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Ramadan-Sendung aus der Hagia Sophia

7. Juni 2016

Während das Ramadan wird aus der ursprünglich christlichen Kirche Hagia Sophia in Istanbul der muslimische Gebetsruf über das Radio ausgestrahlt. Athen sieht darin einen ersten Schritt zur Umwandlung in eine Moschee.

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Türkei Hagia Sophia in Istanbul Sonnenaufgang Foto: Foto: Marius Becker/dpa
Bild: picture-alliance/Marius Becker

Auf ihrem Weg ins internationale gesellschaftliche Abseits ist die Türkei nun einen Schritt weiter gegangen. Mit der Umwidmung des Bauwerks geht die türkische Regierung auf Konfrontation mit den christlichen Ländern.

Der Gebetsruf zum allmorgendlichen Auftakt des Ramadan erfolgt seit Montag und wird bis 5. Juli im staatlichen Islam-Rundfunk TRT-Diyanet landesweit ausgestrahlt. Über Jahrhunderte die größte Kirche der christlichen Welt und nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 Moschee, ist die Hagia Sophia seit der Gründung der laizistischen Türkei heute ein Museum. Religiöse Zeremonien und Zeichen waren dort bislang strikt untersagt.

"Vergeltung für die Genozid-Lüge"

Samil Tayyar, Abgeordneter der konservativen Regierungspartei AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, wertet die Maßnahme auch als Vergeltung für die vermeintliche "Genozid"-Lüge der Deutschen und anderer Abendländer. Der regierungsnahen Morgenzeitung "Sabah" sagte er, die Hagia Sophia müsse auch über den Ramadan hinaus Moschee bleiben. Die westlichen Christen seien keine Freunde der Türken mehr; man brauche daher auf sie keine Rücksicht zu nehmen.

Kritik kommt aus Griechenland. Griechische Medien spekulierten, dies sei ein erster Schritt zur seit Jahren von islamisch-religiösen Kreisen in der Türkei geforderten Rückumwandlung der einstigen byzantinischen Kirche in eine Moschee. Der Vorgang sei unverständlich und zeige keine Achtung des Monuments, das Weltkulturerbe ist, kritisierte das griechische Außenministerium kurz vor Ausstrahlung der Sendung.

Streitobjekt zwischen den Religionen

Die Hagia Sophia (griechisch: "Heilige Weisheit") ist eines der berühmtesten Gebäude der christlichen und auch der islamischen Religionsgeschichte. Unter Kaiser Justinian wurde sie von 532 bis 537 erbaut. Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 wandelte Sultan Mehmet II. die damalige Hauptkirche des orthodoxen Christentums in eine Moschee um. Im Innenraum ersetzten muslimische Insignien die christlichen; Ikonen wurden entfernt und Mosaike mit Putz bedeckt. Diese wurden erst im 20. Jahrhundert wieder freigelegt.

Museum unter Atatürk

Nach dem Ende des Osmanischen Reiches und der Ausrufung der Türkischen Republik wandelte der Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk die Moschee 1934 in ein Museum um. Die 55 Meter hohe Hauptkuppel der Hagia Sophia prägt das Erscheinungsbild im Zentrum Istanbuls mit.

cgn/sti (dpa, epd, kna)