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Rassismus-Vorfall beendet Kreisliga-Spiel

10. September 2018

Nach der rassistischen Beleidigung eines Spielers durch einen gegnerischen Fan verlässt die Mannschaft des SC Lauchringen in der Kreisliga A den Platz und sorgt damit für Aufsehen.

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Symbolbild Amateurfußball
Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Ein Fan pöbelt gegen einen schwarzen Spieler, der Spieler bricht in Tränen aus, und sein Team verlässt daraufhin geschlossen den Platz. Auf diese ungewöhnliche und unrühmliche Art ist am Sonntag das Kreisliga-A-Spiel zwischen dem FC Weizen und dem SC Lauchringen in Baden-Württemberg zu Ende gegangen. Kurz vor Spielende - die Weizener führten zu diesem Zeitpunkt mit 4:1 - wurde der Lauchringer Angreifer Kebba Mamadou von einigen Heimfans offenbar rassistisch beleidigt.

Vollkommen aufgelöst rannte der Afrikaner daraufhin zur Trainerbank und ließ sich nicht mehr beruhigen. Wie genau der aus Ghana stammende Mamadou beleidigt worden war, wollte er nicht sagen. Seine Mannschaft verließ daraufhin geschlossen das Spielfeld. Dem  Schiedsrichter bleib daher nichts anderes übrig, als die Partie abzubrechen.

"Hey du Schwarzer!"

Wie der FC Weizen in einer Stellungnahme veröffentlichte, habe der Mann "Hey du Schwarzer, hör auf!" gerufen. Ein Satz, der an sich noch keine üble Beleidigung darstellt, aber abhängig von Zusammenhang und Tonfall sehr wohl beleidigend sein kann. Bei Mamadou jedenfalls wurde offenbar ein empfindlicher Nerv getroffen. "Ich war weit weg und habe es selbst nicht gehört", sagte Lauchringens Kapitän Tobias Kummer im Interview mit "SK-Regiosport Hochrhein". "Ich habe nur von Mannschaftskollegen mitbekommen, dass Kebba rassistisch beleidigt wurde. Deswegen haben wir uns entschlossen, das Spiel abzubrechen."

Beim FC Weizen hatte man Verständnis für die Aktion der Gäste. "Der Solidarität der Mannschaft des SC Lauchringen gebührt allen Respekt", schrieb Jannik Boma, der Vereinsvorsitzender des FC Weizen in einer Stellungnahme. "Wir sind alle sehr betroffen von der Reaktion des Spielers Kebba Mamadou", hieß es dort. "Die Äußerung von außerhalb des Platzes hat ihn sichtlich mitgenommen und verletzt. Dies tut uns aufrichtig leid und wir entschuldigen uns für diese Situation bei ihm."

Boma erklärte weiter, dass man den Fall aufarbeiten werde. Man wisse, dass jeder Mensch Aussagen unterschiedlich auffasse und bewerte. "Der Grad zwischen unbedachten Aussagen und Rassismus wird immer schmaler", heißt es auf der Homepage des FC Weizen.

"Das muss ein Zeichen sein"

Lauchringens Vereinsvorsitzender Thomas Kummer, der Vater des Mannschaftskapitäns, hatte nach dem Spielabbruch versucht, die Urheber der Beleidigungen auszumachen. Laut seiner Schilderungen fand er zwei von drei Personen, offenbar hatte sich der Hauptschuldige aber bereits davongemacht. Dafür wurden die Lauchringer Spieler angepöbelt, als sie den Platz verließen. Unter anderem soll laut Thomas Kummer der Satz: "Warum trägt ein Schwarzer bei Euch ein weißes Trikot?" gefallen sein, wie er dem SWR berichtete.

Darauf, dass seine Elf geschlossen den Platz verlassen hat, ist Kummer stolz. "Jeder kann für sich interpretieren, wie schlimm diese Äußerungen nun waren, für Kebba waren sie furchtbar. Für ihn ist es eine tolle Geste, wie sich seine Mannschaftskollegen hinter ihn gestellt haben", so Kummer. "Das muss einfach jetzt ein Zeichen sein", ergänzte sein Sohn Tobias. "Ich hoffe, dass der Mann, der das gesagt hat, ab jetzt in Weizen auf dem Sportplatz nichts mehr verloren hat."

asz/jst (mz, Stuttgarter Nachrichten, SWR)