Pop-Hits der 1980er
25. April 2014
"Kein Zurück für dich - there's no way back" - im Studio des Duos Blank & Jones dröhnt der Song "Dr. Mabuse" der deutschen Band Propaganda aus den Lautsprechern. Auch wenn das Lied schon 30 Jahre alt ist: Stimme und Sound wirken frisch, bombastisch und bedrohlich. "Da war noch ein Knacken in der Aufnahme, das haben wir gerade entfernt", sagt Jaspa Jones und guckt konzentriert auf die Tonspuren, die auf dem Bildschirm seines Apple-Rechners vorbeiziehen.
Der Countdown läuft
Gemeinsam mit seinem Partner Piet Blank hat er "Dr. Mabuse" und weitere Klassiker des britischen Labels ZTT klanglich aufgefrischt und neu arrangiert. Die Zeit drängt: In wenigen Tagen sollen die neuen Versionen unter dem Titel "So80s Pres. ZTT" veröffentlicht werden. Blank und Jones haben vier Monate an dem Projekt gearbeitet, haben die Songs bearbeitet, das Design koordiniert, das finanzielle Risiko getragen.
Blank scrollt durch die Foren von Musik-Webseiten: Er will wissen, was Fans über die anstehende Platte sagen. In den Online-Foren kommen ständig neue erwartungsfrohe Kommentare hinzu. "Wir sind sehr gespannt darauf, was die Leute sagen, wenn die Platte erst draußen ist", sagt Blank mit Blick auf die Webseiten. Man merkt an der Stimme, am Blick: Mit dem aktuellen Projekt können Blank & Jones sich einen lang gehegten ein Wunsch erfüllen.
Zurück zu den Wurzeln
Schon als Teenager haben Blank und Jones Schallplatten des Labels ZTT gekauft. 1983 vom Musikjournalisten Paul Morley, dem Produzenten Trevor Horn und dessen Frau Jill Sinclair gegründet, hat die Plattenfirma innerhalb weniger Jahre Maßstäbe gesetzt. Mit Bands wie Frankie Goes To Hollywood, The Art Of Noise oder Propaganda haben sie nicht nur Millionen Schallplatten verkauft.
Horn und Morley haben auch Aufnahmetechniken, Coverdesign, Musikvideos und Vermarktung revolutioniert. Insbesondere mit einer Vielzahl von Maxi-Singles und Remixen haben ZTT bis heute die Veröffentlichungspraxis von Plattenfirmen geprägt.
Auch mit diesen Maxi-Singles ausgerüstet bestritten Blank und Jones die ersten Jobs als DJs. In den Neunzehnneunzigerjahren fingen sie dann selbst an, Platten zu veröffentlichen. Bis heute hat das Duo elf Millionen Tonträger verkauft. Vor einigen Jahren kehrten Blank und Jones zu ihren Teenager-Wurzeln zurück und starteten die CD-Reihe "So80s". Sie suchten in den Archiven der Plattenfirmen nach Maxi-Versionen und Remixen von Hits aus den Neunzehnachtzigerjahren. Depeche Mode, Pet Shop Boys, INXS und auch deutschsprachige Künstler wie Falco oder Hubert Kah - Blank und Jones entdeckten bei ihren Recherchen nicht nur viele Raritäten. Für "So80s" haben sie Originalaufnahmen klanglich aufgefrischt und auch damit vielen Musiksammlern eine Freude gemacht.
Originäres bewahren
Mit "So80s Pres. ZTT" führen sie ihr Konzept von Recherche, Überarbeitung und Wiederveröffentlichung fort. Sie haben bei ZTT die Studioaufnahmen der Klassiker aus den Achtzigerjahren angefragt - und bekommen. In ihrem Studio im Westen Kölns haben sie diese restauriert und die Songs auch neu arrangiert. "Aber eben so, wie man es damals gemacht hat", erklärt Jones.
Sowohl in der Dramaturgie als auch im Klangbild haben sich Blank und Jones bei ihren neuen Versionen von "Relax", "Two Tribes" oder "Dr. Mabuse" an den Ideen und technischen Möglichkeiten der goldenen ZTT-Ära orientiert.
Interesse eines Experten
"Ich bin sehr gespannt, was Blank und Jones mit 'Dr. Mabuse" gemacht haben", zeigt sich auch Peter Illmann neugierig. "Das ist einer der Songs vom ZTT-Label, den ich auch heute noch höre." Der Moderator und Schauspieler hat 1984 den ersten Auftritt von Frankie Goes To Hollywood im deutschen Fernsehen angekündigt: In der Sendung "Formel Eins" sang die Band aus Liverpool ihre Debütsingle "Relax". "Das war ein ganz neuer Sound, den wir damals noch nie gehört hatten", erinnert sich Illmann.
"Wenn etwas von ZTT kam, steckte immer etwas Besonderes dahinter. Vom Sound bis zum Image der Band war das alles sehr durchdacht und kalkuliert. Und es spricht für die Genialität von Trevor Horn, dass ZTT ihren Ansatz im Mainstream platzieren konnten, ohne so stupide zu klingen wie andere Produktionen aus der Zeit."
Auch 30 Jahre nach "Formel Eins" stellt Illmann ein großes Interesse an der Musik von damals fest. Illmann selbst etwa arbeitet für einen deutschen Privatsender an einer Weiterentwicklung seiner damaligen TV-Sendung. Er ist sicher: "Durch Neuveröffentlichungen wie von Blank und Jones oder eine Jubiläums-DVD von ‚Formel Eins‘ kommen auch jüngere Menschen darauf, die Musik zu hören oder sich das Musikfernsehen von damals anzusehen."
Unerwarteter Kommentar
Piet Blank hat auf der Seite "Super Deluxe Edition" einen Kommentar gefunden, über den er sich besonders freut: Holly Johnson, der frühere Sänger von Frankie Goes To Hollywood, wünscht den beiden Kölner Musikproduzenten viel Erfolg für ihr ZTT-Projekt. "Das ist schon etwas Besonderes", erklärt Blank, schließlich habe Johnson einen Jahre langen Rechtsstreit mit Trevor Horn und Paul Morley hinter sich und anschließend versprochen, sich nie wieder zu ZTT äußern zu wollen. Man merkt Blank und Jones an: Dass der Sänger einer ihrer Lieblingsbands sich auf diesem Weg an sie wendet, bedeutet ihnen viel. Wie das eben ist, wenn Wünsche in Erfüllung gehen.