern".
Der Besuch der Queen ist der erste eines britischen Monarchen seit 100 Jahren. Elizabeths Großvater, König Georg V., hatte seinerzeit Dublin besucht. Irland gehörte damals noch zum Vereinigten Königsreich und war dessen älteste Kolonie. 1949 schied die Republik Irland endgültig aus dem britischen Herrschaftsbereich aus. Die sechs nordirischen Grafschaften blieben als Provinz Nordirland aber weiter bei Großbritannien.
Autor: Dirk Eckert (afp, dapd)
Redaktion: Christian Walz