Redewendungen rund ums Laufen

Die Frage "Na, wie läuft's?" hat sich erst in den vergangenen Jahren in der deutschen Sprache etabliert. Man kann sie auch durch das gängige "Wie geht's?" ersetzen, das die meisten Deutschlerner ziemlich früh kennenlernen. Und wer freut sich nicht, wenn er nach seinem Befinden gefragt wird? Schön, wenn man dann antworten kann: "Alles läuft rund", alles ist prima.

Das deutsche "noch in den Kinderschuhen stecken" bedeutet, dass die Dinge gerade erst anfangen, sich zu entwickeln oder zu entfalten. Mit anderen Worten: Der Ball ist gerade erst ins Rollen gekommen, man muss noch wachsen und dazulernen.

Im Leben eines Kleinkindes ist es ein Meilenstein, endlich laufen zu lernen und die ersten Schritte zurückzulegen. Das Verb "laufen" kann Nicht-Muttersprachler ganz schön verwirren, denn es kann sowohl "gehen" als auch "rennen" bedeuten. Um es noch komplizierter zu machen, gibt es das Sprichwort: "Man muss erstmal laufen lernen, bevor man rennt." Rennen bedeutet dann aber wirklich rennen...

Der Termin rückt immer näher, man fühlt sich gestresst. Da denken sich viele: "Mir läuft die Zeit davon!" - ich hab nicht genug Zeit, alles zu schaffen, was ich mir vorgenommen habe. Kleiner Tipp: Einfach mal langsam machen und versuchen, den Augenblick zu genießen - so wie es Simon & Garfunkel in ihrem Song "Feelin' Groovy" empfehlen.

Während den langen Jahren der Corona-Pandemie ist uns das sicher allen schon einmal durch den Kopf gegangen: "Es ist zum Davonlaufen!", was soviel bedeutet wie: "Ich will allem entfliehen." Auch in anderen unangenehmen Situationen kommt dieser Satz zur Anwendung. Umsetzbar ist das Vorhaben allerdings oft nicht; vielleicht hilft es ja, Entspannungsübungen zu machen.

Was war zuerst da: das Ei oder die Henne? Genauso schwierig ist die Frage zu beantworten, ob die Redewendung zuerst im Deutschen oder im Englischen existierte, wo es "walking on eggshells" heißt. Aber egal in welcher Sprache: Niemand mag es wirklich, ständig vorsichtig sein zu müssen, um jemanden nicht zu verärgern. Die Redensart bezieht sich darauf, dass ein Ei leicht zerbrechen kann.

Ein ganz schön unangenehmes Gefühl, wenn es einem kalt den Rücken runterläuft und man buchstäblich erschauert. Das passiert zum Beispiel, wenn man einen Horrorfilm guckt und sich zu Tode fürchtet. Trotzdem bleibt man wie gebannt sitzen, um zu erfahren, wie es weitergeht. Ganz schön schaurig!

Da stehen die leckersten Speisen, die man sich nur vorstellen kann, vor einem auf dem Tisch. Kein Wunder, dass einem da das Wasser im Munde zusammenläuft. Die biologische Erklärung ist eher nüchtern: Der Speichelfluss wird angeregt, wenn man sich auf eine bevorstehende Mahlzeit freut.

Lügen haben kurze Beine, das will heißen: Wer lügt, der kommt damit nicht weit. Irgendwann kommt die Wahrheit ans Licht, oft schneller, als es dem Lügner oder der Lügnerin lieb ist. Vor der Wahrheit kann man eben nicht davonlaufen.

Der Begriff "Laufpass" stammt aus dem Militär. Früher bekam jeder Soldat nach der Entlassung aus dem Militärdienst einen Laufpass ausgestellt. Auch Dienstboten konnten einen erhalten, der aber eher als Drohung diente, um sie zu größerer Arbeitsleistung anzuspornen. Heute bezieht sich die Redewendung auf ein emotionales Minenfeld: Sie bedeutet nämlich, dass man die Beziehung zu jemandem beendet.

"Amok laufen" sagt man, wenn Menschen in einem Zustand krankhafter Verwirrung mit einer Waffe umherlaufen und Menschen verletzen oder töten. Das Wort Amok leitet sich übrigens vom malaiischen Wort "amuk" ab, was "wütend" und "rasend vor Zorn" bedeutet.

In der Pandemie hat so manch einer große Menschenmengen gemieden. Der deutsche Ausdruck "etwas ist überlaufen" bedeutet, dass etwas überfüllt ist, also zu viele Menschen gleichzeitig anwesend sind. Kurzum, es ist das komplette Gegenteil des einsamen Joggers auf dem Foto, der durch das nächtliche Dresden läuft.

Im Jahr 2020 hatte man wirklich das Gefühl, dass wegen der Corona-Pandemie alles "aus dem Ruder läuft", dass nichts mehr so ist, wie es mal war und man komplett die Kontrolle verloren hat. Es ist ein bisschen, als ob ein Boot nicht mehr auf Kurs ist. Kaum war die Pandemie vorbei, kam schon der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Hoffentlich kommt das Boot bald wieder auf Kurs.

Täglich Konferenzen, Treffen auf Zoom und Teams: Manchmal wird einem alles zu viel. Um die Dinge einigermaßen in den Griff zu bekommen, bietet es sich an, Listen zu erstellen und den Arbeitsalltag straff zu organisieren. Dann hat man auch immer eine Antwort parat, wenn die Frage kommt: Wie ist der Ablauf?

Wer "die Dinge laufen lässt", hat die Ruhe weg. Dahinter steckt der optimistische Gedanke, dass sich alles irgendwie schon zum Guten wenden wird. Ein bisschen klingt das nach buddhistischer Zen-Philosophie. Wir können unser Schicksal eben nicht immer beeinflussen.