Reichstag: Neue Ära in altem Gebäude
Vor 15 Jahren zog der Deutsche Bundestag in den runderneuerten Reichstag in Berlin ein. Seitdem betraten zahlreiche Staatsoberhäupter das Gebäude, das seit seiner Fertigstellung 1894 Zeuge deutscher Geschichte ist.
Feierliche Schlüsselübergabe
Am 19. April 1999 war es so weit. Der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse übernahm symbolisch den Schlüssel des renovierten Reichstagsgebäudes, in dem das Parlament seitdem seine Plenarsitzungen abhält.
Putin spricht im Reichstag
Seit 1999 waren einige bekannte Gesichter im Reichstagsgebäude zu Gast. 2001 hielt Wladimir Putin als erster russischer Präsident eine Rede im Bundestag - den größten Teil davon auf Deutsch. "Wir sprechen von einer Partnerschaft - nur in Wirklichkeit haben wir immer noch nicht gelernt, einander zu vertrauen", sagte Putin damals.
US-Präsident Bush zu Gast
Kurz nach dem Besuch Wladimir Putins, stattete der Repräsentant einer weitere Großmacht dem Reichstag einen Besuch ab. US-Präsident George W. Bush hielt 2002 eine Rede im Bundestag. Vor allem seine Worte zu Russland kamen dabei gut an. Russland hätte die größte Chance seit 1917, seine Rolle in Europa zu finden, sagte Bush.
Proteste gegen Bush
Bei der Bevölkerung kam der Besuch des US-Präsidenten gar nicht gut an. Neben Demonstranten auf den Straßen waren auch einzelne Abgeordnete nicht einverstanden mit Bushs Politik: Die PDS-Politiker Ulla Jelpke, Heidi Lippmann und Winfried Wolf hielten während der Rede ein Transparent mit dem Slogan "Mr. Bush + Mr. Schröder: Stop your wars" in die Höhe und verließen danach den Plenarsaal.
Besuch vom Papst
Unter dem Beifall der Abgeordneten besuchte der deutsche Papst Benedikt XVI. den Bundestag im Reichstagsgebäude während seines ersten offiziellen Staatsbesuchs im Jahr 2011. Zum damaligen Zeitpunkt war der Papst eines von 13 ausländischen Staatsoberhäuptern, die eine Rede vor dem deutschen Parlament halten durften. Zuvor hatte es wochenlange Diskussionen über den anstehenden Auftritt gegeben.
Dem Deutschen Volke
Ob Staatsoberhaupt oder Besucher - jeder der das Reichstagsgebäude durch das Hauptportal betritt, geht unter dem berühmten Schriftzug des Architekten Paul Wallot durch. Zwei eingeschmolzene Kanonenrohre aus den Befreiungskriegen dienten als Material für die Buchstaben, die 1916 angebracht wurden. Kritiker bemängeln, dass der Begriff "Volk" ausländische Bewohner Deutschlands nicht einschließe.
Der Reichstag brennt
Die finsterste Episode der deutschen Geschichte machte auch dem Reichstagsgebäude zu schaffen. 1933 brannte der Plenarsaal vier Wochen nach Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler vollständig aus. Dass es sich um Brandstiftung handelte gilt als sicher. Die Schuldfrage ist bis heute nicht endgültig geklärt. Einen Nutzen hatten aber die Nazis, die ihre politischen Gegner verantwortlich machten.
Zerstörung im Krieg
Historischer Moment am 2. Mai 1945: Ein Soldat hisst die sowjetische Flagge auf dem Reichstagsgebäude. Die Szene symbolisiert das Ende des Zweiten Weltkriegs. Das heftig umkämpfte Reichstagsgebäude stand nach dem Ende des Kriegs in Trümmern. 1954 wurde die Kuppel aus Sicherheitsgründen gesprengt. Ein Jahr später beschloss der Bundestag die Wiederherstellung des Gebäudes.
An der Mauer
Während der Teilung Deutschlands entschied die Bundesregierung von der neuen Hauptstadt Bonn aus über die Geschicke der neuen Bundesrepublik. Das Reichstagsgebäude in Berlin lag während dieser Zeit im britischen Sektor. Die Berliner Mauer verlief direkt am Gebäude, das zu einem Symbol für die verfeindeten Mächte wurde. Zu dieser Zeit befand sich ein Museum im Gebäude.
Die Wiedervereinigung
Erstmals seit Jahren stand das Reichstagsgebäude 1990 wieder positiv im Mittelpunkt: Mit Feuerwerk, Deutschlandfahnen und Volksfesttrubel feierten rund eine Million Menschen in der Nacht zum 3. Oktober die Deutsche Einheit. Schon einen Tag später fand eine symbolische erste Bundestagssitzung des wiedervereinigten Deutschlands im Reichstag statt.
Umzug nach Berlin
1991 fasste das Parlament in Bonn den Beschluss, wieder nach Berlin zurückzukehren - mit einer Mehrheit von nur 18 Stimmen. Der Umzug erforderte einen Umbau und eine Modernisierung des Gebäudes. Die neue Kuppel aus Glas ist heute ein Wahrzeichen der Stadt Berlin. Sie hat einen Durchmesser von 38 Metern, ist fast 24 Meter hoch und für Besucher begehbar. Den Plenarsaal versorgt sie mit Tageslicht.
Reichstag als Kunstobjekt
Bevor die umfassenden Umbaumaßnahmen des Reichstagsgebäudes im Jahr 1995 begannen, durfte aber noch das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude ein seit den Siebzigerjahren geplantes Kunstprojekt verwirklichen. Vom 24. Juni bis zum 7. Juli 1995 verhüllten die Künstler das Gebäude vollständig mit silberglänzendem, feuerfestem Gewebe. Die Aktion machte das Reichstagsgebäude weltweit berühmt.
Beliebte Sehenswürdigkeit
Nach nun 15 Jahren als Sitz des Bundestags ist das Reichstagsgebäude weiterhin ein beliebtes Ziel für Touristen aus der ganzen Welt. Seit dem Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin wurden mehr als 15 Millionen Besucher gezählt - und auch die Berliner kommen gerne mal für ein Nickerchen in der Sonne vorbei.