Reallöhne in Deutschland stark gestiegen
22. September 2015Die Reallöhne in Deutschland sind im zweiten Quartal 2015 so stark gestiegen wie seit mindestens sieben Jahren nicht mehr. Sie kletterten zwischen April und Juni um 2,7 Prozent zum Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Die Nominallöhne stiegen um 3,2 Prozent, während sich die Lebenshaltungskosten nur um 0,5 Prozent erhöhten.
Besonders in Branchen, wo es zuletzt überdurchschnittliche Tariferhöhungen gab, legte die Kaufkraft der Verbraucher spürbar zu. So stiegen die Nominallöhne etwa im Gastgewerbe um 4,5 Prozent, in der öffentlichen Verwaltung gab es ein Plus von 4,1 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe von 3,8 Prozent.
Geringfügig Beschäftigte: ein Plus nach großem Minus
Vor allem bei den geringfügig Beschäftigten sind die Reallöhne mit 5,0 Prozent besonders stark gestiegen. Voll- und Teilzeitbeschäftigte haben dagegen nur einen Anstieg von 3,2 bzw. 3,3 Prozent. Dies könnte mit dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro zusammenhängen, der seit Anfang 2015 gilt.
Aus den Daten geht hervor, dass die Lohnuntergrenze vor allem Ungelernten zugutekommt. Die Statistiker betonten allerdings, der Einfluss auf den allgemeinen Lohnindex lasse sich nicht genau berechnen.
Das Wiesbadener Bundesamt erhebt vierteljährlich die Verdienste in 40.500 Betrieben in der Industrie und im Dienstleistungsbereich. Im ersten Quartal dieses Jahres waren die Reallöhne um 2,5 Prozent gestiegen. Schon damals hieß es, so einen starken Antstieg habe es seit 2008 nicht gegeben.
Diesem Anstieg sind jedoch viele Jahre sinkender Löhne vorausgegangen. Nach einer Berechnung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni Duisburg-Essen sind zwischen 1995 bis 2012 die Reallöhne in allen Einkommensgruppen gesunken. Einen dramatischen Rückgang erlebten Geringverdiener: Ihre realen Stundenlöhne stürzten in diesem Zeitraum um 20 Prozent ab.
iw/bea (dpa, rtr, Statistisches Bundesamt)