Radprofi Peter Sagan gelingt WM-Hattrrick
24. September 2017Bange Sekunden musste Peter Sagan im Zielbereich ausharren - dann schlug der Superstar die Hände vor das Gesicht und jubelte über seinen historischen Hattrick. Bei der stimmungsvollen Radsport-Party im hohen Norden im norwegischen Bergen triumphierte Sagan am Sonntag im WM-Straßenrennen als erster Radprofi zum dritten Mal in Serie und durchkreuzte um Zentimeter die Hoffnungen der norwegischen Gastgeber auf einen Heimsieg.
Vor mehreren hunderttausend Zuschauern, darunter auch der norwegische Kronprinz Haakon mit Gattin Mette-Marit, siegte Sagan auf dem Rundkurs in Bergen nach 267,5 Kilometern vor dem Norweger Alexander Kristoff und dem Australier Michael Matthews. Die Entscheidung fiel erst auf der Zielgeraden, als eine große Gruppe um den Sieg sprintete. Bis dahin war von Sagan nichts zu sehen. Noch im Vorfeld hatte der Slowake vom deutschen Bora-hansgrohe-Team über eine Erkältung geklagt. "Das ist unglaublich. Für Alexander war es ein Heimspiel. Es tut mir leid, dass ich den Norwegern ein wenig die Stimmung vermiest habe. Es ist etwas ganz Besonderes für mich", sagte Sagan, der seinen Sieg dem im Mai verstorbenen Radprofi Michele Scarponi widmete, der am Montag Geburtstag gefeiert hätte.
Kapitän John Degenkolb nicht dabei
Als bester deutscher Fahrer erreichte Simon Geschke als 20. das Ziel. Das krankheitsbedingte Fehlen des als Kapitän vorgesehenen John Degenkolb konnte aber kein Fahrer kompensieren. Damit war die deutsche WM-Pleite trotz einer ordentlichen Vorstellung perfekt. Bei der WM 1996 in Lugano hatten letztmals die deutschen Akteure in den vier Eliterennen der Männer und Frauen die Podestplätze verpasst.
Insbesondere die deutschen Frauen enttäuschen auf ganzer Linie. Ex-Weltmeisterin Lisa Brennauer hatte am Samstag als beste BDR-Fahrerin den 42. Platz belegt und dabei noch nicht einmal den Anschluss zum Hauptfeld halten können. "Das Ergebnis der Frauen ist enttäuschend" , sagte BDR-Sportdirektor Patrick Moster. "Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass man innerhalb von drei Jahren das Radfahren verlernt." In der Endabrechnung war der enttäuschende neunte Platz des entthronten Zeitfahr-Weltmeisters Martin im Einzelzeitfahren noch das beste Ergebnis. "Es ist sicherlich eine Momentaufnahme. Aber dass man in Panik verfällt, ist nicht notwendig", sagte Moster.
Prächtige Stimmung, gutes Wetter
Ein selektives Rennen war es nicht, bis zur letzten Runde gab es noch ein großes Hauptfeld. Für eine prächtige Kulisse hatten erneut die norwegischen Gastgeber gesorgt. Mitunter in Zehner-Reihen hatten sich die Fans an der Strecke postiert und insbesondere ihre Stars Alexander Kristoff und Edvald Boasson Hagen angefeuert. "Die Stimmung ist genial", schwärmte Norwegen-Fan Martin.
Damit erlebten die Radstars das Kontrastprogramm zum vergangenen Jahr in Doha, als die Rennen teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. Und auch das Wetter spielte mit. In der regenreichsten Stadt Europas - bis zu 270 Tage im Jahr soll der Himmel hier seine Schleusen öffnen - herrschten am Sonntag trockene Bedingungen und mitunter Sonnenschein.
sw (dpa, sid)