Börsentalfahrt
16. August 2007Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor am Donnerstag (16.8.) im Handelsverlauf zeitweise fast drei Prozent und stand nur noch bei 7241 Punkten.
Zuvor war es wegen der Immobilienkrise in den USA vor allem an den Börsen in Asien zu teils panikartigen Verkäufen gekommen. Der japanische Nikkei 225 Index verlor fast zwei Prozent, der südkoreanische Leitindex verlor sogar knapp sieben Prozent, und der Hang Seng Index in Hongkong schloss mit einem Minus von fast vier Prozent.
Auf dem Frankfurter Parkett gehörten alle dreißig Dax-Werte zu den Verlierern. Am härtesten traf es Finanztitel. Zuvor waren an der Wall Street Gerüchte aufgekommen, weitere US-Immobilienfinanzierer stünden vor der Pleite. Anleger stießen daraufhin ihre Aktien ab aus Sorge, dass die Krise um wackelige US-Immobilienkredite noch weitere Kreise ziehen könnte. Die Börse in London verlor mehr als drei Prozent. Auch die anderen europäischen Börsen lagen im Minus.
Pariser Pläne
Frankreichs Staatspräsident rief die sieben führenden Industriestaten (G-7) zu einer Initiative für mehr Transparenz an den Finanzmärkten auf. Ein Regierungssprecher in Berlin sagte, das Thema sei nicht neu. Sarkozy greife Positionen auf, die auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm diskutiert worden seien. Deutschland hatte sich für mehr Transparenz an den Finanzmärkten eingesetzt, die Initiative traf aber auf den Widerstand der USA und Großbritanniens.
Die EU-Kommission prüft Schritte gegen die großen Rating-Agenturen, die trotz drohender Krise zu lange gute Noten vergeben hätten. Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy kündigte an, mögliche Schwächen bei Rating-Agenturen sollten in den kommenden Monaten überprüft und behoben werden. Ein Experte der Kommission sagte, das Problem hänge "mit der relativen Langsamkeit der Rating-Agenturen zusammen, in ihre Bewertungen die Vorboten einer Krise einzubeziehen". Rating-Agenturen sind zentral für das weltweite Finanzsystem. Sie bewerten mit Noten und Analysen die wirtschaftliche Situation von Unternehmen, vor allem das Risiko einer Überschuldung.
150 Milliarden Dollar weltweite Verluste
Die amerikanische Notenbank hat derweil erneut mehrere Milliarden Dollar in den Geldmarkt gepumpt, um die Auswirkungen der Hypothekenkrise zu dämpfen. Seit dem 9. August addieren sich diese Interventionen der Notenbank auf ein Volumen von 71 Milliarden Dollar. Die Fed will verhindern, dass Liquiditätsengpässe die Zinsen am Geldmarkt über den Richtwert von zurzeit 5,25 Prozent heben.
Nach Schätzungen von Analysten wird die US-Immobilienkrise die Anleger weltweit 150 Milliarden Dollar (rund 111 Milliarden Euro) kosten. (ina)