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Titel Nr. 21 für Rafael Nadal?

Jens Krepela sid,dpa
28. Januar 2022

Ein Dreivierteljahr war Rafael Nadal verletzt, seine sportliche Zukunft ungewiss. Jetzt kann er im Finale in Melbourne Novak Djokovic und Roger Federer hinter sich lassen. Der Spanier überrascht sich derzeit selbst.

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Australian Open Rafael Nadal  beim Spiel
Bild: Andy Brownbill/ASSOCIATED PRESS/picture alliance

"Ich musste leiden, ich musste kämpfen. Es bedeutet mir sehr viel, hier im Finale zu stehen" - Rafael Nadal wirkte fast etwas ungläubig nach seinem 6:3, 6:2, 3:6, 6:3-Erfolg über den Italiener Matteo Berrettini im Halbfinale der Australian Open. Nun, leiden und kämpfen gehört zum Grundrepertoire des Spaniers: Wahlweise als "Stier von Manacor" oder "Krieger" wird er schon seit mehr als einem Jahrzehnt im Tenniszirkus bezeichnet. Also alles wie immer? Überhaupt nicht. 

"Ich hätte nie an eine weitere Chance in Melbourne 2022 gedacht", sagte er, ganz offensichtlich etwas überrascht von sich selbst. Zu lange war er verletzt, zu weit weg von der Weltspitze. Jetzt ist er nur noch einen Sieg vom historischen 21. Grand-Slam-Triumph entfernt. Von derart Großem wollte Nadal aber zunächst nichts wissen, sondern gab sich demütig: "Vor zwei Monaten wusste ich nicht, ob ich überhaupt noch einmal zurückkehren würde. Für mich ist es ein Geschenk des Lebens, hier zu sein."

2021 - kein Wimbledon, kein Olympia für Nadal

Im August vergangenen Jahres beendete er seine Saison vorzeitig. Zerknirscht ließ er auf Twitter verlauten: "Ich sollte mir etwas Zeit nehmen, gesund zu werden." Da hatte er schon Wimbledon und Olympia wegen einer Fußverletzung sausen lassen. Bei den French Open und in Melbourne war er jeweils vor dem Finale gescheitert. Der linke Fuß plagt ihn aber schon viel länger. Eine degenerative Knochenerkrankung macht ihm seit 2005 zu schaffen. Damals seien die Ärzte "sehr pessimistisch" gewesen, ob er überhaupt im Profitennis würde bestehen können. "Das hat mich jedoch in all den Jahren nicht daran gehindert, meine sportliche Karriere weiterzuverfolgen", sagte Nadal kämpferisch. "Ich werde alles daran setzen, noch einmal zurück zu kommen."

Der Spanier änderte seine Trainingsroutine. Bei den Australian Open wirkt er nicht mehr so muskelbepackt, sondern drahtiger und geschmeidiger. Er habe weniger Zeit im Kraftraum verbracht, dafür habe er "mehr Golf gespielt" sagte Nadal etwas scherzhaft in Melbourne. Kurz vor dem Turnier hätte ihn fast noch die Pandemie gestoppt. Im Dezember erkrankt der 35-Jährige an COVID-19. "Ich war sehr krank. Vor allem die ersten vier Tage waren ziemlich hart."

Tennisruhm vs. Spaß am Spiel 

Trotz all dieser Hindernisse steht Nadal davor, den ganz großen historischen Bogen zu schlagen. Während er alle anderen Grand-Slam-Turniere mindestens zweimal gewonnen hat, steht bei den Australian Open bisher nur ein Erfolg zu Buche. 2009 bezwang er in einem legendären Fünf-Satz-Finale seinen großen Rivalen Roger Federer. Dessen Tränen während der Siegerehrung sind unvergessen und rührten auch Nadal: "Jemanden so traurig zu sehen, der ein Konkurrent und gleichzeitig auch ein Freund ist, lässt einen diesen Titel etwas weniger genießen", sagte er damals. 

Australien Open 2009 Rafael Nadal und Roger Federer
Vor 13 Jahren: Nadal ringt Federer im Finale nieder. Der Schweizer vergießt Tränen. Bild: Grant Treeby/empics/picture alliance

Nun steht Nadal nur noch Daniil Medwedew im Weg. Das Endspiel gegen den formstarken Russen ist, wenn man so will, auch ein Duell mit Federer, und eines mit Novak Djokovic, der sich selbst um eine Turnierteilnahme brachte. Alle drei haben 20 Grand-Slam-Titel angehäuft. Für Nadal wäre es dann Sieg Nummer 21. Historisch.

Davon wollte er nach seinem gewonnen Halbfinale nichts wissen. Keine Spur vom "Krieger" Nadal, stattdessen das Fazit eines Sportlers, dessen Liebe zum Spiel größer zu sein scheint, als die Gier nach Ruhm. "Hier bin ich, und bin dankbar dafür. Das ist alles", sagte er. "Am Ende des Tages, ich bin ehrlich, ist es für mich wichtiger, wieder die Chance zu haben, Tennis zu spielen, als den 21. Grand-Slam-Titel zu gewinnen."  

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Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor