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Recycling von Batterien und Akkus

16. Juni 2021

Die Flut an Batterien wächst, nicht nur durch E-Autos und E-Bikes. Recycelt wird nur etwa die Hälfte. Um neue gesetzliche Bestimmungen zu erfüllen, muss viel investiert werden in die Aufarbeitung alter Batterien.

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Die Firma Redux recycelt Gerätebatterien
Die Firma Redux recycelt Gerätebatterien Bild: REDUX Recycling/Saubermacher

Vor dem offenen Hallentor steht ein Sattelzug rückwärts vor der Laderampe. An Bord: Holzpaletten mit grauen Fässern und grünen Banderolen. Ein Gabelstapler bringt sie in die Halle. Produktionsleiter Alexander Schwarz weist den Fahrer ein. "Die Fässer liefert uns ein Kunde. Die grüne Banderole bedeutet, das da gemischte Haushaltsbatterien drin sind." Alexander Schwarz ist einer von 40 Mitarbeitern der Bremerhavener Firma Redux, die sich auf das Recyclen von Haushalts- und Gerätebatterien spezialisiert hat. 10.000 Tonnen Altbatterien laufen pro Jahr durch die Anlage.

Im zweiten Stock des Verwaltungstrakts haben Geschäftsführer Detlef Schmeer und sein Kollege Martin Reichstein ihre Büros. "Die Gerätebatterie sind das Hauptgeschäft, sie machen rund 90 Prozent aus", meint Reichstein. Schmeer ergänzt: "Von den Gerätebatterien sind wiederum 80 Prozent die alten Alkali-Mangan-Einwegbatterien. Die Einwegbatterie ist immer noch dominierend."

EU-Studie: Die Hälfte der Batterien landet auf dem Müll

Neben den Einwegbatterien stehen an jeder Supermarkt-Kasse auch wiederaufladbare Batterien zum Verkauf - sogenannte Nickel-Metallhybrid-Akkus oder die leistungsstärkeren Lithium-Ionen Knopfzellen. Ebenfalls zu den Gerätebatterien zählen Lithium-Ionen-Akkus für Laptops und Notebooks, für Digitalkameras, Rasenroboter oder Laubbläser. In ihnen sind wertvolle Metalle verbaut wie Kobalt, Nickel, Kupfer oder Lithium.

In einer Studie für die EU hat das Darmstädter Öko-Institut vor drei Jahren festgestellt, dass die Hälfte aller Gerätebatterien gesammelt und recycelt werden. Matthias Buchert leitet den Bereich Ressourcen und Mobilität. "2019 wurden 52,22 Prozent dieser Gerätebatterien eingesammelt", sagt er. "Das war immerhin eine leichte Steigerung gegenüber den Vorjahren." Das heißt aber auch, die Hälfte der Batterien landen nach wie vor auf dem Müll. "Hier muss noch einiges getan werden, um die Sammelquote der Gerätebatterien zu erhöhen."

Die Politik ist gefragt. Matthias Buchert sieht da insbesondere die EU in der Pflicht. Die aktuelle EU-Batterie-Verordnung stammt aus dem Jahre 2006. Damals gab es Lithium-Ionen-Batterien noch so gut wie gar nicht. Das hat sich grundlegend verändert. Inzwischen drängen immer mehr Lithium-Ionen-Batterien auf den Markt und landen dann schließlich im Müll. Dabei enthalten sie wertvolle Inhaltsstoffe.

"Die Batterien aus unseren Notebooks und Laptops sind sehr attraktiv, weil sie Kobalt enthalten", sagt Buchert. Inzwischen kommen auch Batterien von E-Bikes zurück, ebenso wie die ersten Antriebsbatterien aus PKW. Noch seien es geringe Mengen, sagt Buchert, "aber bis Ende des Jahrzehnts werden sie deutlich ansteigen". Es muss also ein guter Weg gefunden werden, wie mit diesen Batterien umgegangen wird, um einerseits die sozialen und ökologischen Folgen des Rohstoffabbaus in den Griff zu bekommen und andererseits den künftigen erhöhten Bedarf an Rohstoffen für Batterien zu decken.

Infografik E-Auto Batterie Recycling DE
Batterien von E-Autos

Recycling lohnt sich aus ökonomischer Sicht nicht immer

Global-Player wie VW oder Tesla stecken Milliardenbeträge in das Recycling-Geschäft. Die großen Konzerne haben die schweren Industrie-Akkus aus Elektrofahrzeugen im Blick. Die kleineren Gerätebatterien werden dagegen von mittelständischen Betrieben wie der Firma Redux sortiert und recycelt. Der Ertrag, den man mit den recycelten Stoffen erzielt, deckt meist nicht den Aufwand, der hierfür betrieben werden muss.

Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten bleibt Recycling zunächst einmal ein Zuschussgeschäft, erklärt Schmeer, der Geschäftsführer von Redux. "Wir bekommen Geld vom Rücknahmesystem, damit decken wir die Prozesskosten ab." Das trifft vor allem für die gewonnenen Wertstoffe aus den Einwegbatterien zu. "Für die Weitergabe an jemanden, der mit einem thermischen Prozess das Zink rausholt, müssen wir noch bezahlen." Anders sieht es aus bei Lithium-Ionen, sagt Schmeer: "Das entstehende Endprodukt ist ein feines Pulver, das die edlen und seltenen Metalle Lithium und Kobalt enthält. Da wird man dann für den Metallanteil tatsächlich bezahlt."

Umwelt Recycling l Saubermacher - Anlage zum Recyclen der Wertstoffe
Das Recycling von Batterien ist aufwendig und lohnt sich aus ökonomischer Sicht nicht immerBild: REDUX Recycling/Saubermacher

EU-Batterierichtlinie wird überarbeitet

Es tut sich etwas in der Politik. Die Europäische Batterierichtlinie aus dem Jahr 2006 wird überarbeitet. Die EU-Kommission hat ihren Entwurf an das Europäische Parlamentweitergeleitet . Der Entwurf, weiß Öko-Institut-Mitarbeiter Matthias Buchert, sieht vor, dass die Wiederverwertung der eingesetzten Materialen bei den Alkali-Mangan-Einwegbatterien und den wiederaufladbaren Nickel-Metallhydrid-Batterien bis 2030 auf 95 Prozent steigen soll.

"Beim Lithium hängen die Anlagen und Technologien noch zurück", so Buchert. Aber es gebe eine ganze Reihe von Verfahrensansätzen und Forschungsarbeiten für das Recycling dieser Batterien. "Da hat die Kommission für 2025 eine Rückgewinnungsquote von 25 Prozent und für 2030 von 70 Prozent vorgeschlagen." Ein echter Systemwechsel, meint Batterie-Experte Buchert, wäre allerdings erst bei einer Umstellung auf ein Pfandsystem erreicht.

Auch wenn die Recycling-Quoten erst einmal nur angehoben werden: Die hiesigen Entsorgungsfachbetriebe werden schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. So, wie die Kapazitäten für die Batterie-Fabriken ausgebaut werden, müssten auch die Kapazitäten von Recycling-Anlagen deutlich ausgeweitet werden, sagt Buchert.

"Die großen Antriebs-Batterien aus den Elektrofahrzeugen werden auch künftig nicht in Bremerhaven auseinandergebaut und recycelt. Wohl aber die kleineren Lithium-Ionen-Batterien aus Pedelecs, Staubrobotern, Elektrorollstühlen oder Akku-Bohrern. "Technisch sind wir in der Lage, noch mehr zu machen", sagt Redux-Chef Martin Reichstein und das Geschäft boome. Ein Ende ist nicht in Sicht, denn die Recycling-Quoten, so will es die Politik, werden weiter steigen.