Ramadan: Lehrerverband klagt über Probleme
16. Mai 2018Das Fasten gehört zu den fünf Säulen des Islams. Abgesehen von einigen Ausnahmen gilt es für Muslime ab der Religionsmündigkeit, was in etwa dem Alter von 14 Jahren entspricht. Doch auch immer mehr Grundschüler halten den Ramadan ein, ohne von der Religion dazu verpflichtet zu sein. Sie wollen den Älteren nacheifern und ihren Eltern imponieren, wie Schulleiter deutlich machen. Kinder klagten dann über Kopfschmerzen oder Übelkeit. Konzentrationsfähigkeit und schulische Leistungen seien stark beeinträchtigt.
Druck der muslimischen Elternschaft
Generell sieht der Deutsche Lehrerverband striktes Fasten im Schulalltag als problematisch an. "Sehr viele Schüler nehmen das Fasten inzwischen sehr ernst", erklärte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger in der Online-Ausgabe der Zeitung "Die Welt". An allen Schulen, die über eine nennenswerte Schülerschaft mit Migrationshintergrund verfügten, sei das Verhalten im Fastenmonat Ramadan zu einem zentralen Thema und auch Problem geworden.
So werde teils starker Druck der muslimischen Elternschaft auf die Schulleitungen ausgeübt, in dieser Zeit keine Prüfungen oder Exkursionen anzusetzen, kritisierte Meidinger. Schwierig werde es vor allem dann, wenn die religiösen Belange Einzelner alle Schüler einschränkten. "Die Rücksichtnahme wird dadurch erkauft, dass sich Prüfungen für alle Schüler in einem bestimmten Zeitraum massieren. Das geht nicht", betonte der Verbandspräsident.
Abiturprüfungen stehen an
In diesem Jahr ist die Situation besonders kritisch. Nach dem christlichen Fest Pfingsten, das in wenigen Tagen gefeiert wird, sehen sich Deutschlands Schüler mit einer letzten großen Prüfungswelle konfrontiert. Abiturienten haben teilweise noch schriftliche, fast immer aber noch die mündlichen Prüfungen vor sich. Nun wochenlang generell auf Prüfungen zu verzichten ist schlicht nicht möglich. Für die fastenden Schüler ist das besonders hart – gerade für jene, die den Ramadan so ernst nehmen, dass sie tagsüber auch nichts trinken. Meidinger: "Es gibt immer wieder Schüler, die einfach umkippen."
Der Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der Unionsfraktion im Bundestag, Hermann Gröhe, forderte eine offensivere Diskussion über das Thema. "Gerade bei Grundschulkindern müssen stets die Gesundheit und schulische Aufnahmefähigkeit Vorrang haben", sagte Gröhe der "Welt". Religiös begründeter Druck müsse ebenso vermieden werden wie die Verächtlichmachung religiöser Gebote. Er erwarte zu dem Thema klare Worte der muslimischen Verbände, fügte der CDU-Politiker hinzu.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) appellierte an das Verantwortungsbewusstsein muslimischer Eltern. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte riet ihnen dazu, ihre Kinder vom Fasten abzuhalten. Aus medizinischer Sicht sei das Fasten für Kinder und Jugendliche "ungesund und schädlich, insbesondere der Verzicht auf Flüssigkeit".
Zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang ist Muslimen Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr untersagt. Mit dem "Iftar", dem gemeinsamen Abendessen, wird das Fasten täglich beendet. Der Ramadan endet am 14 Juni.
se/gri (kna, welt, dpa, epd)