Real holt Zidane zurück
11. März 2019Das Sensations-Comeback von Zinedine Zidane als Trainer des spanischen Fußball-Rekordmeisters Real Madrid ist perfekt. Am Montagabend gaben die Königlichen die erwartete Trennung vom bisherigen Chefcoach Santiago Solari bekannt. Dafür übernimmt wieder der 46-jährige Zidane, der Weltmeister von 1998 und einstige Regisseur der Madrilenen, das Kommando. Zidane erhält einen Vertrag bis 30. Juni 2022.
Eine Woche nach dem Untergang dieser einst unbeugsamen Elf von Einzelkönnern im Achtelfinale der Champions League gegen Außenseiter Ajax Amsterdam (1:4) stellte der mächtige Real-Präsident Florentino Perez Zidane als Architekt einer neuen Ära vor.
Sportlich unsterblich
Schon als Spieler war das Mittelfeld-Genie der Kaiser unter Königlichen gewesen, von der Bank aus führte er Madrid zehn Jahre später zu drei Champions-League-Titeln in Serie und sich selbst in Richtung sportlicher Unsterblichkeit. 2016, 2017, 2018 - dann hatte der Franzose urplötzlich genug. Früher als sein Präsident ahnte der Weltmeister von 1998, dass ein "neuer Impuls" nötig war. Er blieb aus. Nun setzt ihn Zidane mit seinem Comeback ironischerweise selbst.
Real gesteht sich damit zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit einen Trainer-Fehlgriff ein. Nach Zidanes Abschied hatte Perez zunächst der spanischen Nationalmannschaft Julen Lopetegui entrissen und dies unmittelbar vor dem ersten WM-Spiel in Russland verkündet. Ein Skandal. Und ein Irrtum.
Lopetegui blieb ganze vier Monate, ihm folgte Solari. Der Argentinier hat den Untergang des "Königreiches" Real in der Champions League und einen 12-Punkte-Rückstand in der Liga auf den FC Barcelona zu verantworten. Der Ajax-Schande waren zwei schmähliche Clasico-Heimpleiten (Liga und Pokal) gegen Barcelona innerhalb von vier Tagen vorausgegangen.
Der Verein wird Zidane zu Füßen liegen
Zidane hingegen hatte mit seinem Abschied ein glänzendes Gespür für Timing bewiesen. Nun ist der Zeitpunkt wieder ideal: Der Verein wird ihm zu Füßen liegen. In dieser Saison ist eh nichts mehr zu retten, die erneute Direkt-Qualifikation zur Champions League sollte dennoch gelingen.
Im Sommer werden gigantische Investitionen erwartet. Perez ist gefordert wie nie zuvor, will er des Volkes Zorn von sich ablenken. Der Bauunternehmer hatte den für viele Anhänger unverzeihlichen Fehler begangen, den Superstar Cristiano Ronaldo ohne ernsthafte Gegenwehr zu Juventus Turin ziehen zu lassen. Der fünfmalige Weltfußballer wurde nicht ersetzt. Real wankte, schleppte sich irgendwie noch durch und zerbarst schließlich gegen eine junge, frische, hungrige Ajax-Mannschaft.
Der Kader steht vor einem gewaltigen Umbruch
Perez zeigte dies, dass er handeln muss. Verdiente Spieler könnten aussortiert werden, auch Toni Kroos, der deutsche Weltmeister und Strippenzieher, gilt als Streichkandidat. Gareth Bale, für dessen 100-Millionen-Euro-Ablöse wenig Gegenwert kam, und das ewige Talent Isco könnten dem Neuaufbau im Wege stehen. Karim Benzema hat im Sturm seine beste Zeit hinter sich.
Zidane wird Real von der Ronaldo-Fixierung befreien müssen. Denn phasenweise spielt der spanische Rekordmeister immer noch, als stünde da vorne die Allzweckwaffe und müsse nur geladen werden. Diese Zeiten sind vorbei. Die dritte Ära Zidane beginnt.
al/jj (sid, dpa)