Razzia gegen mutmaßliche Schleuser in fünf Bundesländern
4. September 2024Der Schwerpunkt der Razzia lag im Bundesland Thüringen im Osten Deutschlands, wie ein Sprecher der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung in Halle sagte. 15 der 19 durchsuchten Objekte befinden sich dort, die meisten in Jena.
Weitere Durchsuchungen fanden in Sondershausen, Nordhausen, Bad Sulza, Krefeld und Lübeck statt. Auch in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen gab es Einsätze.
Fünf Haftbefehle vollstreckt
Fünf Haftbefehle seien vollstreckt worden, sagte der Sprecher. Bei den Festgenommenen handle es sich um drei syrische und zwei irakische Staatsangehörige. Die Bundespolizei beschlagnahmte bei den Einsätzen Mobiltelefone, Datenträger und Unterlagen.
Insgesamt gebe es in dem Verfahren 18 Beschuldigte, die zwischen 23 und 57 Jahren alt seien. Die Beschuldigten stammen nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) aus Syrien, dem Irak und Bulgarien - vom Fahrer bis hin zum Mitarbeiter der Organisationsebene. Sie sollen 2023 und 2024 mindestens 140 Menschen über die sogenannte Westbalkanroute geschleust sowie über die Slowakei und Tschechien nach Deutschland gebracht haben.
In Wohnung in Jena untergebracht
Die Staatsanwaltschaft Gera ermittelt wegen banden- und gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern gegen die Verdächtigen. Dazu sollen diese pro Person 700 Euro kassiert haben. Für die Schleusungen sollen Kleintransporter genutzt worden sein. Die Menschen wurden demnach zunächst in einer Wohnung in Jena untergebracht.
Zur Bezahlung soll dem Polizeisprecher zufolge das in Deutschland verbotene "Hawala Banking" genutzt worden sein. Dabei wird Bargeld gegen eine Provision anonym über Mittelsmänner ins Ausland transferiert.
Monatelange Ermittlungen im Vorfeld
Die Ermittler seien der Bande auf die Spur gekommen, nachdem mehrmals Transporter auf der Westbalkanroute aufgehalten worden seien. Aus diesen Einzelfällen habe sich dann das große Ganze ergeben, so der Sprecher der Bundespolizei.
Laut MDR-Recherchen gingen den Razzien monatelange Ermittlungen voraus. Dabei sollen umfangreich Telefone abgehört und mutmaßliche Beschuldigte überwacht worden sein.
Erst im Februar hatte es in mehreren europäischen Ländern eine große Razzia gegen eine international agierende Schleuserbande gegeben. Damals lag der Schwerpunkt der Ermittlungen in Nordrhein-Westfalen.
kle/AR (afp, MDR)